Dienstag, 31. März 2020

Klassiker

Es gibt übrigens auch ein paar Klassiker die man gelesen haben kann, ohne dass man danach das Gefühl hat, dass einem das Gehirn aus den Ohren tropft.

Es gibt genug Negativbeispiele, dass weiß ich selbst. (Goethes Wahlverwandschaften wäre mit unserem Scheidungsrecht extrem geholfen gewesen... von Werther reden wir an der Stelle erst gar nicht)

Aber es gibt wirklich Dinge die nicht unterschwellig agressiv machen.

Nicht, dass ich irgendjemandem seinen Nietzsche oder seinen Kafka ausreden möchte, aber wenn die Aufmerksamkeitsspanne langsam schwieriger wird:

Dostojewski ist immer ein guter Anfang. Ja, mit den Büchern kann man jemanden erschlagen. Und nicht jede Übersetzung ist gleich gut. Aber sprachlich ist das eines der angenehmsten und klarsten Dinge, die man lesen kann. Die Reclam Ausgaben sind nett handlich. (Wobei die Texte so alt sind, da hilft auch Projekt Gutenberg weiter) Und wer nicht gleich mit Schuld und Sühne anfangen möchte, kann sich ja erst mal an den Aufzeichnungen aus dem Totenhause versuchen, in denen Dostojewski seine Zeit im Gefängnis aufgearbeitet hat. (Da steht dann auch drin, warum er überhaupt im Gefängnis war. Ich werde nicht gleich alles verraten. ;) )

Ich persönlich hab eine Schwäche für Ludwig Tieck.

Wobei das glaube ich tatsächlich eher so ein Kollateralschaden aus dem Studium ist. Sein gestiefelter Kater ist trotzdem gut - vor allem wenn man vorher zu viel von den Schlegels abbekommen hat. Und ich bin immer noch der Meinung, dass man das nicht ohne weiteres auf eine Bühne kriegt. Aber was weiß ich schon. ;)

Und dann waren da noch die Tagebücher von Samuel Pepys.

An der Stelle empfehle ich tatsächlich die Reclamausgabe. Sie ist gut gekürzt UND unzensiert. Die Probe aufs Exempel kann man gleich im ersten Eintrag machen: Pepys hatte sich Sorgen gemacht, dass seine Frau schwanger sein könnte, stellt aber erleichtert fest, dass sie das nicht ist. Warum ist er sich da relativ sicher? Wer die Antwort nicht kennt, dem werde ich sie auch nicht verraten. Die allermeisten Englischen Bücher, die ich in der Hand hatte, verraten das aber auch nicht. Und ganz ehrlich: dass Pepys nicht nur die Pest und das große Feuer überlebt hat, sondern auch außerhalb der Ehe nichts hat anbrennen lassen, MUSS einem irgendwann einfach auffallen. Dafür möchte ich mir jetzt nicht stundenlange Traktate aus seinem Beamtenleben anhören, obwohl der wohl auch einige interessante Schwierigkeiten hatte. (Er hat im Januar 1660 angefangen sein Tagebuch zu führen und so lange weiter gemacht wie seine Augen das zuließen, also etwa zehn Jahre. Es ist von unserer Zeit merklich verschieden und gleichzeitig sind da ein Haufen sehr menschlicher Probleme drin.)

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