Samstag, 4. Oktober 2025

Music and Stuff

 Ich bin ja weiter viel im Kaulenberg.

Und ohne Ahnung bin ich mal wieder in einem der seltsameren Momente meines Lebens gelandet:

Erstens: auf einem Metalkonzert herumhüpfen ist nicht die Art von Bewegung die mein Arzt mir empfohlen hat. 

Zweitens: Xofy. Ich musste einiges googeln um heraus zu finden, dass sie am Donnerstag der Opener für die (Veranstaltungsreihe) Dose waren. Und das was Youtube dazu hat wird dem Erlebnis nur unzureichend gerecht. Es war die Sorte Musik bei der jeder da vorne seinen eigenen, perfekt gegossenen Gehörschutz trägt und die hören sich trotzdem alle problemlos auch so. Textlich habe ich kaum etwas verstanden. Aber laut können die. Und wenn ich ehrlich bin: das war alles was ich Donnerstag brauchte.

Das sie im Grunde gnadenlos überzogen haben war da eher ein Bonus.


Und weil ich jetzt wirklich zu faul bin noch einen neuen Beitrag aufzumachen kommt hier ein ganz, ganz harter Schnitt und Taylor Swift.

Eine Freundin hatte mich damals mitgenommen, als die Eras Tour im Kino kam. Ich mag Midnight. Ich habe mir die Saga von Taylor und Ihren Albenrechten erzählen lassen. Ich bin informiert. Aber jetzt nicht zwingend ein 'Swifty'.

Daher ist meine persönliche Meinung:

Das neue Album hat was. Ich war in die Musik nicht zwingend schockverliebt, aber die Texte wachsen mir nach und nach ans Herz. (Was bei mir bei Liedern normal ist. Und ich glaube das kommt Texten von Taylor Swift auch entgegen.)

Der 10er für das digital Album (The Life of a Showgirl) ist durchaus berechtigt.

Aber bei Regen und Kälte in ein Kino gehen, um dort für etwa 20 Euro grob anderthalb Stunden das neue Album vorgespielt zu bekommen? Naaahhhh~~~~ Das ist dann doch eher was für die richtigen Fans.

Aber ich hab das Album Freitag drei mal laufen lassen - neben allen anderen Terminen. Das ist doch schon mal ein guter Anfang.

Nostalgia Media Update

Ich kann nicht versprechen, dass ich solche Updates jetzt wieder öfter mache, aber meine Umgebung hatte die Woche Spaß an mir, also kann man das ja auch online teilen.

Das Problem ist so ein wenig, dass ich mir bei der Chronologie nicht mehr sicher bin. ^^; 


Angefangen hat es wohl mit In Search of the Last Action Hero. Das gibt es als Buch oder eben auch als Doku. Auf Disc sind es grob 2 1/2 Stunden. Und wie der Titel schon sagt geht es um die alten Action Filme und ihre Stars. Und sie sind wirklich alle dabei. Arni, Stallone, Bruce Willis, Van Damme... und seien wir ehrlich: wenn Euch die Liste nostalgisch macht wollt ihr das lieber sehen als lesen.

(Ich hab meine BluRay an meinen Vater verliehen. Ich gehe nicht zwingend davon aus, dass ich die dieses Jahr wieder sehe.)


Und nun gehöre ich zu den Menschen die mit Horrorfilmen tatsächlich nicht so viel anfangen können - aber drüber lesen geht. Und Dokus scheinbar auch.

Es gab nämlich so was ähnliches auch für das Horrorgenre der 80er: In Search of Darkness. Das sind mittlerweile drei Staffeln. Jeweils vier Folgen. Und die haben auch alles vor die Kamera gezerrt was nicht rechtzeitig geflohen ist, u.a. den Kerl der Freddy gespielt hat. Wisst ihr wie lange ich nicht mehr an Elvira, Mistress of Darkness gedacht habe? Und ich habe endlich mal gesehen wie Johnny Depp von einem Bett verschlungen wurde!

Es ist - zugegeben - zum entspannen eine seltsame Wahl. Aber ich bin mittlerweile in der dritten Staffel. Läuft.

Und weil so ein Streaming-Service ja auch ein Systemanbieter ist wurde ich mittlerweile darüber informiert, dass ich mit den Dokus zu Resident Evil, Chucky, The Living Dead, Nightmare on Elmstreet und Freitag der 13te weiter machen kann.

Ach ja, und es gibt etwas, dass nennt sich Wick is Pain.

(Was ich im Laufe der Zeit tatsächlich schon gesehen habe und nicht schlecht fand: Die Sci-Fi Story, Inside Horror, In Search of Tomorrow und Planet of the Tapes. Passt nicht so ganz zusammen, aber kann man gesehen haben.)


Und dann gab es da noch ein eBook:

Strange Blood. 71 Essays on Offbeat and Underrated Vampire Movies, herausgegeben von Vanessa Morgan.

Das hat ein bisschen über 300 Seiten für 71 Rezensionen. Das ist die ideale Länge für Bahnfahrten. Und einen Film davon habe ich tatsächlich bestellt, einfach weil die Mischung viel zu wild klang um wahr zu sein:

- ein Vampirfilm
- gedreht 2004
- in Schwarz Weiß
- ein Ballett
- Stummfilm
- aber mit Zwischentafeln, damit man wenigstens etwas Dialog mitlesen kann

Und das ist alles ein Film. Nicht mehrere. Ein Vampir (!) Film.

Dracula - Pages from a Virgins Diary ist entweder das brillanteste was ich jemals sehen werde. Oder ich werde vor Lachen sterben. Und wir sind in dem Teil des Jahres in dem mir beides recht wäre.

(Dinge die jetzt vielleicht eher einen breiten Anklang finden: Let the Right Ones in, A Girl Walks Home Alone at Night oder Feinfühlige Vampirin sucht Lebensmüdes Opfer. Oder seid ihr eher für Only Lovers left Alive, Vampire Hunter D und Anne Rice?)


Und dann habe ich das eine Buch gefunden, bei dem es in meinem Kopf endlich *klick* gemacht hat:

Screaming and Conjuring. The Ressurection and Unstoppable Rise of the Modern Horror Movies von Clark Collis

Der Titel ist ein bisschen irreführend, weil das Buch einiges an Zeit abdeckt und nicht nur die zwei Filme. Ich dachte erst es würde wirklich viel um Scream gehen. Und dann liest man also so vor sich hin und plötzlich steht da was von Brandon Fraser und Die Mumie. Und The Rock und The Scorpion King. Könnt Ihr Euch vorstellen, dass Riddick mal von Steven Seagal gespielt werden sollte? Was wäre ein komplett anderer Film geworden! The Ring und Final Destination sehe ich ja noch ein. Aber wann hat euch das letzte mal jemand an Tötet Mrs. Tingle erinnert? Und irgendwo da hat es klick gemacht. Sleepy Hollow? Gerard Butler in Dracula 2000? Das ist meine Jugend!

Ich gehöre zu der Generation die Ihren eigenen Fernseher im Kinderzimmer hatte und darüber teilweise Dinge zu sehen bekam, die uns jetzt nicht direkt geschadet haben, von denen unsere Eltern aber auch nicht alles im Detail wissen mussten.

Ich erinnere mich an Zeiten, da kamen Flucht aus L.A. oder Die Klapperschlange mitten in der Nacht, damit die Kinder von den schlechten Computereffekten (bei ansonsten guten Filmen) keine Alpträume bekamen.

Das ist genau das Phänomen, dass Michael Mittermeier mal umschrieben hat mit "Nostalgiefernsehkiffen ist gut für den Geist."


Jetzt dürft ihr gerne noch mal durchlesen, wie viele von den Titeln bei euch noch grob im Hinterkopf sind. ;)

Und für die richtig Harten: 

Es gibt etwas, dass nennt sich die Encyclopacalypse Movie Tie-In Series. Kann kein Mensch aussprechen. Aber ich habe jetzt eine Buch-Adaption von Plan 9 From Outer Space. Und das war durchaus noch einer der harmloseren Titel im Angebot...


Ich weiß, dass ich gerade auch ganz massiv zur Schau stelle wie alt ich mittlerweile eigentlich bin. Aber die Leute um mich herum sind auch nicht wesentlich jünger. Wir hatten die Woche richtig Spaß. Und Ihr könnt gerne mitmachen. ^^

Sonntag, 14. September 2025

Die letzten zwei Wochen

Ich hatte tatsächlich Urlaub, man mag es kaum glauben.

Und wir sind in einem Bereich in dem selbst die Kollegen angefangen haben zu sticheln, ob ich meinen Urlaub im Kaulenberg verbringen werde.

In kurz: Ja.

Aber nur um Euch zu ärgern fangen wir kurz anders an. ;)


Youtube hat mir in der Zeit mit Nachdruck Tim Minchin empfohlen. Da sitzt ein Mann am Klavier. Und singt. Und das klingt erst mal recht harmlos - bis man ihm zuhört. Dann ist es das mit Abstand fieseste was ich seit einer Weile gehört habe. Schon auch lustig. Aber den Humor muss man können.


Gelesen habe ich auch ein bisschen was:

Es gibt einen dritten Teil des Deadpool Mangas. Wer die ersten zwei hat kann hier nix falsch machen.

Joan Didion's Blue Nights und The Year of Magical Thinking gehören zusammen. Allerdings geht es im ersten Buch um den Tod ihrer (Adoptiv-)Tochter und im zweiten um den Tod Ihres Mannes. Dafür muss man in dem Moment auch die richtigen Nerven haben. (Das Theaterstück zu The Year of Magical Thinking gehört für mich immer noch mit zum besten was jemals über Trauer und Verlust geschrieben wurde.)

Erstaunlicherweise hat mich das neue Buch von Ferdinand von Schirach mehr verstört. Titel: Der Stille Freund. Ich mag seine persönlichen Anekdoten und seinen reduzierten Schreibstil. Die drei Seiten Body-Horror da drin hätten es aber wirklich nicht sein müssen. Ansonsten ein echter Schirach, aber...

Es gibt einen Interviewband mit Margaret Atwood: Aus dem Wald hinaus finden. Ein Gespräch mit Casper Shaller

Und was tatsächlich nicht geplant war, war Das Violette Hündchen. Große Literatur im Detail von Michael Maar. Das Ding ist lang. Es ist auch gut geschrieben. Literatur über Literatur ist aber ehrliches Niescheninteresse. Und ich fand leider, dass man den hinteren Kapiteln angemerkt hat, dass der Autor sich aus anderen Büchern selbst zitiert / paraphrasiert hat. Ich bereue nicht, dass ich das gelesen habe, habe aber ehrlich keine Ahnung wem ich das bei dem Kostenpunkt weiterempfehlen sollte.

(Apropo: es gibt etwas das nennt sich Stalking Shakespeare. A Memoir of Madness, Murder and my Search for the Poet beneath the Paint von Lee Durkee. Das Buch ist wild~! Ehrlich! Ich habe die Hälfte davon an eine Freundin live gebloggt, weil einem das sonst wieder keiner glaubt. Das ist etwas für dass es sich tatsächlich lohnt das Popcorn in Griffweite zu halten.)


Noch da?

Zeit für den Kaulenberg? ;)

Die haben die letzten zwei Wochen wirklich gut an mir verdient. Ich glaube ganz langsam habe ich da auch meine erste Türklinke querfinanziert. 

Zum Auftakt: ich habe zum ersten Mal eine Open Stage besucht. Ich habe Cordula Naumann live gehört. Kannte ich nicht. Würde ich mir wieder anhören. Dass danach Karaoke kommt und möglicherweise erwartet wird, dass auch ich mit meiner nicht vorhandenen Stimme... je weniger wir darüber reden, desto besser für alle.

Lagerfeuerotz war... was komplett anderes. Mit Seifenblasen, Mit-Sing-Teil, eigener Fanbase und Bass bis ins Schlüsselbein. Das Album der beiden gibt es kostenlos auf der Homepage der Band. Und ich gestehe, dass ich das schon zwei oder drei Mal während der Bahnfahrt gehört habe. Der Abend war geil. Wir waren - glaube ich - nur 12 Leute, aber der Abend war richtig geil.

Es gab einen Georg Kreisler Abend mit Samuel Sonderhoff am Klavier und Anton Masie übernahm den Gesang. Für Interessierte ist der nächste Termin am 18.09.2025 im Literaturhaus Halle. Ich habe an dem Tag vor allem gelernt wie viele in meiner Umgebung absolut keine Ahnung haben wer Georg Kreisler war... 

Und es gab eine Blind-Date Lesung, präsentiert von der Buchhandlung Jacobi und Müller, die so etwas jetzt scheinbar öfter machen möchten. Es laß: Jehona Kicaj. Ich weiß jetzt nicht genau wie ich meinen Rechner davon überzeuge ein e in einen Umlaut zu verwandeln, aber genau dieser Titel steht aktuell auf der Long List für den Deutschen Buchpreis. Ja, es geht um den Kosovo Krieg. Ja, es geht um Vertreibung und Trauma. Ja, man braucht auch dafür den richtigen mentalen Tag. Aber bevor ich jetzt eine weitere Lobrede auf die klare Sprache und die Herangehensweise an das Thema schreibe: man findet eine Leseprobe online. Gönnt es euch und entscheidet weiter.

Herrn Schütte habe ich möglicherweise auch ein oder zwei mal Live gesehen. Und er hat sich heute zum Tag des offenen Denkmals die Zeit genommen die Führungen durch die Volksbühne zu leiten. Man muss ja mal wissen wo man da andauernd hin geht, gell? ;)


Bonus:

Es gibt eine Banksy Ausstellung in Leipzigs Innenstadt. Mein innerer Schwabe sagt, dass 20+ Euro für Street Art zu teuer sind. Aber ich wollte es eben sehen. Es sind drei Etagen im ehemaligen Esprit. Gut verteilt - nicht zu überladen, nicht zu kahl. Und für die extra Interessierten gab es sogar einen digitalen Guide für das Handy. Ich bereue nicht, dass ich das gesehen habe. Es hat aber tatsächlich geholfen, dass ich dank Deutschlandticket die Anfahrt nicht auch noch bezahlen musste.

Dienstag, 19. August 2025

Kaulenbergfestival 2025

Ich hatte mit meiner Familie tatsächlich einen Deal, dass es drei Tages dieses Jahr gibt an denen ich für nix und niemanden erreichbar bin.

Ein Tag war das Ghost Konzert in Berlin.

Die anderen zwei Tage waren das Kaulenbergfestival am letzten Wochenende im Herzen von Halle.

Ich habe nicht alles mitgenommen. (Nur fast.) Aber es hatte etwas von einem Mini Urlaub. Man ist da wenn man da ist. Man ist weg wenn man mal eben außerhalb was essen geht. Und wenn man mal eine Stunde für sich braucht - oder einfach noch Zeit bis der Kaffee wirkt - dann setzt man sich halt irgendwo hin und atmet durch.

Es war Hammer.

Mein Samstag bestand aus:

Lenz von Büchner. (Monolog mit Jonas Friedrich Leonhardi) Lebensbejahend geht anders. Aber es ist faszinierend wie weit man mit einer Loop-Station und etwas Klebeband kommt.

Toni Geiling an Geige, Gitarre und Säge.

TNT (Metal aus Jena.)

(Musik findet man jeweils auf Youtube oder der Platform des Vertrauens.)

Meinen ersten Aussetzer hatte ich bei Niebelungen: ein Solo für Kriemhild. Das ganze war von den Theaterlandschaften e.V. und nach dem was ich gesehen habe ein gute Mischung aus Schauspiel, Musik, Tanz und Puppentheater. Aber ich hatte leider Flashbacks an das Altgermanistikseminar. (Unser Dozent hatte immer das Ziel, dass jeder von uns den Anfang der Nibelungen auswendig kann. Yep, ist noch da. Wusste ich nicht. Hätte ich auch nicht wissen müssen... sorry.)

Danach noch ein offizieller Teil und ich habe endlich mal Matthias Brenner mit Der Trinker von Fallada geschafft. Eine Werbung für Alkohol war das jetzt auch nicht, aber: ich war endlich mal da.

Am Sonntag dann:

Candlelight Dynamite - Die Giganten des Universums. Einer dieser fantastischen Moment in denen man die Kinder da hin setzt, damit sie was lustiges zu sehen haben, und die Erwachsenen anderthalb Stunden glücklich vor sich hin feixen.

Walli Wolke mit Kerstin Dathe. Was halt so passiert wenn plötzlich ein Drache schlüpft.

Bassam Abou Diab hat getanzt. Und mir fehlen immer noch die Worte dem gerecht zu werden, was da eigentlich passiert ist.

Bridge Markland hat die Räuber von Schiller interpretiert, mit viel Musik und vielen Puppen. Es war fantastisch, egal wie hart der Bruch zu dem davor war.

Dann Brecht Lieder mit Anton Masie und Holger "Scotti" Gottwald.

Noch ein Konzert mit Bastian Brandt. (Auch hier lohnt sich Youtube.)

Und eine Feuershow zum Abschied.

Zwischendrin gab es noch ein Planschbecke für die Kleinsten, einen Menschen-großen Raaben, Grenzkontrollen, Mitmach-Theater, Musik, 2 Workshops und für mich viel zu viel Mate.

Ist eine ganz schön lange Liste, oder?

Und das alles für einen wirklich humanen Preis für beide Tage! Ja, gut, plus Verpflegung. Aber essen und trinken muss man ja so oder so. ;)

Und auch wenn das alles nicht nur nach einem straffen Programm klingt, sondern auch durchaus eine Menge war: es war alles entspannt. Man hatte immer genug Zeit zwischen den Bühnen hin und her zu laufen, es blieb immer noch Zeit für ein Getränk mehr, es blieb Zeit für die Mittagspause und wenn sich Dinge zu sehr überschneiden, dann wurde eben noch mal spontan das Programm umgeplant.

Es waren unglaublich viele Freiwillige da, nicht nur für Technik, Deko, Orga, Stühle räumen, Getränke ausschenken, Einlass kontrollieren und vieles mehr, sondern im Grunde gab es immer auch irgend jemand der helfen konnte wenn man wirklich mal planlos dastand und nicht wusste wo es weiter geht.

Es war fantastisch. Es war beeindruckend. Selbst die Künstler wirkten entspannt. 

Und ich weiß, dass ich es mochte weil eben nicht halb Halle da war und es sich "gut verlaufen" hat. Und ich weiß auch, dass mein Geschmack nicht immer mit dem anderer Menschen kompatibel ist. Aber es war das zweite Jahr an dem ich da war. Es war das zweite Jahr fantastisch. Und wenn ihr mir nächstes Jahr einen guten Sitzplatz freihaltet kann ich euch das Kaulenbergfestival auch uneingeschränkt weiter empfehlen. ;) 

Mittwoch, 25. Juni 2025

Ghost

Also gut, auch wenn hier außer der KI wahrscheinlich niemand mehr mitliest: ich lebe noch und ich habe mir dieses Jahr eine klitzekleine musikalische Micro-Obsession zugelegt:

Ghost

Es gibt so viele Möglichkeiten das zu erklären:

Vor allem ist es für den Menschen der ich mit 16 war. In der Mitte meiner Goth-Phase hätte ich das wahrscheinlich noch mehr geliebt als heute.

Eines der Fan-Videos über Ghost begann mit dem unnachahmlichen Satz: "Es ist keine Satanische Sekte!" (Was stimmt.)

Und offiziell zählt die Musik wohl zu Metal, auch wenn ich persönlich der Meinung bin, dass Tobias Forge in seiner Glam-Rock Ära angekommen ist. Auf der anderen Seite kann der Mann seine Musik nennen wie er möchte, Hauptsache er macht mehr davon. (Es gibt Menschen die diese Musik halb scherzhaft als satanisches ABBA bezeichnen. Ich verstehe warum.) 


Das eigentlich ironische ist, dass ich auch nach all den Jahren immer noch nicht vorher weiß, was mich richtig packt. Daher: was eigentlich passiert ist:

Es gibt einen Konzertfilm von Ghost: Rite Here, Rite Now. Es war nach Weihnachten. Ich hatte im Hinterkopf, dass ich von dem Film mal gehört habe. Er war im Angebot. Ich hatte noch Gutscheine... ihr wisst wie das läuft.

Und dann lag die DVD erst mal da. Der Januar war so chaotisch wie er immer ist. Und erstaunlicherweise kam ich sogar zeitnah dazu, diese DVD zu sehen.

Und nun versuche ich seit einem halben Jahr - erfolglos - Menschen in meiner Umgebung zu erklären, wie ich von einer DVD zu einer kompletten Diskographie, zwei Funkos, 5 Shirts, einem Zip-Hoodie und einer Konzertkarte für Berlin gekommen bin. ICH! Ich habe seit dem Ärzte Fiasko eigentlich aufgegeben für Bands zu reisen. Entweder kommen die in die Nähe (wir sind hier im Osten, also eher nicht) oder ich halte mich mit anderen Medien über Wasser. Und doch habe ich für diesen einen Tag in Berlin das ausgegeben was andere Menschen für einen Kurzurlaub einplanen.

Das irritierende? Ich würde es wieder tun.

Es hilft ungemein, wenn man die 'Lore' hinter Ghost kennt. Und der Film verschafft einem nicht nur einen guten Überblick, sondern gerade weil noch Handlung im Hintergrund stattfindet ist es mehr als "nur" eine bebilderte Live-CD. 

Und nun bin ich ahnungslos, aber ich finde die Musik einfach hervorragend abgemischt. Wer kein Problem mit Horror hat: es gibt ein offizielles Video zu Hunter's Moon (kam zu einem der Freitag der 13te Filme heraus, ihr könnt euch also denken wie das offizielle Video aussieht) und es gibt eine Videoclip-Version auf dem Youtube Kanal von Ghost. Ich höre den Unterschied. Und das passiert sonst nie. Selbst das Live-Konzert war richtige Musik und kein schlecht abgemischter Ton-Brei. Und ich befand mich live wirklich nicht in der Mitte des Raumes. Da ist guter Ton nicht so selbstverständlich wie man meinen sollte.

Wir haben noch nicht darüber gesprochen, dass viele der Lieder offen für Interpretationen sind. (Mary On A Cross. Liebe? Drogen? Leben? Religion und Weltgeschehen? Oder doch noch eine persönlichere Auslegung? Und mit diesen Optionen kommt man in der Regel weit.)

Wir haben noch nicht über die sechs Versionen von Papa Emeritus gesprochen. Oder darüber das Cardi ein Nerd ist - einer aus einer ganz normal kaputten Familie. (N. - die dieses Jahr unfreiwillig sehr viel über Ghost gehört hat - hat es irgendwann als Doctor Who, nur als Band bezeichnet. Ich hasse, dass ich ihr nicht widersprechen kann.)

Wir waren noch nicht bei dem Erlebnis eines Handyfreien (!) Konzertes.

Ganz zu schweigen davon, dass ich auf die harte Tour gelernt habe, dass ich zu alt für Midnight Release Parties bin. XD

Und wir haben nicht darüber gesprochen, wie viele von diesen Liedern sich als hartnäckige Ohrwürmer erweisen.

Plus: Die Fanbase ist fantastisch. Ich glaube das Tobias Forge an einer Stelle mal unbeabsichtigt abgesegnet hat, dass viele von uns etwas am Rad drehen und wir uns mit Ghost ausleben. Ich habe selten so viele begeisterte Menschen erlebt die trotz allem tiefenentspannt nebeneinander existieren können.

Und irgendwo in dem ganzen Durcheinander habe ich sogar wieder angefangen Musik zu hören. Nicht das was Youtube einem nach und nach zeigt (auch wenn man als Ghost-Fan mit Youtube wirklich weit kommt.) sondern neues Zeug. (Also: neu für mich) Wusstet ihr, dass The Darkness noch Musik machen? Oder The 69 Eyes? Billy Idol hat ein neues Album draußen. (die Texte sind älter geworden, aber er klingt immer noch wie Billy Idol) 15 Euro für eine Mono-Inc DVD waren auch gut angelegt. Es ist mir egal wie Klischee der Satz ist: Sleep Token ist gut. Und ich bin mir nicht sicher, ob das was Mike Dawes macht noch als normales Gitarrenspiel durchgeht, aber der Mann ist objektiv talentiert. Ach ja, und es gibt Menschen die Bollywood und Metal mischen, sowie 8Bit Versionen von Linkin Park Alben. Der Algorithmus hatte richtig Spaß mit mir.

Und wenn ihr Zeit habt: die Geschichte wie Tobias Forge's Passiflora auf Youtube gelandet ist ist wild. Und gleichzeitig habe ich lange nichts mehr gehört dass so sehr nach 2004 klingt.


Bringt irgend etwas hiervon irgend jemanden weiter? Wahrscheinlich nicht. Daher nur noch ein ganz kleiner Servicehinweis am Rande: Falls ihr darüber nachdenkt den genannten Film zu kaufen: nehmt bitte wirklich die DVD. Niemand den ich kenne bekommt die BluRay zum laufen, außer ihr habt ein richtiges Heim-Kino-Surround-Sound-System in eurer Wohnung. Das ist eben bei den meisten Menschen nicht der Fall...

Und dieser Text existiert tatsächlich einfach nur weil ich ihn schreiben wollte. (egal wie durcheinander er sich liest.) Vielleicht kommt demnächst auch wieder etwas über unsere lokale Theaterszene. Ein oder zwei Dinge habe ich dieses Jahr ja auch gesehen. Aber Ghost gibt es seit grob 15 Jahren und ich bin mit beiden Beinen voran eingetaucht. Immer wenn man dachte, man hätte es so langsam, ist Youtube noch ein Link mehr eingefallen. Und das ist bisher der mit Abstand beste Teil an diesem Jahr. 


Edit: eigentlich kann man über Ghost nicht reden ohne zu erklären warum wir ihn alle Papa nennen. Aber das wäre ein eigenes Essay. Und irgendwas muss ja übrig bleiben dass ihr noch selbst herausfinden könnt. ;)