Donnerstag, 28. April 2011

Jedes Mal, wenn sie etwas größeres an meinen Zähnen machen möchten, schreiben sie wortwörtlich den gleichen Gag:

"Während der Operation wird ein mitwirkendes Verhalten vorrausgesetzt."

Ich persönlich finde ja, mit körperliche Anwesenheit leiste ich schon sehr viel...

Sonntag, 24. April 2011

Bernarda Albas Haus / Die Vier Jahreszeiten

So, der Kaffee steht bereit. Dann wollen wir mal.

Erst Mal muss ich sagen: es frühlingt. Ich saß gestern mit einem improvisierten Abendbrot auf dem Uniplatz, habe etwas gelesen und nebenbei dieses ominöse Ding Namens Sonne genossen. Das war richtig angenehm. Nicht zu warm, nicht zu kalt. Sehr schön.

Und entsprechend vorentspannt bin ich dann auch rechtzeitig in die Oper herüber gestiefelt und habe mich einfach mal überraschen lassen. Bei der Einführungssoirée war ich ja, was das mitdenken etwas vereinfachte. Ich wußte ja grob was auch mich zukommt.
Noch ein Blick auf das Bühnebild, viele weiße Flächen bilden eine solide Wand, nur selten geöffnet um einen Durchgang nach draußen zu schaffen... und dann war ich geistig auch erst mal eine Dreiviertelstunde weg. Ich erinnere mich noch wage an den Gedanken "Hilfe, und das geht jetzt 50 Minuten so?". Und dann war es auch schon um. Einfach so.
Barnada Albas Haus selbst basiert ja auf einem Buch von Federico Garcia Lorca. Und ich habe den nicht ganz so leisen Verdacht, dass es helfen könnte das Reclam Büchlein dazu davor oder danach zu lesen.
Die Grundidee ist, das Bernada Alba gerade zum zweiten Mal Witwe geworden ist und um ihren Kindern das Leid in der Welt und vor allem in ihrem Dorf zu ersparen, verordnet sie eine Trauerzeit von acht Jahren, in denen niemand das Haus verlassen darf. Das wird nicht direkt gesagt, steht aber im Programmheft. Und wenn das tatsächlich gut gehen würde, hätten wir hier kein Ballett. Nur um schon mal das Offensichtliche zu sagen.
Während die Älteste bereits versprochen ist und weiß, dass sie früher oder später aus diesem Gefängnis heraus kommt, beobachten ihre vier Schwestern das Treiben teil neugierig, teils neidisch. Und es ist die Jüngste, die schließlich ein Kind vom Verlobten ihrer Schwester erwartet.
Mal abgesehen von den etwas wirren Familienbeziehungen, müsste man so weit im Grunde mitkommen.
Schwieriger wird es dann bei den etwas metaphorischeren Stellen.
Die Mutter pendelt zwischen liebend und tyrannisch. Die Älteste zwischen glückseliger Freiheitserwartung und einer fast perfekten Kopie ihrer Mutter. Die Jüngste entwickelt ein bemerkenswertes Selbstbewußtsein aus ihrer Tat. Und der Rest versucht einfach nicht unter die Räder zu kommen. Warum sich die Frauen dabei unter anderem die Hände, Herzen, Münder, Hälser, Rückräder oder auch den Schoß symbolisch mit Nadeln durchboren.... darüber soll um die Uhrzeit bitte jemand anderes nachdenken.
Fakt ist aber: mit einem Tisch, den Wänden, einer ansonsten kahlen Bühne und den wirklich hervorragenden Kostümen ist ein brilliantes Stück gelungen. Gerade von dem Kostümen war ich begeistert. Der Stoff tat zwar nicht immer das was er sollte, aber die einfachen Kleider erlauben vom züchtig verhüllten Knöchel bis zum freizügigen Bein alles und wurde auch genutzt um die kleinen Freiheiten zu symbolisieren, die sich die Töchter nehmen, wenn ihre Mutter mal gerade nicht neben ihnen steht. Und gerade dieses Hin und Her zwischen Freude und Angst mach den Reiz aus.
Dramaturgisch sehr, sehr schön. Inhaltlich haben auch Andere etwas gerätselt. Aber trotzdem in sich sehr verständlich und wirklich empfehlenswert.
Die Musik, zumindest in den Momenten in denen ich wirklich zugehört habe und nicht nur gebannt nach vorne schaute, war auch sehr schön.
Das war definitiv besser als ich es erwartet hatte.
Und hätte sich irgendjemand in meiner Umgebung getraut begeistert aufzustehen, ich hätte mich daneben gestellt. Für einen Hallenser schon fast die oberste Grenze der Begeisterungsfähigkeit. Mal abgesehen von dem ewig langen Applaus.

Und diese Begeisterung ist um so wichtiger, da ich persönlich von den Vier Jahreszeiten ein wenig enttäuscht war.
Ich will das kurz erklären: sie waren sehr schön, sehr sehenswert, sehr persönlich, aber schade um die schöne Musik.
Ralf Rossa hatte ja schon in der Soirée gesagt, dass er mit den Vier Jahreszeiten eine Tänzerkarriere nachbilden möchte. Angefangen von den ersten Schritten bis hin zum absehbaren Ende aufgrund körperlicher Verschleißerscheinungen.
Wer weiter hinten saß hat wahrscheinlich nicht ganz so mitbekommen, dass das Bild teilweise ein wenig grisselig war und vor allem besser gehört. Bild? Yep, es gibt Videoausschnitte. Zum einen persönliche Meinungen der Tänzer über ihre Karriere und zum anderen ungewohnte Perspektiven auf die Tanzenden.
Gerade Letzteres hat mich jedes Mal wieder heraus geworfen. Was im Hintergrund eingespielt wird, sind Aufzeichnungen dessen was man gerade sieht und eben keine Live Aufnahmen. Aber selbst als ich das begriffen hatte, hat ein Teil von mir immer noch das auf der Bühne mit den Wiedergaben im Hintergrund verglichen, um sicher zu gehen. Ich bin teilweise einfach nicht dazu gekommen, mich wirklich auf die Tänzer zu konzentrieren. Und so nett der Perspektivenwechsel war: man geht ja nichts in Ballett um die Wand anzustarren.
Und wie gesagt, ich traure immer noch ein wenig der Musik hinterher. Die Vier Jahreszeiten in einer Aufnahme von Nigel Kennedy. Ich hätte sie sehr gerne am Stück gehört, werde das wohl aber auf nächste Woche verschieben müssen, wenn ich mir die CD holen kann.
Das wäre ja auch in sich zu verschmerzen. Gerade die persönlichen Meinungen zwischendrin haben ja schon einen gewissen menschlichen Reiz. Auch wenn ich persönlich nichts gehört habe, dass ich nie erwartet hätte. Leider haben sie aber auch die gesamte Struktur irgendwie zerschossen. Irgendwann hat man versucht nach jeder Einheit zu klatschen, wurde dann aber sofort von der Musik wieder abgewürgt. Ich habe es zwischendrin irgendwann ganz aufgegeben zu klatschen und einfach zum Schluss applaudiert.

Das klingt jetzt mal wieder weit kritischer als es war. Man kann es gesehen haben. Die Vier Jahreszeiten verkommen fast zur Staffage, Hildegard Knef sang zwischendrin immer wieder mal mit und wenn man sich zurück lehnt und doch mal das große Ganze betrachtet sieht es auch wirklich gut aus. Und es ist einfach eine Liebeserklärung an den Tänzerberuf. Es war nur eben nicht das, was ich mir erhofft hatte.

Kurzfassung für Eilige:
Bernada Alba: Top. Sehr ergreifend und komplex. Teilweise etwas kryptisch. Aber sehenswert.
Die Vier Jahreszeiten: Hildegard Knef macht mit. Leinwandbeiträge hätten besser sein können. Eine Liebeserklärung ans Ballett. Sehenswert, aber nicht dass, was ich erhofft habe.


Und das was mir jetzt noch auf der Zunge liegt liefere ich nachher in einem Extra Beitrag nach.

Freitag, 22. April 2011

Prost

Auch wenn Karfreitag dafür nicht gemacht ist, habe ich mir gerade den ersten Kaffee seit anderthalb Wochen gegönnt. Das Leben ist herrlich. Und darum bin ich heute mal komplett random.

Geplant war eigentlich, dass ich mir gestern Wenn es Nacht wird im Puppentheater ansehe. Etwas dass ich diesen Monat nicht noch mal schaffen werde. Und wahrscheinlich auch diese Spielzeit nicht mehr. (ergo: vorerst auch keine Rezension) Für meine lieben Horrorfans hier mal der Promoclip auf Youtube. Für mich wirkt es wie eine Mischung aus (American) Psycho, Porno, Schitzophrenie und dem Hochhaus, in das eine Freundin neulich gezogen ist.
Ich bin mir sicher ich verpasse etwas recht einzigartiges. Und ich hatte gestern den ganzen Tag den Satz von Pispers im Kopf: "Kultur hat etwas mit Neugierde zu tun. Und selbst der schlechteste Abend ist immer noch besser als Fernsehen." (mir selbst Mut zusprechen, der Youtube Clip ist schon ein wenig schräg) Dann hatte ich durch Zufall Dr. Med. Eckard von Hirschhausens Glück kommt selten allein in der Hand. (mittlerweile auch als Taschenbuch) Und dort stand was von "Drohende Anzeichen von Zufriedenheit sind spontane Entscheidungen, ohne sich zu viele Gedanken über die Konsequenzen zu machen." (Beides grob aus dem Gedächtnis zitiert) Die Konsequenz? Ich war gestern stattdessen im Ballhaus. Nach der Woche die wahrscheinlich beste Entscheidung, die ich treffen konnte.
Mit diversen unvorhergesehenen Konsequenzen:

Ich habe mir möglicherweise mal wieder einen Zeh angeknackst. (Es gibt die Theorie dass sich die meisten Mensch schon mal mindestens einen Zeh gebrochen haben ohne es zu merken. Die Knochen sind einfach so klein, dass man das nicht mitkriegt. Und so lange der Zeh nicht seltsam verdreht absteht wächst das auch alles halbwegs normal zusammen. Ansonsten hilft gaffern.)
An den Rossmann Filialen hängt immer noch die herrlich hirnrissige Formulierung "25% Rabatt auf dekorative Kosmetik."
Tobias Künzel war gestern in Halle, was indirekt dazu geführt hat, dass ich für einen Mitarbeiter der Thalia gehalten wurde. Die kleinen Dinge die mich zum Grinsen bringen.
Ich habe absolut hervorragend gesessen.
Und auch wenn mir im Laufe des Abends einige Dinge auf der Zunge lagen, wie "Können sie bitte das Rascheln mit der Plasteverpackung einstellen?" habe ich mir so ziemlich jeden naheliegenden Kommentar verkniffen und einfach nur den Abend genossen.
Danach ging es zum Edeka (der, der bis 24 Uhr auf hatte). Im Grunde war nichts da, was ich gesucht hatte. Und für Abends um 11 war es dort verdammt voll.
An der Kasse stand vor mir ein Darsteller des Thalia. Ich habe jetzt eine relative Vorstellung von seinem Abendbrot, die ich auch nicht kommentiert habe (und auch nicht kommentieren werde).
Nur nach dem bezahlen habe ich mich noch mal zur Kassiererin umgedreht: "Sie kommen sich aber auch ein bißchen verarscht vor, dass wir Ihnen so kurz vor einem Feiertag noch die Regal leer kaufen, oder?"
Der Gesichtsausdruck war preislos. *g*

Ansonsten kann ich nur empfehlen, sich noch eine Karte für Hamlet im nT zu holen. Das Stück kommt nur noch zwei Mal. Und ich werde keinen der Termine schaffen. Leider. Es soll aber wirklich, wirklich gut sein. (Und ich habe immer noch eine Karte für den 28sten zu verschenken.)

Und als Bonus für die, die den ganzen Blödsinn wenigstens mal überscrollt haben (das war nicht ich, das war das Koffein) schon mal besinnlichen Karfreitag, ein angehemes Wochenende und Frohe Ostern.
Und den neuesten und wieder absolut kultigen Simons Cat Clip:
http://www.youtube.com/simonscat#p/u/0/AYdDRTRaWr8

Edit:
Einer geht noch. Für den Blödsinn hätte noch nicht einmal MacGyver Zeit geopfert:
http://www.youtube.com/watch?v=Wxup2o0w1kU
Abgesehen davon ist der Kaffee kalt bevor das Ding durch ist...
(Erwähnt ich eigentlich schon, dass ich mir die erste MacGyver Staffel gegönnt habe? Das ist so knuffig. Mal abgesehen davon, dass Richard Dean Anderson damals noch so jung aussah: der Kalte Krieg wirkt wie ein Kindergeburtstag, wenn MacGyver so weiter macht hat er bald mehr Kinder gezeugt als James Bond und auf den Covern der sieben Staffeln kann man der Entstehung eines Vokuhila Haarschnitts zusehen. Und Mittermeier hatte Recht: Nostalgiefernsehkiffen ist gut für den Geist. Auch wenn ich Vieles schon gar nicht mehr so in Erinnerung hatte.)

Donnerstag, 21. April 2011

"Die Verwandlung" aus dem Kopf erzählt von Matthias Brenner

Da haben wir ihn nun also: den neuen Intendanten des Neuen Theaters. Ein Stuhl auf einem kleinen Podium, ein einzelner Spot und schwarzer Hintergrund. Und Matthias Brenner beginnt Kafkas Verwandlung aus dem Kopf zu erzählen. Gut, die ersten Sätze hat er vorgelesen. Ich wollte schon mäkeln, aber den weitaus größten Teil gab er wirklich aus dem Kopf wieder.

Die Hinterbühne selbst war mäßig gefüllt. Vielleicht gab es einfach zu viele Konkurrenzprogramme an dem Tag. Und, bei genauerem Hinsehen eigentlich zu erwarten: ein recht ordentlicher Teil der Anwesenden waren selbst Schauspieler der Häuser, die einfach neugierig sein wollten.

Ich bin auch ehrlich: ich wollte ihn eigentlich mit Jochen Malmsheimer vergleichen. Das war allerdings bevor ich die recht blaue Wikipedia Seite zu Herren Brenner gesehen habe und seine eigene Homepage. Danach würde man ja am liebsten die Klappe halten, um Keinem zu offenbaren was man jetzt schon wieder alles nicht gewusst hat.

Aber gut, kommen wir zu Kafka.
Zumindest die Verwandlung ist unbestreitbar ein Meisterwerk. Vor allem schön kurz. Und wie bei Kafka üblich: es gibt keine Erklärung. Es ist einfach so wie es ist. Dazu gehört dass Georg Samsa eines Morgens aufwacht und sich selbst als Käfer wiederfindet. Es wird nie genau gesagt welcher. In meiner Vorstellung ist es irgendwie immer eine Schabe gewesen. Und ein anderer Eindruck, von dem ich nicht genau sagen kann wo er her kommt: er scheint im Laufe der Handlung zu schrumpfen.
Die Novelle erzählt dann eigentlich recht übersichtlich und eigentlich unspektakulär von dem, was ihm im weiteren passiert. Und wer Kafka kennt, oder die Briefe an den Vater... Gut, das führt schon wieder zu weit. Ich hatte leider nie die Zeit die ich bräuchte um mich mal vernünftig in Kafka hinein zu lesen, aber Die Verwandlung ist wirklich gut.

Genauso übrigens, in sehr weiten Teilen, die Interpretation von Matthias Brenner.
Mit einer recht eindeutigen, aber nie übertriebenen Gestik verleiht er Georg jene Form von langsamer Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz die auch im Buch angelegt ist. Ich hatte die Verwandlung bisher nicht als lustigen Text gelesen, auch wenn offensichtlich selbst das streckenweise möglich ist. Und wenn man sich das ganze bildlich vorstellt, hat es tatsächlich zu Teilen Slapstick Qualitäten.
Die Pointe kannte ich ja schon, deswegen hat sie bei mir weniger eingeschlagen. Aber Alles in Allem wirklich gut.
Vorlage gut, Stimme gut, Interpretation gut.

Das Einzige dass mir wirklich nicht gefallen hat, war die Interpretation der Mutter. Freilich wird sie weder als sonderlich tiefgründig dargestellt, noch tritt sie sonderlich häufig auf.
Aber ihre Schreckensreaktionen, welche aufgeführt so lächerlich wirken, können genauso gut ein Ausdruck der Zeit gewesen sein, für die eine vorsichtige Annäherung an unsere Zeit weniger plastisch, etwas menschlicher und weniger übertrieben möglich gewesen wäre. Wohl auch nur wenn man gewollt hätte. Und dann wäre es ein Eingreifen in den Text. Und was nicht sonst noch mehr.
Aber so wirkten ihre Auftritte mitunter wie ein leichter Spott auf den Autoren.
Ob der nun angebracht ist oder nicht, soll an der Stelle keine Rolle spielen.
Fakt ist, dass die Mitte einer Novelle dafür nicht der beste Platz ist.

Wer die Novelle kennt, weiß, dass es sich hier wirklich um einen winzigsten Kritikpunkt handelt. Die Mutter tritt wenn es hochkommt vielleicht vier oder fünf Mal sehr kurz auf.
Aber das hat den Abend, für mich, eben ein ganz klein wenig unrund gemacht.

Mittwoch, 20. April 2011

Einführungssoirée zu Bernarda Albas Haus/ Die Vier Jahreszeiten

Im Grunde auch witzlos hierüber zu schreiben. Die MZ war mal wieder schneller als ich. Aber gut, was tut man nicht alles zur Abendentspannung.

Prinzipiell muss ich sagen: das war die erste Veranstaltung dieser Art die ich mitgenommen habe. Und es war sehr angenehm. Also, freilich war ich schon bei Matinées der Oper. Meinetwegen könnte auch das Theater so etwas anbieten. Ich würde sicher mal neugierig vorbei schauen. Aber eine Einführung zum Ballett habe ich mir zum ersten Mal angesehen.

Das Ganze beginnt mit Ralf Rossa und dem kompletten Ensemble, dass auf der Bühne steht, namentlich vorgestellt wird und mitunter auch ein oder zwei Sätze von sich geben darf. Ich sage es mal so: zu viele Namen. Und weil es wohl jedes Mal wieder gemacht wird, wohl für die Veteranen auch weniger interessant. Aber ich fand die kleinen Informationshäppchen durchaus interessant, auch wenn sie sofort wieder aus meinem Siebartigen Hirn rausgefallen sind.

Wobei wir glaube ich vorher noch einen kleinen Ausschnitt aus den Vier Jahreszeiten gesehen hatten.
Wie ich gesagt habe, mein Hirn ist ein Sieb.

Was leider auch wieder vergraben wurde, ist der Name der jungen Dame, die sie neben Ralf Rossa gesetzt haben, um ihn in seinem Redefluß ein wenig zu bremsen.
Und es tut mir leid, ich sage dass auch nur dieses eine einzige Mal, versprochen, auch wenn es bisher auf jede Einführung in irgend einer Art zugetroffen hat, aber: warum tut man so was? Die Frau war offensichtlich ein Schnupfenopfer, schmatzte krankheitsbedingt bei jedem dritten Wort ins Mirko und jeder der jemals so was aus Audiodateien heraus schneiden musste, würde am liebsten Amok laufen. Und das passiert jedes einzelne Mal. Brilliante, eloquente, intelligente Menschen, manchmal auch solche die einfach nur einen Text von Wikipedia vorlesen. Aber es sind eben keine ausgebildeten Sprecher. Und jedes Mal wieder wünsche ich mir einen Ploppschütz fürs Mikro und einfach einen anderen Menschen da vorne. Sie selbst hat hervorragend gesprochen, aber eben leider nicht sehr sauber. Letzteres trifft erfreulicher Weise nicht auf Ralf Rossa zu. Eine sehr angenehme und auch (weitestgehend) schatzfreie Stimme. Natürliche Pausen beim Sprechen. Hervorragend. Und wenn er seine Drohung wahr gemacht hätte, ohne jemanden an seiner Seite auch mal drei Stunden durch zu sprechen: ich hätte zwischendurch mal einen Schluck aus der Wasserflasche genommen und wahrscheinlich weiter zugehört.

So, genug geschleimt, worum geht es denn nun eigentlich?

Der Abend ist zweigeteilt. Und wie ich beim Blick auf die Titelanordnung dachte: man muss durch die erste Hälfte sitzen, um zu dem wirklich guten Teil zu gelangen.
Wobei es sich hierbei scheinbar um ein Vorurteil von mir handelt, dadurch dass ich die Carmina Burana schon zwei oder drei Mal gesehen habe und die Geschichte vom Soldaten auf Dauer irgendwie an Reiz verliert.
Wie gesagt: Vorurteil. Der Ausschnitt aus Bernada Albas Haus erinnerte mich persönlich ein wenig an Stomp. Mit weniger Gestampfe, aber auch mit der Grundidee, dass man Musik nicht immer einspielen muss.
Das ganze soll wohl auch eher erzählend werden, so dass man Bernada Alba und den anderen Frauen dabei zusehen kann, wie sie sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen, immer unter Mutters Fuchtel und mit der Auflage sich bloß nicht zu verlieben. Auf den Teil bin ich auf jeden Fall neugierig. Zumal in dieser Hälfte nur Frauen auftreten. Das verspricht interessant zu werden.

Und dann natürlich Die Vier Jahreszeiten. Wirklich gute Musik. Ein Teil von mir hofft immer noch auf Livemusik, aber ich denke mal den Zahn kann ich mir ziehen. Und was macht man nun mit vier Jahreszeiten? Blühen, Reifen, Ernte, Kälte? Nicht ganz. Das Ganze soll in Stationen und Entwicklung einer Tänzerlaufbahn abklopfen. Vom ersten Schritt bis zum "danach". Und Ralf Rossa hat sich wohl wirklich mit jedem Einzelnen mal unterhalten, mit welcher Einstellung er an seine Karriere geht und das wohl auch mit einfließen lassen.
Es klingt auf jeden Fall vielversprechend. Und es macht neugierig auf die Premiere am Freitag.

(Und wenn mein Kopf weniger siebartig wäre oder wenn ich zur Abwechslung mal einen Stift und Papier mitnehmen würde, könnte ich vielleicht sogar noch sagen, in welcher Interpretation die Vier Jahreszeiten liefen. Aber man kann eben nicht alles haben. Ich weiß auf jeden Fall dass wir hier noch irgendwo eine Synthesizer Version der Stern Meißen Kombo rum liegen haben. Und wenn ein Klassikstück es überlebt elektronisch bearbeitet zu werden, dann kriegt es eigentlich nichts mehr kaputt...)

Dienstag, 19. April 2011

Das wundervolle Zwischending

Ich schaue mir scheinbar auch den letzten Blödsinn noch an. Und durch reinen Zufall mal nicht allein. Im Foyer stand ich plötzlich zwei Bekannten gegenüber, welche die Karte von kranken Freunden geschenkt bekommen haben.
Ich finde es zwar ein wenig verwunderlich, dass man Karten für nicht selbsterklärende Stücke im Puppentheater los wird, aber sich bisher noch Keiner gemeldet hat, der meine Hamlet Studentenkarte für den 28.4. haben möchte... aber naja, das hat mit dem Thema ja nur sehr wenig zu tun.

Um auf das Stück zurück zu kommen: als Erstes sollte man vielleicht klären, worum es geht.
Und das wird in dem Fall wirklich mal schwer. Die Hauptpersonen sind Johann und Anne. Die beiden sind schon ein paar Jahre zusammen und wie das ist: irgendwann schleicht sich der Alltag ein. Aber ist das darstellbar? Es gibt Bilder für das Verlieben und für das Entlieben. Aber wie stellt man das Dazwischen dar? Und wie ist man überhaut dahin gekommen? Genau das versuchen Anne und Johann heraus zu finden. Wenn sie ihre Antwort irgendwann gefunden haben, soll daraus ein Film werden. Aber wie? In welcher Reihenfolge? In welchen Bildern? Was ist (nur einem) wichtig? Und auf welche Ereignisse kann man sich überhaupt objektiv einigen?

Und dann werden die beiden auch noch regelmäßig von einem Mann vom Amt kontrolliert, dem es verständlicherweise eher auf das Ergebnis, als auf den Weg ankommt.

Und während all das vielleicht für die privaten Beziehungen schon schwer genug zu beantworten ist, wird es ja nicht einfacher, wenn man das auch noch in universelle Bilder packen soll.

Ziemlich abstraktes Problem, oder? (Brechstangenüberleitung, sonst nimmt das gar kein Ende mehr...)

Das ganze spielt in einem schwer zu definierenden Raum. Irgendwo zwischen Filmstudio, abrissfertiger Studentenbude und minimalistischem Leben sehen wir den beiden Hauptpersonen zu, wie sie versuchen mit allem was da ist ihren Film zu drehen. Da liegen die Matratzen nackt auf dem Boden. Die Dialoge werden mit halbfertigen Puppen gespielt. Und Decken im Klo zu versenken ist auch möglich. Und ein nicht näher bestimmter zweiter Raum liegt hinter einem Fenster. Leute gehen durch den Kühlschrank...

Und im Grunde... das war zwar nicht geplant, aber diese Rezension nähert sich langsam dem Aufbau des Stückes an.

Auf der Bühne wird offen zugegeben, dass es an jeder dramaturgischen Struktur fehlt. Es gibt keinen Ende. Über den Anfang können sie sich nicht einigen. Die Dialoge sind teils absurd. Szenen werden teils ergebnislos wiederholt, weil man mit der ersten Version nicht zufrieden war. Und am Ende gibt es noch ein kleines Schmankerl für Mitmachphobiker. Unterbrochen wird das ganze von Musik, Fragen über die Lichtdramaturgie, Gesang und dem langhaarigen Mann vom Amt. Der wird übrigens von Uwe Steinbach mit einer unglaublich hässlichen Perücke gespielt.
Johann wird von Sebastian Fortak gespielt, bis zum symbolischen Selbstmord.
Und Anne - mal launisch oder herrisch, mal distanziert mal anlehnungsbedürftig, mal auf eigene Faust handelnd, mal schmerzhaft nach Anerkennung heischend... wie jede Frau eben von Allem was - wird von Magda Lena Schlott gespielt.
Damit haben wir den Teil auch noch unter gebracht.
Und die Vorlage stammt von Martin Hecksmanns, falls das irgendwem was sagt.

Wenn ich das richtig gesehen habe kommt das Stück nicht noch mal. Hätte ich mir die verspätete Rezension im Grunde sparen können. Wohl beides kein direkter Verlust. Man sieht zwar, dass es den Darstellern Spaß gemacht hat, dieses Episodengehäcksele auf die Bühne zu kriegen, durch die Rückfragen ans Licht auch in sich ein wenig gebrochen und durch die Reflexion auf die Struktur auch intelligent und man könnte da mit einem befreundeten Germanisten sicherlich viel Spaß beim interpretieren haben.... man kann aber auch einfach sagen, dass es sich um wirres Gekrösle handelt, einfach eine Episodengeschichte ohne Hand und Fuß. Freilich ist der eine oder andere Lacher dabei. Und auch ein oder zwei wirklich gelungen pointierte Beobachtungen über das Miteinander von Mann und Frau... es hat sicherlich seine Liebhaber gefunden. Kein Zweifel. Man kann es mögen... man muss aber nicht.

Oder wie mir am Ende jemand im Foyer sagte: es ist nicht die Aufgabe von Kunst sich dem Betrachter zu erschließen.
Der Plan für heute ist bis um acht zu lesen und dabei möglichst weit zu kommen und danach kümmere ich mich endlich mal wieder um diesen Blog. Versprochen.


Edit: Na bitte. Die Posts für Morgen und Übermorgen stehen auch schon. Viel Spaß. ^^

Montag, 11. April 2011

Goo !!!!

Aus aktuellem Anlass: meine Stimme ist mal wieder im Eimer.
Meine HNO Ärztin hat mir nahe gelegt mir eine Woche Ruhe zu gönnen.

Und weil ich unmöglich bin, habe ich ihre Worte recht frei interpretiert und mir zur Entspannung heute auch noch World of Goo geholt.  (Für gerade mal 10 Euro im Saturn.)

Dabei handelt es sich erst mal ganz prinzipiell um ein PC Spiel. Windows und Mac kompatibel. Und wie ich unsere Linux Cracks kenne, wird man das auch dort zum laufen kriegen.
Und worum geht es? Im Grunde ist es eine Physik Simulation, bei der man mit Hilfe von Schleim und anderen Elementen irgendwie den Weg von A nach B überwinden muss. Das klingt jetzt erst mal recht unspektakulär. Aber dank dem einen oder anderen Hinderniss ist der einfachste Weg zwischen 2 Punkten nur selten eine Gerade. Und selbst wenn man begriffen hat wie es funktionieren müsste, heißt das noch lange nicht, dass es auch wirklich so geht wie man sich das vorgestellt.

Und schwupst ist schon wieder eine Viertelstunde mehr rum... *g*

Dazu kommt noch, dass das Spiel extrem niedrige Anforderungen an einen PC stellt. Ich habe es problemlos auf meinem Netbook zum laufen bekommen. Und wenn es wirklich sein muss, lässt sich das ganze auch mühelos mit Touchpad steuern.
Ich bin auf jeden Fall begeistert. Und während ich gerade Level 2 etwas abgefahren finde, ist mein Vater noch dabei sich seinen Weg durch die Demo zu spielen.

Was der eigentliche Grund ist warum ich das schreibe:
Das Spiel ist echt genial für die kleine Hirn Jogging Einheit zwischendurch.
Und wer mal mal wieder seinen inneren Spieltrieb ein wenig ausleben möchte, wird hier dran sicherlich Spaß haben. Selbst meine Mutter hat amüsiert neugierig drein geschaut. Irgendwo steckt eben in uns allen noch ein Kind, das einfach mal sehen möchte wie hoch man Dinge stapeln kann.
In sofern: Demo ahoi
http://www.chip.de/downloads/World-of-Goo-Demo_33445091.html
Oder googelt einfach nach einem anderen Demo Anbieter, wenn Euch der nicht passt.
Spaß macht es auf jeden Fall. Und wenn man weiß was man tut ist man durch die gesamte Demo in etwa einer Stunde durch.
Das müsste an Zeit reichen um heraus zu finden, ob das Spielprinzip zündet oder nicht. Ich wollte auf jeden Fall mehr. Und so bastle ich jetzt in erwachsenem Alter wieder mit Spuckefäden durch die Gegend... hätte ich so auch nicht gedacht. Ist aber definitiv lustig. Und wenn Ihr mich entschuldigt: ich werde von einer Windmühle geärgert. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen!


In dem Sinne: angenehmen Montag noch, schöne Woche und ab und zu die Dinge auch mal ruhiger angehen lassen.
Wünscht Euch: ein schweigender Kulturjunkie.

Sonntag, 10. April 2011

Und noch was entspannendes zum Sonntag:

Zwei Doktoren, namentlich Dr. Hans-Jürgen Arlt und Dr. Wolfgang Storz, hatten ein wenig Zeit und Muße und haben die Bildzeitung analysiert. Ergebnis nach der Anaylse mehrerer Ausgaben und Beiträge: Bild ist keine Zeitung.
Gut, wir haben uns in einer Stilistik-Veranstaltung mal den Spaß gemacht die Argumentationsstrukturen der Bild zu untersuchen. Deswegen ist für mich jetzt nicht ganz überraschend, dass die Mechanismen die in einem Beitrag angewendet werden, auch Stilbildend für das Blatt sein können. Aber wer neugierig geworden ist, sich aufregen möchte oder einfach nur die eigenen Vorurteile untermauern möchte:


http://www.bild-studie.de/

Die Zusammenfassung liegt dort als PDF vor, die grob 100 Seiten lange Druckfassung der Studie ebenfalls und für die ganz fleißigen: über den Shop der Seite kann man auch das komplette Werk kaufen bzw. direkt kostenlos herunter laden.
Zusätzlich sind noch ein paar ergänzende PDFs online. Und ein Grafiker hatte zu viel Zeit und hat das ganze auf ein oder zwei an die Bild angelehnten Druckseiten noch satirisch ein wenig aufgearbeitet.
Wer noch nicht weiß womit er seinen Sonntag tot schlagen soll, kann ja zumindest mal drauf schauen.


Ich wünsche an der Stelle einen angenehmen Start in die nächste Woche. (Und nein, das mit dem Stilistik Seminar habe ich mir nicht ausgedacht.)

Montag, 4. April 2011

Lucrecia Borgia

Gestern fiel eindeutig in die Kategorie: "Es ist hervorragend, aber warum flippen hier Alle so aus?"

Kurz zum Inhalt:
Lucrecia Borgia entstammt einem sehr alten, machtvollen, aber wenig beliebten Geschlecht. Man unterstellt ihr Mord, Giftmord, Blutschande und noch ein paar Dinge mehr. Und ihr ist es gelungen ihren verlorenen Sohn aus einer früheren Beziehung wieder zu finden. (Wenn ich den Übertiteln richtig gefolgt bin, ist ihr Sohn gleichzeitig ihr Bruder. Aber ich denke, wenn das stimmen würde hätte es jemand in der Einführungsveranstaltung mal unterstrichen. Aber zumindest ist der Ruf der Borgia so, dass man das nicht direkt ausschließen sollte, selbst wenn ich mir irre.) Der Gute hat sich durch allerlei Heldentaten einen guten Ruf erarbeitet. Und er fühlt sich spontan zu der Borgia hingezogen. Ungefähr bis zu dem Moment, in dem ihm seine Freunde eröffnen, welche Freunde und Verwandte diese schon wegen der Borgia verloren haben.
Genarro, so heißt der junge Mann, reagiert etwas ungehalten. Auf der einen Seite hat er der Borgia von seiner Mutter erzählt, die er bewusst nie kennen gelernt hat und über die er bisher noch nie mit einem Menschen gesprochen hat.. Und sie hat ihm Mut zugesprochen. Aber auf der anderen Seite kann er das schwerlich für bare Münze nehmen, nach dem was seine Freunde ihm offenbart haben.
Um zu beweisen wie sehr er die Borgia verabscheut schände er ihren Namen. Er entfernt den ersten Buchstaben, so dass an ihrem Stadthaus nur noch 'orgia' steht. Gleichzeitig hat er aber auch kein Problem damit seine Tat zu gestehen und sich verhaften zu lassen.
Die Borgia selbst, von diesem Witz verständlicherweise wenig erbaut, fordert den Tod des Übeltäters und muss zu spät erkennen, dass sie damit beinahe ihren eigenen Sohn umbringt. Ihr Mann ist der festen Überzeugung Genarro wäre ihr Geliebter und so lässt er ihr nur die Wahl zwischen Erstechen oder Vergiften. Sie wählt Gift und schafft es tatsächlich Genarro auch noch das Gegengift zu verabreichen.
Nun ist er reichlich verwirrt was er davon halten soll, aber im Grunde auch vorgewarnt so schnell wie irgend möglich zu verschwinden. Ob das geglückt wäre werden wir nie erfahren. Er lässt sich nämlich von einem Freund breitschlagen noch ein letztes Fest zu besuchen, bevor es in den Morgenstunden fort gehen soll. Der vom Ehemann angeheuerte Schlägertrupp verschwindet also und lässt die Freunde in den sicheren Tod laufen.
Genarros Bauchgefühl warnt ihn, doch es ist zu spät. Die Borgia hat Rache geübt indem sie sämtliche Freunde Genarros - und aus Versehen auch ihn - vergiftet hat. Erst jetzt eröffnet sie ihm wer er wirklich ist. Aber da das Gegengift nur für ihn und nicht für seine Freunde reichen würde, weigert er sich dieses zu nehmen. Er stirbt praktisch in den Armen der Borgia.
Und erst jetzt, da es praktisch keine Konsequenzen mehr hat, erfährt der Ehemann der Borgia, wer da gestorben ist.
Der Traum der Borgia, sich über die Liebes eines Menschen retten zu können, bzw. von einem Menschen so sehr geliebt zu werden, dass sie darin ihren Frieden findet, ist damit gescheitert.

So, das war doch mal recht ausführlich. Und ja, es gibt ein oder zwei Parallelen zu Romeo und Julia. Seien wir ehrlich, aus heutiger Sicht hätte es allen Anwesenden gut getan, einfach mal miteinander zu reden. Auf der anderen Seite wäre uns dann eine sehr schöne Oper entgangen. Und das entschädigt dann doch für die eine oder andere menschliche Unzulänglichkeit.

Und bevor wir uns um die Solisten kümmern kommen wir noch kurz zur Arbeit von Frau Saskia Zschoch. Bühnenbild, Kostüme und Inszenierung gehen auf ihre Kappe. Und ich bin ehrlich, ich habe das in der Einführungsmatinee höflich zur Kenntnis genommen. Die ausgestellten Kostüme sahen jetzt nicht so umwerfend aus, vor allem so lange noch keiner drin steckte. Von Modeskizzen habe ich zu wenig Ahnung um einschätzen zu können was da an der Wand hing. Und das Modell der Bühne sah zwar interessant aus, legte es aber auch irgendwie nahe, dass auf einer praktisch leeren Bühne gespielt wird, was nun wirklich nicht immer gut gehen muss.
ABER (bewusst groß geschrieben) das hat erfreulicherweise funktioniert. Die Kleider sahen einmal angezogen hervorragend aus. Vor allem Romelia Lichtenstein hatte wirklich sehr schöne Stücke abbekommen. Insgesamt drei, falls ich das noch richtig im Kopf habe.
Die Bühne war tatsächlich fast leer, auch wenn es schwer fällt das mit ausreichend Nachdruck zu sagen, wenn immerhin die ganze Fläche von einer riesigen Schräge eingenommen wird. Aber ein oder zwei Details, wie ein paar schunkelnde Boote, Licht oder auch nur ein Schriftzug im Hintergrund helfen wirklich, jeder Szene einen eigenen Ort zu geben.
Die Kleidung ist auch in sich sehr konsistent. Nach dem bunten Fasching tragen die Männer fast durchgängig schwarz und die weiblichen Nebenrollen fast durchgängig weiß. Ein oder zwei sahen vor lauter Puder aus wie auf untot geschminkt. Aber alles in allem wirklich schön.
Mir persönlich hat nun der GSG 9 Aufzug des Schlägertruppes wenig gefallen, vor allem weil es die ansonsten sehr zeitlose Gestaltung im Hier und Jetzt verankert hat, aber bitte: ich finde ja eh fast immernoch was zu mäkeln. Es funktioniert. Ich habe einfach nur einen Moment gedacht: irgendwie passt das gerade nicht so ganz.


So, und damit wir hier heute auch noch ein Ende finden, sollten wir langsam mal zu den Darstellern kommen:
Romelia Lichtenstein war umwerfend. Ich habe nach Macbeth höflich zur Kenntnis genommen, dass sämtliche Musikwissenschaftler die ich kenne so etwas wie den inoffiziellen Romelia Lichtenstein Fanclub bilden. Ich bin vor lauter frieren kaum dazu gekommen das Stück zu genießen, aber alle die ich kenne hatten danach ein und den selben Satz im Mund: "Die Frau singt so geil!!!". Gut, teilweise in anderer Formulierung, aber nach dem vierten oder fünften Mal beginnt man zu merken, dass da irgendwas an einem vorbei gegangen ist. Dieses mal (in einem gepolsterten Sessel, mit annehmbaren Raumtemperaturen, in einem vollkommen anderen Stück) muss auch ich sagen: die Frau kann singen! Wenn man Ahnung hat nennt man so was einen lyrischen Koloratur Sopran (glaub ich). Ich bin mittlerweile so weit zu verstehen was das heißt, aber beim besten Willen noch nicht so weit, dass im aktiven Wortschatz mit zu verwenden. Oder von selbst zu erkennen. Ich habe das einfach nur in den ganzen Elogen aufgeschnappt, die in den letzten Tagen kursierten.
Zwischen butterweich und verletzlich bis schmetternd laut und verärgert ist wirklich alles dabei. Und ich bin immer noch begeistert, dass sie am Ende wirklich wie eine gebrochene Frau wirkte. Das hat ja in dem Sinne nichts mehr mit der Stimme zu tun, muss man über Körpersprache aber auch erst mal kommunizieren können.

Genarro wurde von Carlos Cortés gespielt. Wenn ich das aus der Einführung noch richtig im Kopf habe, ist er ein Mexikaner den es privat nach Wien verschlagen hat und der hier mit zum ersten Mal auf einer deutschen Bühne stand. Gesanglich ebenfalls top und mit einer gewissen stoischen Ruhe, die der Rolle sehr gut getan hat.

Ki-Hyun Park als eifersüchtiger Ehemann war ebenfalls sehr sehenswert. Und hinreichend selbstgefällig.

Genarros besten Freund Mafio Orsini spielte Ulrike Schneider. Ich weiß nicht ob ich mich in diesem Leben noch daran gewöhnen werde, dass offensichtliche Männerrollen eben so offensichtlich von Frauen gespielt werden. Aber eines muß man ganz klar sagen: Jeppo Livoretto gespielt von Christopher O'Connor, Don Apostolo Gazell gespielt von Christoph Stegemann, Ascanio Petrucci gespielt von Ásgeir Páll Ágústsson, Oloferno Vitellozo gespielt von Beyonghoon Chang und eben Ulrike Schneider als Mafio Orsini waren Kleidertechnisch alle samt sehr dezent in schwarz gekleidet, also auch optisch entsprechend der eher kleineren Rollen ein wenig zurück gesetzt und gleichzeitig stach Ulrike Schneider, praktisch als wichtigste Bezugsperson Genarros, wie von selbst heraus. Auf eine recht eigene Weise ist auch das brilliant gelöst.

In kleineren Auftritten bieten sich uns ebenfalls:
Gerd Vogel als Gubetta, eine Art gutmütiger, aber weitestgehend meinungsloser Vertrauter der Borgia, der Genarro für sie im Blick behalten soll und am Ende hilft alle zu vergiften.
Ralph Ertel als Rustighello gibt den schmierigen Vertrrauten des Herzogs und vergisst dabei nicht einmal seinen kleinen Finger abzuspreitzen.
Und Jürgen Trekel als Astolfo versucht sich als Überbringer einer Botschaft der Borgia, nimmt jedoch vor der überstarken Präsenz an Bewaffneten reißaus.

So, damit müssten wir nun langsam wirklich alles beisammen haben.
An der Stelle noch ein Lob an die Technik. In der ersten Hälfte des Stückes war die Tafel zum Mitlesen rechts etwas zu hell erleuchtet, was sich in der zweiten Hälfte des Stückes änderte. Das hat das Lesen wesentlich leichter gemacht. Und jemand hat mitgedacht.

Das Einzige was an dieser Stelle noch fehlt ist die Erklärung von dem Satz ganz oben.
Es war wirklich gut. Mir hat es gefallen. Mir hätte es wahrscheinlich noch besser gefallen, wenn nicht bei allen ruhigen Stellen jemand angefangen hätte mit seiner Handtasche zu knarzen.
Und sobald zwischen zwei Noten mal mehr als eine Sekunde Pause herrschte brüllte irgendwer ganz vorne Bravo. Und der Schlussapplaus dauerte im wahrsten Sinne des Wortes ewig.
Ich bin prinzipiell begeisterungsfähig, aber das hat ich dann doch ein wenig verwirrt. Die Bravo Rufe ließen in der zweiten Hälfte zum Glück nach. Wahrscheinlich weil die Handlung langsam dramatisch wurde und sich jemand beschwert hat, er möchte nicht aller paar Minuten aus seiner musikalischen Versenkung gebrüllt werden. Schätzt ich jetzt einfach mal so. Ein paar der artikulierten Beschweren auf dem Weg in die Pause legen das nahe.
Dazu kommt ja auch: ich bin Hallenser. Wir sind begeisterungsfähig, zeigen das aber ganz selten so offensichtlich. Wenn dann ein ganzer Saal dermaßen jubelt, kann man sich nur fragen, was man jetzt schon wieder verpasst hat. Vielleicht treffen da auch einfach Mentalitäten zusammen. Aber ich stehe vor solchen Gefühlsausbrüchen immer ein wenig ratlos. Was hören die, das mir entgeht?
Aber hey, sehen kann man es noch ein paar Mal. Und wer wissen möchte, wo zwischen meiner offenen Verwirrung und dem frenetischen Applaus die Wahrheit liegt, der geht am besten selbst hin.
Wer sich für Opern begeistern kann, wird es auf jeden Fall nicht bereuen. Und wer damit nichts anfangen kann, der hat eh nicht bis hier unten gelesen. Dafür ist es dieses Mal doch zu lang geworden.

Sonntag, 3. April 2011

Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran

So, an dieser Stelle noch ein Hoch auf die Segnungen des Internets. Dass das Buch von Eric-Emmanuel Schmitt geschrieben wurde, hätte ich wahrscheinlich noch irgendwie zusammen bekommen. Aber dass es Endre Holéczy war, den wir in der Hauptrolle dieses Gastspiel im nT gesehen haben, das hätte ich ohne Internet sicherlich nicht noch mal zusammen bekommen.

So, und mit dieser kleinen Starthilfe nun rein ins Vergnügen.

Erst mal für alle, die noch nicht so ganz genau wissen um was es geht:
Moses ist 11 und ein Einzelkind. Seine Mutter hat er nie kennengelernt und sein Vater ist zwar keineswegs gewalttätig, aber doch das Gegenteil dessen, was man sich unter einem Liebevollen Heim vorstellt. Eher durch Zufall freundet er sich mit Monsieur Ibrahim an. Und einige Schicksalsschläge, Besuche bei den Prostituierten und andere Erfahrungen später, hat Monsieur Ibrahim ihm die Dinge beigebracht, die Moses braucht um auf eigenen Füßen zu stehen. Dass er dabei den Namen wechselt und ziemlich viel reist, ist Teil des Charmes. Aber das ist es nicht allein, was den Reiz des Stoffes ausmacht. Denn wenn das alles so einfach zu erklären wäre würden wahrscheinlich auch weniger Menschen das Buch weiter empfehlen...

So, aber jetzt erst mal zur Inszenierung:
Hinten ein paar weiße Wandtrenner, damit die Bühne nicht ganz so riesig wirkt, rechts eine kleine Treppe zum drauf setzen und links ein Kühlschrank mit Stuhl und einem leeren Backgammon Spiel oben drauf.
Aber bevor es dazu kommt, sehen wir noch einen kurzen Filmausschnitt über die Frage, ob es einen Gott gibt. Und das ist auch schon einer der größten Kritikpunkte: so gut der Dokumentarausschnitt in sich ist, die Akustik war, zumindest da wo ich saß, absolut grauenhaft. Ja, man hat alles verstanden. Aber eine wahre Freude war das Zuhören auch nicht.
Was sich allerdings tatsächlich in erster Linie auf das Video zutrifft.

Endre Holéczy macht hingegen einen wirklich fantastischen Job. Hier und da kam es zu ein paar Streichungen, ein oder zwei Sachen wurden auch verändert. Darüber kann man sicherlich mal reden, aber mir ist es auch nur aufgefallen, weil ich kurz vorher das Buch gelesen habe. Also Schwamm darüber.
Inhaltlich war das Stück wirklich gut. Endre Holéczy wirkt mit blauem Kittel wirklich, als wäre er nur mal eben vorbei gesprungen um ein wenig zu plaudern. Und das als Ein-Personen-Stück zu stemmen ist ja auch eine Leistung. Nur die Übergänge beim Sprechen, also der Wechsel von einer Figur zur nächsten, sind mitunter ein wenig holperig. Aber ich finde ja eh immer irgendwas zum mäkeln.
Die kleinen Schwächen werden auf jeden Fall durch interessante Einfälle wieder wett gemacht.
Die Besuche in der Rue de Paradie sind sehr nett gelöst. Die Suche nach einem geeigneten Auto erweist sich als kurzweilig. Und der Darsteller lässt sich auch nicht durch das Publikum aus dem Konzept bringen. Auch wenn am Ende immer noch Zeit für einen kleinen Scherz bleibt.

Wäre das mit der Akustik nicht gewesen... oder vielleicht hätte ich mir auch einfach nur einen anderen Platz suchen sollen.
Wer sich für Lebensgeschichten begeistern kann, die vor Optimismus sprühen und für Menschen die sich einfach nicht unterkriegen lassen, der ist hier auf jeden Fall richtig. Egal ob es sich nun um das Buch, den Film oder das Theaterstück handelt. Reinschnuppern lohnt sich. Zumal die Länge jeweils überschaubar ist.
Von mir auf jeden Fall eine Empfehlung, auch wen das jetzt vielleicht kein glühender Liebesbrief geworden ist. Ganz am Rande geht es übrigens auch um den Holocaust. Da mag man mir meinen etwas gemäßigteren Ton verzeihen.

Samstag, 2. April 2011

kurzes Update bevor *zzZZzzZZzz*

Nur noch kurz bevor ich verdient ins Bett kippe:

Monsieu Ibrahim war gefühlt viel zu kurz und Lucrecia Borgia war klasse. Ich war vielleicht nicht ganz so überschwenglich begeistert wie alle anderen, aber genial war es auf jeden Fall.

Alles Weitere irgendwann nach dem Aufstehen.

*kipp*