So, das Chronologie nur was für Angeber ist geht es jetzt mit der Premiere weiter, die eigentlich vor den Webern kam, in diesem Blog aber erst nach ihnen behandelt wird:
Die Fabelhafte Familie Baader.
Die erste "reguläre" Premiere, nach der Großen Freiheit 51, in der ehemaligen Werft, jetzt Kammertheater oder kurz Kammer. (Und ja, ich hab nT Kammer als neues Tag eingeführt und werde das noch eine Weile parallel benutzen.)
Als kleines Premieren-Spezial gab es noch eine unverkrampfte Einführung vor der eigentlichen Premiere, die in vergleichsweise kleiner Runde im Kammer-Foyer stattfand, bzw. an der Bar in der ersten Etage.
Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich auch erst kurz vorher mitbekommen habe, dass diese Einführung statt finden würde, es stand nämlich relativ klein und gut zu übersehen direkt auf der Premierenkarte. Um so besser, dass ich wirklich noch rechtzeitig da war.
Ein Getränk, ein Sitzplatz und los geht's... mit ein wenig Verspätung, denn der Raum füllte sich nur langsam. Matthias Brenner als neuer Intendant begrüßte schon mal die Anwesenden, Henriette Hörnigk als neue Chefdramaturgin nahm auch schon einmal Platz und wer da war konnten sich schon einmal auf das kommende Theaterstück einstimmen.
Wer die Einführung verpasst hat, braucht sich an der Stelle übrigens nicht zu ärgern. Anders als in der Oper, wo es bisher meist um die Vermittlung von Hintergrundwissen, geschichtlichen Zusammenhängen und musikhistorischen Einordnungen ging, ging es im nT eher im netten Plauderton voran: wie ist man auf das Stück aufmerksam geworden und warum ist es gerade das geworden?
Etwas vergleichbares soll es vorerst vor jeder Premiere geben.
(Und für Interessierte, bevor es hier endlich mit der Premiere weiter geht: die Werft/ Kammer/ "was auch immer" soll nach Matthias Brenners Angaben noch ein wenig entkernt werden. Es wird wohl kein zu klein geratener Tanzsaal mehr werden, aber mit ein wenig Glück sieht man bald ein paar der Fenster wieder. Und die Kammer ist vorerst für kleinere Inszenierungen aus den letzten 15 Jahren geplant, also für neuere Stücke. Ich lasse mich überraschen, der Teil klingt für mich aber schon mal latent abgeschreckt.)
So, worum geht es nun eigentlich in diesem Stück?
Das Prinzip Gonzo hatte ich ja schon mal verlinkt, was wahrscheinlich mehr über den theoretischen Unterbau des Stückes verrät, als ich mir hier aus den Fingern saugen kann.
Grob gesagt, wurden Andreas Baader und Gudrun Ensslin keine Terroristen, sondern... naja, Karrieregeile Konsumjunkies mit ordentlich einem an der Klatsche.
Und aus Gudrun wurde Gutrun, woran sicherlich auch noch irgendwer ein nettes Wortspiel findet, aber sei es drum.
Oh, und Carsten Brandau - der Autor des Stückes - hat sich als Sekretär selbst mit in das Stück hinein geschrieben, was das Ganze jetzt nicht wirklich einfacher macht.
Also: Andreas Baader, gespielt von Martin Raik, strebt nach einem guten Posten und vor allem nach einem standesgemäßen Auto. Gutrun, gespielt von Bettina Schneider, ist... ein wenig pyromanisch veranlagt, geht fremd und verliert gerne mal ihre Finger beziehungsweise gleich die ganze Hand. Und Carsten Brandau, gespielt von Alexander Plensel... macht das ganze jetzt nicht wirklich harmloser.
Inhaltlich ist das ganze ehrlich schwer zusammen zu fassen, vielleicht als eine Art Mischung aus Screwball Comedy und Gesellschaftskritik und diesem überbordend absurden Humor der sich bei mir normalerweise erst an der Schwelle zwischen Überarbeitung und Übermüdung einstellt.
Vielleicht sollte ich mich - gerade um die Uhrzeit - einfach ganz geschickt mit Folgendem aus der Affäre ziehen:
Für Drehbuchfetischisten und solche die es werden wollen, ist der komplette Text im Programmheft abgedruckt. Ich habe zwar fast die Befürchtung, dass das weiß auf fröhlichem Schwarz vorerst Gestaltungs-Standart ist, aber wie dem auch sei: für 2 Euro kann man das Heft notfalls auch vorab erwerben und schon mal reinschmökern, ob das so in etwa dem eigenen Geschmack zu entsprechen scheint.
Teilweise herrlich lustig, teilweise einfach nur überdreht oder komplett absurd, aber auf jeden Fall überraschend.
Für Freunde des etwas abseitigen Humors sicherlich sehenswert.
Und bevor ich mich hier um Kopf und Kragen schreibe gehe ich jetzt endlich ins Bett und überlege mal lang und breit, woher mir eigentlich der Name Carsten Brandau bekannt ist, obwohl ich auf seiner Wikiseite spontan nichts gefunden habe, was ich schon kenne...
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