Montag, 5. September 2011

Einführung zur Großen Freiheit 51

So, um das schon mal grob zusammen zu fassen: ich habe Theaterkilometer gesammelt.
Was wir uns in anderthalb Stunden hoch, runter und seitwärts bewegt haben, ist echt unglaublich.

Für Alle die es bisher wirklich geschafft haben die Werbeplakate für dieses Stück oder die Premiere zu ignorieren folgt erst mal eine ganz grobe Zusammenfassung der Grundidee. Und weil ich faul bin zitiere ich diese direkt von besagten Werbeplakaten:
"Von der Dachterasse bis in den Keller: 4 Regisseure, 24 Schauspieler, 10 Bühnen."
Gemeint ist mit der Großen Freiheit also auch die Große Ulrichstraße 51, vielleicht besser bekannt als Kulturinsel. Das Thema ist wie gesagt Freiheit, ein in sich ja sehr weiter Begriff. Und offensichtlich wird so ziemlich die komplette Kulturinsel eingespannt, um dieses Vorhaben umzusetzen.

So weit die Nutzung des gesunden Menschenverstandes. Und eigentlich fing der morgen auch sehr harmlos an. Zur Einführungsmatinee wurden erst einmal alle ins Casino, die Kantine oder einfach Richtung Dachterasse gelotst (ist alles dreis das Selbe) und Matthias Brenner wirkte durchaus begeistert, dass sich an einem Sonntagmorgen so zahlreiche Hallenser schon ins Theater verirrt hatten. Bei ihm waren außerdem Henriette Hörnigk, Jörg Steinberg und Alexander Suckel als weitere Regisseure, die selbstverständlich auch erst einmal vorgestellt wurden.

Und ab hier wird gutes Schuhwerk langsam wichtig.
Es ging eine Treppe runter (immer die gleiche) bis man wieder vorm großen Saal stand. Und hier wurden schon mal auf die Aula von Hermann Kant und auf... sagen wir mal aktuelles politisches Geschehen hingewiesen. Für Hermann Kant bin ich glaube ich zu jung, aber viele der anderen Anwesenden nickten schon mal wissend.
Weiter ging es am Innenhof vorbei zur Bar ein Stockwerk unter der Werft (welche zukünftig Kammerspiele heißen wird. So wie allgemein einige Umbenennungen vorgenommen werden. Ich "freu" mich jetzt schon auf die Überarbeitung der Tagcloud... Aber wenigstens ist es sehr schwer die Werft noch einmal derart radikal zu verändern wie beim letzten Namenswechsel. Ich hab damals drei Monate intensiven Theatergehens gebraucht bis mir auffiel "In dem Raum warst du vor dem Umbau schon mal."). Hier folgte - einer der wenigen Live Einlage des Vormittags - ein Ausschnitt aus Coffee and Cigarettes. (ein Jim Jarmusch Film, mit dem ich seit Jahren Probleme habe. In unregelmäßigen Abständen findet sich jemand, der den noch nicht kennt und gerne mal sehen würde und ich leihe den jedes Mal mit den Worten aus "Wenn er dir gefällt kannst du ihn behalten". Ich habe die DVD bisher jedes einzelne Mal wieder bekommen. Ein paar Promis zuzusehen wie sie Rauchen und dabei Kaffee trinken ist nun mal nicht unendlich spannend. Irgendwie sind sich Alle einig: man kann es mal gesehen haben, man muss den Film aber echt nicht besitzen. Aber gemessen daran war die Live-Probe doch recht amüsant.)
Und ab hier wird es dann langsam schwierig. Natürlich weiß ich, dass die Kulturinsel mehr oder weniger den gesamten Gebäudekomplex bis zum Juridikum umfasst, wer aber noch nie hinter die Kulissen geschaut hat, der macht sich mitunter kaum Vorstellungen davon, dass das mehr oder weniger alles EIN einziges Gebäude ist. Ich habe immer noch dieses viel zu steile Treppenhaus vor Augen, das wir zum Glück nur hoch und nicht runter mussten. Dann geht man einen Gang entlang und immer wieder erscheint scheinbar unmotiviert eine Kaffeeecke, woraus sich schließen lässt das man gerade an einer alten Küche vorbei kommt, auch wenn sonst kaum etwas darauf hin deutet. Immerhin ist man bis gerade eben nur durch Flure gelaufen oder hat Büros gesehen.

Räume die ich ohne fachkundige Führung wahrscheinlich nicht wieder finden würde sind unter anderem der Raum der Ausstatter, in welchem ein Ausschnitt aus dem Hofmeister von Lenz zu sehen sein soll, der Raum unter der Hebebühne des großen Saales, in welchem es wieder um tagesaktuelle Politik geht oder das Vorzimmer der Intendanz. Dann war da noch der Studioclub - oder so was ähnliches - in dem ein Ausschnitt aus Woody Allans Was sie schon immer über Sex wissen wollten gezeigt werden soll. Der Riff Club wartet mit einer sehr freien Adaption der Bremer Stadtmusikanten auf. Und dann war da noch der Innenhof. In dem Moment war ich dann erst mal sehr dankbar wieder erfolgreich aus dem Gebäude heraus gekommen zu sein. Und hier soll dann am 10ten September alles los gehen.



Oder als Zusammenfassung für Lesefaule:
Bringt gutes Schuhwerk mit. Matthias Brenner versprach 10 mal 8 Minuten Ausschnitte über die Freiheit, geknüpft an einen Rundgang hinter die verwinkelten Kulissen. Es ist definitiv etwas Ungewöhnliches.
UND: wer zur Premiere am 10ten Zeit hat, kann sich im Anschluß noch das Konzert von Falkenberg anläßlich des neuen Albums Hautlos anhören. Ich höre gerade auf Youtube in seine Lieder rein und noch ein wenig unentschlossen. (Und ein Servicehinweis an Studenten: zwei ermäßigte Einzeltickets - also eines für die Premiere und eines für das Konzert - sind zusammen merklich billiger als als ein ermäßigtes Kombiticket. Also beim kaufen ein wenig aufpassen.)

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