Also gut, Crash-Kurs Oper:
Eine komische Oper ist selten lustig, es heißt nur das keiner darin stirbt. Im Gegensatz zur normalen Oper, die dieses Prädikat nur tragen darf wenn mindestens einer stirbt.
Nur sagt einem das ja vorher keiner. Als ich vor etwa einem Jahr anfing mich quer durch den Spielplan der Bühnen Halle zu arbeiten, hatte ich absolut keine Ahnung worauf ich mich hier einließ. Vor allem beginnt La Bohème ja total harmlos. Und zuckersüß.
Rudolfo und Marcello bibbern sich den Allerwertesten in ihrer Künstlerbude ab, so schlimm, dass Rudolfo sogar eines seiner Manuskripte verbrennt um wenigstens etwas Wärme zu haben. Zur WG gehören außerdem noch Colline, ein Philosoph, und Schaunard, ein Musiker. Schaunard bringt auch ein wenig Geld mit, so dass die Anwesenden beschließen außerhalb zu essen. Nur Rudolfo bleibt zurück. Eigentlich weil er noch etwas fertig schreiben muss. Aber wie es das Glück so will, kommt eine hübsche Nachbarin Namens Mimi vorbei. Im Grunde brauchte sie nur ein wenig Feuer, aber wenn man schon mal dabei ist... nun, sagen wir mal man sucht und findet sich im Dunkeln. Danach gehen die beiden mit den anderen feiern. Und wir lernen Musetta kennen, eine ehemalige und bald-wieder Geliebte von Marcello.
Und damit sind wir auch schon durch die erste Hälfte des Stückes durch.
Bisher absolut un-Opern-haft. Zuckersüße Liebe, alle sind glücklich, die Musik ist traumhaft und alle auf der Bühne feiern. Nebenbei schaut man Menschen zu: Kindern die Spielzeug bestaunen, Liebende die Bummeln gehen, einem eifersüchtigen Liebhaber... und was Paris eben sonst so her gibt.
Wie man das als Oper bezeichnen kann? Man warte auf den zweiten Teil:
...
Nein, das verrate ich heute nicht. Nur so viel: wer hier keine Taschentücher braucht, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Ja, auch in der Oper.
Wer ungehemmter Heulen möchte kann sich auch gerne mal einen Abend die DVD mit Anna Netrebko und Rolando Villazón ansehen. (Meine Mutter hat sich damals zwischen zwei Taschentüchern beschwert wie ich sie das nur habe anschauen lassen können.) Eine wirklich schöne Verfilmung und wunderbarer Kulisse. Und Untertitel.
Apropo Titel:
Wer wie ich der Kultur in dieser Stadt die Treue hält:
Die Plätze im ersten Rang sind hier die besten. Man kriegt keinen Nackenkrampf beim Mitlesen (Übertitel in der Oper sind klasse) und hat trotzdem die ganze Bühne im Blick. Nicht wundern: in jeder Hälfte des Stückes ist eine Umbaupause dabei. Und nach der eigentlichen Pause schadet es nicht sicherheitshalber ein oder zwei Taschentücher dabei zu haben.
Dann das Klatschen nicht vergessen. Und man ist hervorragend gerüstet für ein wirklich wunderschönes Stück...
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