Donnerstag, 23. Dezember 2010

Eines noch

Ich habe mitbekommen, dass ich gut ein halbes Dutzend Menschen kenne, die über die Feiertage auf die Deutsche Bahn oder, noch schlimmer, auf das Auto angewiesen sind.
Ziele sind unter anderem München, Berlin, Frankfurt, aber auch Halle.

Ich drücke Euch Allen (und auch allen Anderen die es betrifft) ganz, ganz fest die Daumen, dass Ihr die Feiertage und/ oder Silvester dort verbringen könnt wo Ihr hin wollt, und vor allem in der Gesellschaft die Ihr Euch gewünscht habt.

Lasst Euch nicht stressen. Nehmt Euch die Zeit für ein paar Gespräche mit Mitreisenden. Man weiß nie was sich ergibt. Und sobald irgendwo in der Nähe ein gelbes M auftaucht, kriegt man auch fast immer noch Kaffee.

Und im neuen Jahr könnt ihr mir dann erzählen wie Eure Odyssee war.

Bis dahin wünsche ich Euch alles Gute.

Dienstag, 21. Dezember 2010

Foamy

Und für alle denen genauso unweihnachtlich zu Mute ist wie mir, hier noch mein Lieblingseichhörnchen mit dem Wort zur Weihnacht:

Foamy (nicht für Kinder geeignet und ja, wieder Englisch)

Und damit schon mal schöne Feiertage an Alle und einen guten Rutsch, denn der Kulturjunkie verabschiedet sich jetzt schon mal ins neue Jahr.

Bis dahin und frohes Schneetreiben.


Extra Hinweis:
Foamy ist nichts für zart besaitete. Er regt sich grob aller 14 Tage über ein anderes Thema auf. Meistens hat er recht, er ist nur in der Wortwahl nicht immer sensibel. Dazu kommt, dass die weibliche Hauptperson ihr Geld in den letzten zig Episoden im ältesten Gewerbe der Welt verdient hat. Das wird nicht gezeigt, aber überdeutlich angesprochen. Wer alt genug ist das Englisch zu verstehen sollte an sich auch alt genug für den Inhalt sein. Aber ich übernehme keine Haftung sollte der Link die Gefühle Einzelner verletzen.

Des Kaisers neue Kleider

Also gut, zwei Bemerkungen vorne weg, bevor ich wieder versuche halbwegs nett zu sein:
Als ich gestern aus Des Kaisers neue Kleider heraus kam erklärte ein Junge gerade lautstark seiner Klassenlehrerin, dass er nie wieder in die Oper gehen wird. Ich kann es ihm schwer verübeln. (Was irgendwie ein allgemeines Problem zu sein scheint. Ein Bekannter von mir ist etwa so alt wie ich und studiert ebenfalls, aber er war absolut baff als er damals in den Singenden Rucksäcken mitbekam, dass man im Theater nicht nur lachen und klatschen darf, sondern dass das sogar gewünscht ist. Darauf hatte ihn weder die Schule, noch seine Mutter - die immerhin Musiklehrerin ist - adäquat vorbereitet. Und Stücke wie das von gestern sind Teil der Begründung.)
Als Schulvorstellung wäre das ganze wahrscheinlich gar nicht so schlimm gewesen, wenn ich Teile der Zuschauer nicht schon in der Bahn hätte ertragen müssen.
Und: es war nicht ganz so schlimm wie erwartet, aber es war auch nicht unbedingt gut.

Und um hier die berechtigte Frage einer Freundin aufzugreifen: warum gebe ich Geld für so etwas aus, wenn ich von vorn herein nicht davon ausgehe dass es gut werden wird?
Und die ehrliche Antwort ist eine Mischung aus Neugier und Masochismus.
Ab hier wird es dann etwas länger. Wer direkt meine Eindrücke vom Stück lesen möchte kann diesen Absatz überspringen. Und für alle anderen kommt hier noch mal eine kleine Pause sich was zu trinken zu holen. Fertig? Dann weiter.
Erinnern sich hier noch alle dunkel an Elke Heidenreich? So was wie die weibliche Version von Marcel Reich-Ranicki. Gut, der Vergleich hinkt ein wenig, aber an den erinnern sich wenigstens noch die meistens, nachdem er vor zwei Jahren einen Preis von ARD und ZDF abgelehnt hat, weil er die Veranstaltung unzumutbar fand und das Fernsehen gleich mit. Thomas Gottschalk hatte das ganze mit einer Mischung aus Löwenbändiger, Entertainer und Diplomat so gerettet, dass man das gerne in einer Sondersendung mal ausdiskutieren könne (aber heute Abend wird erst mal gefeiert). Die Sondersendung hat sich dann schon kein Mensch mehr angesehen, aber das ist ein anderes Thema.
So, Frau Heidenreich hatte zu dem Zeitpunkt noch ihre Lesen Sendung beim ZDF, allerdings lief die glaube ich nur jeden dritten Dienstag im Monat um 23Uhr oder so was obskures. Es war also was, dass kein normaler Mensch wirklich regelmäßig geschaut hat, weil man es viel zu oft vergessen hat, dass man da doch eigentlich einschalten wollte - wenn das denn überhaupt der Fall war.
Diese Frau hat sich nun sehr wortgewaltig hinter Marcel Reich-Ranicki gestellt, er sich aber nicht hinter sie, als das ZDF dann meinte "wer so über seinen Arbeitgeber schimpft kann sich gerne einen anderen suchen" und Frau Heidenreich kurzerhand herausschmiss.
Die Lesen Sendung wanderte dann erst mal ins Internet ab, wo Liebhaber der digitalen Archäologie sie heute noch finden können. Eine der ersten Sendungen hatte Campino als Gast, frei nach dem Motto: dann schauen wenigstens ein paar der jüngeren Zuschauer noch zu.
So, was hat diese Frau jetzt mit Musik zu tun?
Die Frage habe ich mir das erste Mal gestellt, als ich neulich am Aufzug im Musikinstitut etwas warten musste. Da hing noch das Plakat der Filmmusiktage und weiter unten prangte "Text: Elke Heidenreich". Wie ich heute weiß handelte es sich dabei um ein Auftragswerk: der Text von ihr, die Musik von ihrem Lebensgefährten. Auch eine etwas gruselige Arbeitskombination, aber wenn die Beziehung das aushält, bitte.
Und wenn man dann erst mal anfängt ein wenig im Internet zu stöbern, findet man immer wieder Stimmen, die behaupten Frau Heidenreich hätte richtig Ahnung von Musik.
Also habe ich mal eben die Tatsache beiseite gewischt, dass ich ihr MacBeth Schlafes Mörder nichtssagend fand und bin gestern mal wieder in die Oper. (Musik Hans Lofer, Text Elke Heidenreich, Orchesterbearbeitung Marc Aurel Floss. Das ist ein anderes Werk als das zu den Filmmusiktagen, nur damit hier keiner durcheinander kommt.)
Ich dachte mir: das musst du sehen um es zu glauben. Und in gewissem Sinne habe ich es gesehen und kann es immer noch nicht glauben, aber dazu kommen wir ja jetzt.
Und ich wusste vorher dass es eine Schulveranstaltung wird. Und ich bin trotzdem hin. Manchen ist eben einfach nicht mehr zu helfen.

Kommen wir jetzt endlich mal zum Stück
Die Bühnen Halle schreiben, und das muss ich zitieren, weil ich das nicht so gut formulieren kann (aus purer Ignoranz): Eine komische Oper "...die musikalisch eine Vielzahl parodistischer Elemente und Motive großer Opernwerke enthält." (Zitat von hier entnommen)
Das sind Dinge die ich nicht höre. Mir fehlte dazu einfach zu viel Hintergrundwissen. Aber da war ich an dem Tag wohl nicht allein. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich die Musik nicht sonderlich mochte, einfach weil ich schon wesentlich melodischeres gehört habe. Ist aber nur mein persönlicher Eindruck.
Der erste faszinierende Teil war, dass sich ein Haufen unruhiger Kinder wirklich mit einer Modenschau ruhig stellen lassen. Ich hätte das nicht für möglich gehalten. Und für die die noch nicht da waren: um den Musikergraben wurde eine Art Cat-Walk gelegt, auf dem Teile der Handlung statt finden. Unter anderem besagte Modenschau. Daher ist erste Reihe Parkett ausnahmsweise wenig empfehlenswert, es sei denn man steht auf Nackenstarre.
Nächste Feststellung: Herr O'Connor sieht aus, als wäre er einem Dick Tracy Vorsprechen entlaufen. Das würde in dem Aufzug wahrscheinlich jeder, aber... naja.
Das Bühnenbild ist allgemein eher dunkel. Am besten macht man sich davon selbst ein Bild, und zwar hier. Ich habe schon wesentlich schlimmeres gesehen, finde es aber für ein Kinderstück vielleicht etwas zu nüchtern. Jaja, es ist in dem Sinne kein Kinderstück, sondern was für alle Altersklassen. Es ist aber einfach so, dass ich gestern wirklich in einer Schulvorstellung saß und nach einer Viertelstunde fielen Worte wie transzendental und metaphysisch. Ich frage mich immer noch wie viele Anwesende das wenigstens im passiven Wortschatz haben. Und ab welchem Alter waren Kinder noch mal für Wortspiele empfänglich? Die zwei Frauenfiguren heißen Lametta und Angina, inklusive einem Lied mit der bezeichnenden Zeile "Ich liebe meine Angina." Ich will gar nicht wissen wie viele das wenigstens als absurd zur Kenntnis genommen haben. Um jetzt mal nur ein Beispiel zu nennen.

Oder in kurz: Eine komische Oper die mal wieder nicht wirklich lustig war. Die konstanten Kostümwechsel stellen sicherlich eine Leistung in sich dar. Über Musik lässt sich immer streiten, aber mir hat sie nicht gefallen. Und wirklich Kindsgerecht fand ich das Stück auch nicht. Und es wird ein oder zwei Jahre dauern bevor ich Frau Heidenreich noch mal eine Chance gebe, falls das überhaupt noch mal passiert.
Nicht falsch verstehen, auch diese Kunstform wird ihre Liebhaber finden und Leute die es mögen. Nur ich gehöre nicht dazu. Und ich mache den Kindern von gestern nicht wirklich einen Vorwurf, wenn sie auch nicht dazu gehören. Es gab kaum Möglichkeiten zur Interaktion (was ja zumindest im Opernfoyer immer einen Teil des Reizes ausmacht) und wer möchte dass sich die lieben Kleinen wirklich amüsieren, sollte sein Glück dann vielleicht wirklich bei den Stücken im Opern Foyer ausprobieren, beim Nussknacker oder für Fortgeschrittene notfalls auch in der Zauberflöte (auch wenn die für Kinder meist zu lang ist). Aber das...

Was zum...?

Inklusive einer Elktrolastigen Interpretation der vier Jahreszeiten... und es ist immer noch gute Musik.

Wir haben hier auch noch ein Konzeptalbum über Porzellan aus Meissen... ich glaub das kann man danach mal ausprobieren.

Und ja, ich weiß dass das hier nicht Twitter ist...

Weiter geht es

Mit der Stern Meissen Combo... Klingt... anders. Elektrischer als erwartet, aber eigentlich hörbar. (Und ich weiß jetzt welche Platten Pa hier hat und was ich daher zu seinem Geburtstag noch holen kann. *g* Man muß sich nur zu helfen wissen und nein, er liest hier ganz bestimmt nicht mit, also kann ich das auch frei zugeben.)

Ach du schreck....

Ich habe meinen Vater wirklich dazu gebracht mal die Schallplattensammlung durchzuschauen.
Eigentlich hat er die Stern Combo Meissen gesucht. Jetzt hören wir MTS... Mein Vater strahlt wie selten, aber ich glaube dass er in erster Linie über mein irritiertes Gesicht lacht...

Wobei... was zum Henker... Ein Pferd wie du und ich? Wie kommt man auf so was? Gojko Mitic.... Eigentlich depremierend, dass ich weiß von wem die reden...
Eine Ballade in Blech...

Ich geb auf... das ist einfach absurd... *mitwipp*

Samstag, 18. Dezember 2010

Mal eine Bitte in eigener Sache

Kultur ist was feines. Jeder von uns braucht sie. Ich kann ohne Bücher nicht leben; ich kenne mindestens drei Paare für die das 3D Kino Teil ihres Zusammenseins ist und wer behauptet er könne auf jede Form von Musik verzichten, der lügt einfach. DVDs, Computerspiele, Mangas... wir haben alle unsere Steckenpferde.
Darum meine Bitte: Wer hier liest geht wahrscheinlich auch von Zeit zu Zeit in die Oper oder das Theater. Und da momentan eine Reihe der Nicht-Weihnachts-Stücke wirklich gruselig leer sind: wenn mal wieder ein Stück ansteht, kann man doch einfach mal herum fragen, wer sonst noch alles mit kommen möchte. Und nicht immer nur die üblichen Verdächtigen fragen, sondern auch Menschen, die man einfach schon eine Weile nicht mehr gesehen hat und die man vielleicht mal wieder sehen möchte. Da haben dann alle was von, inklusive der Häuser, die sich über jeden freuen der da ist.

Und die, die sich jetzt wirklich bis hier her gelesen haben und zumindest mal darüber nachdenken, bekommen heute den Link zu meinem persönlichen Lieblingspodcast:
http://read-weep.com/
Ja, es ist Englisch. Aber die Jungs sind wirklich gut. Zumindest wenn man grob weiß worum es geht. Und wer jetzt die Bücherauswahl sieht und denkt: Gut?!? Die Jungs tun sich absichtlich schlechte Bücher und Filme an, damit wir es nicht tun. Und damit wir nicht allein leiden...

Wollte ich sonst noch was sagen? Auf der Homepage der Bühnen Halle gibt es einen Weihnachtskalender, bei dem man Karten gewinnen kann. Aber das müssten die meisten ja mittlerweile auch gemerkt haben...

Und damit erst einmal angenehmes Wochenende an alle,
vom Kulturjunkie.

Samstag, 11. Dezember 2010

Greife wacker nach der Sünde

Greife Wacker nach der Sünde... eine Aufforderung, von Frank Wedekind, der Mann der außerdem Lulu und Frühlings Erwachen geschrieben hat. Und wer letzteres mal gelesen hat... naja, das sind andere Probleme.

Hier geht es erst Mal um den Liederabend, der gestern Abend seine Wiederaufnahme erleben durfte. Schon wieder ein Liederabend? Yep. Sogar ein sehr guter.
Das ganze beginnt mit Kammersänger Axel Köhler und Björn Christian Kuhn sowie einigen mal mehr mal weniger netten Zitaten über das Verhältnis der Geschlechter untereinander. Weil Musik ohne Musiker aber auch nur halb so viel Spaß macht, finden wir außerdem Tino Fiebig am Klavier, Friedemann Rümpel an der Bassgitarre und und Ralph Schneider an den Drums.
Und mit dieser Aufstellung läßt sich viel machen: textlich zwischen Platon, Kästner und Wedekind und musikalisch zwischen Mozart, Elvis und Cabaret macht der Rest des Abends einfach nur Spaß.
Und heute kürzen wir das Ganze einfach mal ab:
wer sich selbst eine Meinung bilden möchte, aber keine Lust hat dafür Geld auszugeben, dem lege ich mal die Homepage von Herrn Kuhn ans Herz. Google hilft wie immer weiter. Dort findet man nicht nur ein paar Bilder aus dem Stück, sondern auch ein paar Videos. So in etwa sieht das Stück aus, die Akustik ist live wesentlich besser und die Chemie auf der Bühne stimmt auch. Und es gibt immer wieder kleine Veränderungen, die das Stück lebendig halten.

Drei Kleinigkeiten noch:
a) Herr Köhler spielt das Stück scheinbar auch in anderen Teilen von Deutschland zusammen mit Friedrich-Wilhelm Junge. Habe ich bisher nicht gesehen, ist aber sicherlich auch gut.
b) Wer sich für dieses Stück begeistern kann, sollte auch mal einen Blick ins Operncafé werfen. Du musst die Männer schlecht behandeln und Du sollst nicht lieben sind ebenfalls sehenswert.
c) Und für die die wirklich nicht genug kriegen, hier noch ein kleiner Negativrekord: Ein Freund hat mir mal am Beispiel eines Weihnachtsstückes erklärt: Kostüme werden für ziemlich genau eine Spielzeit gebastelt. Auch wenn das Weihnachtsstück nur etwa einen Monat läuft: Die Kleider gehören danach auf den Müll. Oder in den Kostümverkauf. Aber für die Bühne kann man sie langsam vergessen. Die ersten Stellen werden dünn und dann dauert es nicht mehr lange bis was reißt. Das muss nicht immer schlecht sein. Wenn an einem Rattenschwanz nach zwei Wochen keine Haare mehr dran kleben kann man das mitunter als ästhetischen Zugewinn verbuchen. Wenn der Kuckuck bald seine letzte Feder verliert schon nicht mehr.
Man lebt einfach damit das Kostüme je nach Belastung mal eher, mal später kaputt gehen. Und wer gestern nun nicht komplett weggetreten war, dürfte gemerkt haben, dass eine der Hosen noch nicht einmal die Wiederaufnahme überlebt hat. Das dürfte neuer Rekord sein...

d) und für die Anhänger von Trick 17: Ich weiß nicht ob das so sein soll, aber ich beschwere mich nicht: die Homepage der Bühnen Halle hat einen Pressebereich mit eigenen Pressebilder, welche frei zugänglich sind. Wer sich also zu irgend was mal einen ersten Eindruck holen möchte, kann da ja mal schauen.

Montag, 6. Dezember 2010

Cultural Island Social Club

Für mich ist der Cultural Island Social Club eines der Highlights schlechthin.
Das fängt ja schon damit an, dass man wissen muß das es ihn gibt. Der erste Auftritt war meines Wissens nach letztes Jahr zum Nikolaus. Yep, heute vor einem Jahr. Das wäre mir vielleicht noch nicht einmal so gut in Erinnerung geblieben, wenn sie nicht die Gelegenheit zum Trash-Wichteln genutzt hätten...

Worum geht es überhaupt?
Der Cultural Island Social Club ist eine Mischung aus Mitgliedern des Studios Halle und Schauspieler der Bühnen Halle deren Hauptwirkungsstätte im nT liegt. Glaube ich zumindest. Alle die in der Lage sind einen Ton zu treffen und vielleicht sogar ein Instrument beherrschen sind hier gerne gesehen. Und wenn man solche Talente erst einmal gefunden hat muß man sie ja auch mit was beschäftigen. Beim letzten Mal waren es in erster Linie Chansons und musikalische Parodien. Dieses Mal hatten wir Chansons, Gospel und für meinen Geschmack zu viel Gejodel. Wobei... Funny van Dannen und Chanson... naja, ihr wißt was gemeint ist. Und Johnny Cash...

Naja, Musiktypologien überlasse ich dann wohl besser Menschen mit Ahnung.

Darum in kurz: A Capella und mit selbst gespielten Instrumenten untermalt, werden einem einige interessante Interpretationen von mal mehr, mal weniger bekannten Lieder geboten. Ich bin immer noch hin und weg von der Version von "Ich bin verrückt nach jedem neuen Pianisten". Eben jedem seinen eigenen Humor und der kommt an so einem Abend definitiv nicht zu kurz. Egal ob man das Lied schon kennt und sich über die Interpretation amüsiert oder die Pointe noch nicht kennt und sich einfach überraschen läßt: absolut sehenswert. Das eine oder andere ernste Stück ist auch mit dabei. Und das Ganze ist sehr selten auf dem Spielplan anzutreffen.

Wenn sie doch mal auf dem Spielplan des Riff stehen: auf jeden Fall hin gehen. Es lohnt sich. Überschaubar Preise, gute Musik und für jeden Geschmack was dabei.
Und wer nicht möchte... nun, der hilft immerhin auf seine Art, dass ich auch beim nächsten Mal noch einen der raren Sitzplätze abbekomme. *g*

Sonntag, 5. Dezember 2010

La Bohème

Also gut, Crash-Kurs Oper:
Eine komische Oper ist selten lustig, es heißt nur das keiner darin stirbt. Im Gegensatz zur normalen Oper, die dieses Prädikat nur tragen darf wenn mindestens einer stirbt.

Nur sagt einem das ja vorher keiner. Als ich vor etwa einem Jahr anfing mich quer durch den Spielplan der Bühnen Halle zu arbeiten, hatte ich absolut keine Ahnung worauf ich mich hier einließ. Vor allem beginnt La Bohème ja total harmlos. Und zuckersüß.
Rudolfo und Marcello bibbern sich den Allerwertesten in ihrer Künstlerbude ab, so schlimm, dass Rudolfo sogar eines seiner Manuskripte verbrennt um wenigstens etwas Wärme zu haben. Zur WG gehören außerdem noch Colline, ein Philosoph, und Schaunard, ein Musiker. Schaunard bringt auch ein wenig Geld mit, so dass die Anwesenden beschließen außerhalb zu essen. Nur Rudolfo bleibt zurück. Eigentlich weil er noch etwas fertig schreiben muss. Aber wie es das Glück so will, kommt eine hübsche Nachbarin Namens Mimi vorbei. Im Grunde brauchte sie nur ein wenig Feuer, aber wenn man schon mal dabei ist... nun, sagen wir mal man sucht und findet sich im Dunkeln. Danach gehen die beiden mit den anderen feiern. Und wir lernen Musetta kennen, eine ehemalige und bald-wieder Geliebte von Marcello.
Und damit sind wir auch schon durch die erste Hälfte des Stückes durch.
Bisher absolut un-Opern-haft. Zuckersüße Liebe, alle sind glücklich, die Musik ist traumhaft und alle auf der Bühne feiern. Nebenbei schaut man Menschen zu: Kindern die Spielzeug bestaunen, Liebende die Bummeln gehen, einem eifersüchtigen Liebhaber... und was Paris eben sonst so her gibt.
Wie man das als Oper bezeichnen kann? Man warte auf den zweiten Teil:
...

Nein, das verrate ich heute nicht. Nur so viel: wer hier keine Taschentücher braucht, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Ja, auch in der Oper.
Wer ungehemmter Heulen möchte kann sich auch gerne mal einen Abend die DVD mit Anna Netrebko und Rolando Villazón ansehen. (Meine Mutter hat sich damals zwischen zwei Taschentüchern beschwert wie ich sie das nur habe anschauen lassen können.) Eine wirklich schöne Verfilmung und wunderbarer Kulisse. Und Untertitel.


Apropo Titel:
Wer wie ich der Kultur in dieser Stadt die Treue hält:
Die Plätze im ersten Rang sind hier die besten. Man kriegt keinen Nackenkrampf beim Mitlesen (Übertitel in der Oper sind klasse) und hat trotzdem die ganze Bühne im Blick. Nicht wundern: in jeder Hälfte des Stückes ist eine Umbaupause dabei. Und nach der eigentlichen Pause schadet es nicht sicherheitshalber ein oder zwei Taschentücher dabei zu haben.

Dann das Klatschen nicht vergessen. Und man ist hervorragend gerüstet für ein wirklich wunderschönes Stück...

Die Schöne und das Biest

Kontakte sind was feines. Eine Freundin von mir hat angefragt, ob ich mit ins Ballett gehe. Nicht nur in irgend ein Stück, sondern in die Premiere zu Die Schöne und das Biest. Und wer bin ich bei so was nein zu sagen?
Also ging es gestern Abend noch mal los.
Wie bei armen Studenten üblich hat es uns aus Geldgründen in den zweiten Rang hoch verschlagen. 
Und da fangen die Probleme dann auch schon an. Ab der zweiten Reihe sind das da oben einfach keine schönen Plätze, vor allem wenn ein großer Mensch vor einem sitzt. So habe ich den Abend über meistens nur eine Hälfte der Bühne gesehen und konnte mir durch Gewichtsverlagerung aussuchen welche.
Oder etwas direkter ausgedrückt: ich habe keine Ahnung wie das Stück wirklich wirkt, weil ich kaum einen ungehinderten Blick auf die Bühne hatte und mal alles gleichzeitig sehen konnte...

Wenn man das aber mal kurz außer Acht lässt, erlaube ich mir trotzdem mal eine kleine Beschreibung des gestrigen Abends.
Als aller erstes ist es ein merklicher Vorteil beim Ballett das in den Stücken nicht gesungen wird. Dann fängt keiner an zu zischen wenn man mal mit seinem Nachbarn tuschelt. Das Mädchen neben mir hat regelmäßig seine Mutter konsultiert was es da sieht und selbst die Freundin die mich eingeladen hat, lehnte sich nach ein paar Minuten zu mir und meinte sie versteht es nicht. Und auch wenn das jetzt keine Hochbildung ist muss ich sagen dass man mit grober Ahnung von der Disney Verfilmung doch recht weit kam. Dafür hatte ich dann so existentielle Fragen wie "Was zum Henker ist das da hinten an der Wand?" (es war ein Einhorn - glaube ich)

Dann das eigentlich wichtigste: die Aufführung selbst.
Ich persönlich bin eigentlich kein großer Fan dieses fein gewebten Vorhangs, der mitunter vor die Bühne gespannt wird. Mich erinnert es immer an eine überdimensionale Feinstrumpfhose. Abgesehen davon habe ich von dem Ding im Nussknacker nach der Hälfte Augenprobleme bekommen. Im Nussknacker war es allerdings auch nur so eine Art riesiger Weichzeichner für die Bühne (und ich saß relativ weit vorn), in Die Schöne und das Biest wurde das Ding wirklich als Stilmuttel genutzt. Oder genauer gesagt: als Projektionsfläche für eine Videoinstallation.
Ein weiterer Beweis dafür, wie man aus recht wenig ziemlich viel machen kann. Die Reise zum Schloss des Biestes wurden fast komplett so dargestellt. (auch wenn scheinbar ein extrem langer Mensch vor dem Projektor saß und man mitunter unten Rechts einen Haaransatz gesehen hat.)
Aber auch die Kostümabteilung hat ein Riesen-Lob verdient. Der Verweis auf die Disney Version kommt unter anderem auch daher, dass im Schloss des Biestes fast das ganze Mobiliar von Menschen dargestellt wurde und das wirklich gut. (Der heimliche Star des Abends war übrigens ein Kaminvorleger in Form eines Eisbärenfells. Der war richtig klasse.)
Auch die Maskenbildner sollten nicht unerwähnte bleiben. Immerhin muss man sich was einfallen lassen wie man aus einem Menschen ein Biest macht. Die Antwort ist eine zu Beton gesprühte Haarmähne und Wülste über den Augen (und ich glaube auch über den Wangen). Mehr habe ich von da oben nicht erkannt. Aber ich denke mal es wird von Nahem gut ausgesehen haben.

Tja... und hab ich jetzt inhaltlich noch was zu sagen...
Jein.
Es ist so, dass mir persönlich das leidende Biest zu melodramatisch war (und ich Teile der Handlung wirklich nicht verstanden habe. Als Belle neu im Schloss ist hat sie körperliche Schmerzen weil er hinter dem Glas fuchtelt? Es ist und bleibt einfach eine Kunstform mit der man sich anfreunden können muss.). Ich weiß dass Einer zu meiner Rechten in der Pause gegangen ist, ob das nun allerdings was mit der Zeit und dem Tagesstress oder mit dem Stück zu tun hat, wage ich nicht zu beurteilen. Eine Freundin hat es als Elefantenballett bezeichnet, weil man mitunter nun einmal hört wie die Leute nach den Sprüngen wieder auf dem Boden aufkommen. (Was wohl eigentlich nicht so sein soll... ich bin mir trotzdem sicher, dass ich nach einer Viertelstunde von dem was sie da auf der Bühne machen, einfach tot umfallen würde, weil ich nicht ausreichend fit bin. Ich bin also im Zweifel für den Angeklagten.) Und auch wenn ich von der Musik keine Kopfschmerzen bekommen habe, verspüre ich wirklich kein Verlangen in das ganze noch mal bei Amazon reinzuhören. Mir ist vor allem die hohe Geige im Gedächtnis geblieben und das ist was wofür ich mindestens einen Kaffee intus haben sollte, was heute noch nicht der Fall ist.
ABER - und das meine ich vollkommen erst - auch wenn mich das Stück nicht vom Hocker gehauen hat, habe ich einfach nicht gemerkt wie die Zeit verging. Zum einen wurde es in der zweiten Hälfte merklich leiser, so dass der Eindruck entstand, dass langsam doch alle im Stück angekommen sind. Und zum anderen bleibt ja doch die neugierige Frage: wie geht es weiter? Wie werden sie den Rest wohl darstellen? Und man muss fairer Weise sagen, dass auch der eine oder andere Grund zum lächeln dabei war. Sei es nun der Eisbär oder die kleine Hommage an Michael Jackson.
Wer also keine grundlegenden Probleme mit gedämpften Farben hat, kann ruhig einmal rein schauen und sich ein eigenes Urteil bilden. Sei es nun dass es die Premiere war oder sei es weil die Leute wirklich begeistert waren, aber der Schlussapplaus hat ewig gedauert. Gefallen scheint es also zu haben, und sei es nur weil das ganze von weiter unten ganz anders wirkt...