Freitag, 17. September 2021

Greg Jenner

Eine Kleinigkeit noch:

ich bin generell der Meinung, dass die Welt mehr kompetente Historiker braucht. Dabei meine ich mit Kompetent nicht "viel wissen" sondern expliziet "das Ganze gut vermitteln".

Beim Stöbern durch Audible bin ich auf A somewhat complete History of sitting down von Greg Jenner gestoßen.

Nun war selbst ich im ersten Moment der Meinung: eine Geschichte des Sitzens... naja, wie viel gibt es über Stühle schon zu sagen? Erstaunlich viel. Angefangen bei einem normalen Stuhl, über Rollstühle, den elektrischen Stuhl, den Nachttopf, Erotika, den herrschaftlichen Thron... 

Eigentlich fast erstaunlich, dass das ganze Hörbuch nicht mal drei einhalb Stunden dauert. Und unterhaltsam und informativ war es auch noch.

Es gibt von ihm noch zum lesen A Million Years in a day: A Curious History of Daily Life (bzw. auf Deutsch Neues von Vorgestern: die Ganze Geschichte der alltäglichen Dinge) sowie Dead Famous: An unexpected History of Celebrity from Bronze Age to Silver Screen.

Und nächsten Monat erscheint Ask a Historian. 50 Surprising Answers to Things you always wanted to know.

Wer Geschichte gerne unlangweilig vermittelt bekommt ist hier genau richtig.

Dienstag, 14. September 2021

Shang-Chi

Also gut, ich muss mal eine Kleinigkeit gestehen:

N. hatte Geburtstag und hat sich gewünscht, dass wir ins Kino gehen.

Ich hab mich nach bald anderthalb Jahren Corona mit dem Konzept ehrlich schwer getan, aber als Marvel Fan war Shang-Chi und die Legende der zehn Ringe auch ein Argument sich aus dem Haus zu bewegen.

Und was soll ich sagen? Es war fantastisch!

Ja, auch befremdlich, weil man mit einem Haufen Fremder mal wieder in einem Raum sitzt und das locker zwei Stunden.

Aber der Film!

Für eine Hollywood-Produktion waren erstaunlich viele Stellen untertitelt.

Shang-Chi ist, glaube ich, der erste Superheld der vollkommen zufrieden ist ein normales Leben zu führen... also, etwas, dass wir als ein 'normales Leben' bezeichnen würden... so im Vergleich.

Humor.

Action.

Spezialeffekte.

Und ja, es geht auch um Liebe, aber ohne dabei ins kitschige oder unmotiviert romantische abzudriften.

Wie immer werden jene Fans belohnt die schon einige Filme gesehen haben.

Und auch wenn Simu Liu als Shang-Chi und Tony Leung als sein Vater wirklich großartig waren... okay, und Fala Chen als Mutter auch... und.... im Grunde alle.

Meine persönliche Lieblingsfigur war Awkwafina als Katy: eine Frau des 21sten Jahrhunderts mit einer recht hohen Toleranz für Katastrophen, die einfach sagt was sie denkt. Und auch wenn ich mich schwer damit tue, dass sie scheinbar die Einzige ist die mit einem Bleifuß noch sicher Auto fahren kann.... wisst ihr was mich wirklich beeindruckt hat? Der Film hätte sogar ohne Sie den Bechdel-Test bestanden - ein Mal. Mit ihr? Fünf, Sechs, Sieben mal? Es ist depremierend, dass das so ungewöhnlich ist. Aber es ist erfreulich, wie leicht das ganz nebenbei möglich sein kann.

Samstag, 11. September 2021

What Artists Wear von Charlie Porter

Ich habe absolut keine Ahnung, welcher Algorithmus auf die Idee gekommen ist ausgerechnet mir ein Buch über Mode zu empfehlen, ABER:

What Artists Wear von Charlie Porter ist tatsächlich lesenswert.

Das hängt zum einen damit zusammen, dass man die Arbeitskleidung von Künstlern sieht, die teilweise bis zum Rande der Haltbarkeit getragen wird. (Man erfährt aber auch was zum Beispiel Andy Warhol oder Joseph Beuys optisch von anderen sterblichen unterschied.)

UND es ein nicht unwesentlicher Teil der hier genannten Künstler kam auch in den Werken von Olivia Laing vor. Ja, ja, Nerd-Wissen. Aber wer sich zu The Lonely City oder Funny Weather. Art in an Emergency noch ein paar Bilder ansehen wollte ist hier genau richtig.

Dass es nebenbei noch um Dinge wie Integration, Rassismus, das Brechen von Konventionen und solcherlei Sachen mehr geht, zähle ich dann einfach mal als Bonus.  ^_~

Samstag, 4. September 2021

Hamlet und Ich in der Volksbühne am Kaulenberg

Ich war mal wieder in der Volksbühne am Kaulenberg und ich muss an der Stelle eingestehen, dass ich vielleicht Theaterentzug hatte und möglicherweise auch Farbe beim trocknen zugesehen hätte (allerdings eher 2 1/2 Minuten und nicht, wie hier, zwei einhalb Stunden....)

ABER:

Das war ein wirklich, wirklich fantastischer Abend.

N. erklärt mir schon den halben Tag, dass ich ihr das falsch verkaufe wenn ich möchte, dass sie beim nächsten Mal mit kommt. Aber eigentlich geht es doch "nur" um Erwartungsmanagement.

Ich hatte am Dienstag schon mal mit Professor Schwieberdinger "geschwätzt" und danach ein wenig die Befürchtung Hamlet und Ich würde auf eine Neuauflage von Heute weder Hamlet hinaus laufen. (Auch ein wirklich fantastisches Stück, aber leider nur beim ersten Sehen.) Und N. hat noch die "Live" Übertragung von Hamlet aus dem National Theater in London im Kopf, die wir mal im Kino gesehen haben und die zugegebenermaßen unschlagbar war.

Wir hatten beide Unrecht, denn Hamlet und Ich ist eben nicht Hamlet, sondern eine sehr weit gefasst und humorvolle Erklärung zu Hamlet.

Die Faulheit in mir würde jetzt gerne darauf verweisen, dass Menschen die Romeo vs. Julia oder Faust als Solo gesehen haben, auch ungefähr einschätzen können was sie erwartet. 

Aber mit dem Ansatz müsste ich hier ja auch gar nicht erst anfangen zu schreiben.

Wir überspringen mal die Diskussion ob Shakespeare wirklich Shakespeare war. (Mein Lieblingszitat zum Thema - und ich habe leider vergessen von wem es stammt : "Shakespeares Werke wurden entweder von Shakespeare geschrieben - oder von einem anderen Gentleman gleichen Namens.")

Wenden wir uns statt dessen direkt Hamlet zu:

Um die wichtigsten Punkte zu nennen: Vater tot, Mutter neu verheiratet, das mit der Liebe ist auch so eine Sache... und Hamlet braucht grob 166 Reclamseiten um dazu eine belastbare Meinung zu finden.

Zu den Deutungen dieses Konstrukts haben sich schon weitaus intelligentere Menschen bemüht als ich.

Und ungefähr da ist auch der Punkt an dem Menschen, die kein Literaturwissenschaften studiert haben, diesen leicht glasig abwesenden Blick bekommen und innerlich schon mal den Einkaufszettel fürs Wochenende oder etwas vergleichbar existentielles durchplanen.

Ich verkaufe das wirklich falsch, oder?

Nicht weg laufen!

Ich verspreche: der Abend ist merklich besser.

Es ist und bleibt ein Ein-Mann-Stück.

Und natürlich könnte man befürchten, dass Professor Schwieberdinger als Alter Ego zu akademisch wird oder Jonas Schütte mit seinen Texten zu pathe.. erm, ich meine zu poetisch.

Aber all das wird gut umgangen, dank eines neuen Mitarbeiters des Kaulenbergs: Kalle, dem Hausmeister.

Kalle hat schon ein paar Hamletinszenierungen gehört (was man je nach Standpunkt beneidenswert oder bemitleidenswert finden kann) und ist so schnell durch gar nichts mehr aus der Ruhe zu bringen - von seinem reflexartigen Gefluche mal abgesehen. ^_~

Und da eine wichtige Requisite des Abends nirgendwo aufzufinden ist und das Publikum ja trotzdem irgend etwas sehen will, kommentiert sich Kalle mit Berliner Schnauze einfach selbst durch das Stück.

Das mag als Verkaufsargument fast reichen, wird aber noch besser.

Nicht, dass ich jetzt alle Witze verraten möchte, aber mal so als kleine Auswahl:

Dass Hamlets Mutter erstaunlich stark nach Marijke Amado klang war sicher wieder nur mein Kopf. Aber Deutschlands bester Schauspieler überhaupt kommt auch zu Wort. (Und auch wenn hinter mir der Wunsch nach Till Schweiger aufkam: nein, der ist es nicht.) Es gibt Musik. Anekdoten aus anderen Hamlet Aufführungen. Gefühlt fünf Minuten englischen Exkurs. Viel zu lachen. Und es gibt ein an sich komplett sinnbefreites, aber erstaunlich effektives Makeup. 

Und dank Standing Ovations haben wir am Ende noch drei Verbeugungen heraus geklatscht.

Oder in anders: es hat nicht nur mir gefallen, sondern auch den grob 40 anderen Anwesenden. 

Und ganz ehrlich: es war mal wieder Theater. In Live. Und echt. Mit direkten Reaktionen von anderen Menschen.

Ob deswegen Theater besser ist als Fernsehen (eine These die vertreten wurde und sich nur bedingt mit meinem Wissen über Fanculture deckt ^_^; ) sei jetzt mal dahin gestellt.

Aber es war ein rund um toller Abend.

Und auch wenn ich N. mittelschwer bestechen musste: der Plan ist, dass wir zur nächsten Vorstellung am 18ten zu Dritt auftauchen. Vielleicht hat ja noch jemand anderes Interesse?

Ach ja, und als kleine Belohnung, für Alle die den Text wirklich bis hier unten gelesen haben: mal noch zwei Songempfehlungen, die thematisch passen, aber in diesem Hamletabend nicht vorgekommen sind:

Von Abney Park "Dear Ophelia" und "Ophelia" von The Lumineers.

Und noch eine kurze Anekdote, um zu beweisen, dass Fernsehen nicht nur gut ist:
als ich ein ganzes Stück jünger war (gefühlt 10) hat Arte (ich glaube mitten am Tag) eine animierte Version von Hamlet ausgestrahlt. (Und ich habe nachgeschaut: nein, es war nicht Teil von Shakespeare: The Animated Tales, auch wenn die immernoch sehenswert sind.) Ich finde die nicht wieder, aber: Ophelia - reglos im Wasser, umgeben von blau, grün und gelben Blumen - habe ich heute noch vor Augen. Und deswegen ist ein eigener Fernseher für Kinder etwas tolles, aber pädagogisch schwierig. ;P

Freitag, 3. September 2021

ABBA!

Was ist im Moment eigentlich los?


Ich hatte durchaus gehört, dass ABBA wieder Musik machen wollen. Aber wirklich geglaubt habe ich das erst als Youtube mir die zwei neuen Lieder vorgeschlagen hat.

Der absolute Ohrwurm ist noch nicht dabei. Aber es ist ABBA!

Ganz ehrlich: die haben so viele Reunions, trotz des Angebots von sonst wie viel Geld, abgelehnt. Es ist mir egal wie die Welt sie überzeugt hat: allein, dass sie wieder auf der Bühen stehen wollen - und ich mir das ggf. auf BluRay kaufen kann - ist Grund genug zur Freude.


Ob die Welt jetzt wirklich auf ein Remake-Album von David Hasselhoff gewartet hat ist wieder eine andere Frage.

(Wobei S. vor ein paar Jahren zu einem Hasselhoff Konzert aus Scherz 'ja' gesagt hat und den Termin gezwungenermaßen und mit ausreichend Alkohol auch wahrgenommen hat. Es muss gar kein so schlechter Abend gewesen sein... XD )


Und am 22.09.2021 bringt Elton John ein neues Album heraus.

Gut, das meiste davon sind scheinbar Klassiker oder Collaborationen, aber wenn eine CD schon "The Lockdown Sessions" heißt...


Man könnte sagen:

Die Welt wird ganz langsam wieder normal und schon stehen Alle in den Startlöchern. 



Und eine Kleinigkeit:

Ich bin sonst der Letzte der Werbung lobt, aber... hat außer mir schon wer die DHL Werbung zum neuen James Bond Streifen gesehen?

Die ist tatsächlich genial!