Sonntag, 20. März 2011

Comedian Harmonists

Heute mal verhältnismäßig kurz und schmerzlos:
S. hatte mir die Comedian Harmonists im nT empfohlen. Nun ist es so, dass sie da auf Grund ihres Studiums weitaus näher am Thema dran ist als ich. Aber Empfehlungen kann man ja durchaus mal folgen. Um ehrlich zu sein habe ich wenig mehr als gute Musik erwartet und wenn man wirklich ehrlich sein möchte, dann bietet das Stück auch nicht viel mehr.

Das soll die Leistung selbst gar nicht klein Reden.
Neben Herrn Straube und Matthias Zeeb stehen nur Musiker auf der Bühne, kurz genannt die Java Five und mit mindestens zwei Sängern von den Stouxingers. Musikalisch ist das wirklich gut, und ich habe an dem Abend neben einer Menge bekanntem auch ein oder zwei neue Lieder gehört, von denen ich bisher nicht wusste, dass sie von den Comedian Harmonists sind.
Herr Straube hat einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er sich für kein Kostüm zu schade ist. Außerdem brachte er noch ein oder zwei Melodien von Brecht unter.
Der Teil ist wirklich gut gelungen.

Nun ist das Problem - und ich denke mal das wissen die Meisten auch - dass die Comedian Harmonists ihre Band nicht freiwillig aufgegeben haben. Die Nazis haben irgendwann gesagt "50 Prozent der Mitglieder sind Jüdisch und dürfen darum nicht weiter musizieren. Lasst euch was einfallen." Und von da an war eine Einigung nur noch schwer möglich.
Nun weiß ich, dass es darüber eine Dokumentation gibt, in der die Mitglieder (mittlerweile alles alte Männer) noch einmal zu ihren Erinnerungen befragt wurden und da es sich damals noch um eine Zeit handelte, in der man seine schmutzige Wäsche nicht in der Öffentlichkeit wusch, haben es - so weit ich mich erinnere - auch Alle vermieden etwas schlechtes über einander zu sagen.
Das ist im Großen und Ganzen auch der Schluss, der im Stück transportiert wird. Alles andere wäre wahrscheinlich inhaltlich noch schwerer zu transportieren gewesen.
Aber so bleibt, so leid mir das tut, was von dem Stück über bleibt ist sehr gute Musik mit ein paar Fetzen von Rahmenhandlung, die zwar dazu gehören, weil es sich um die Comedian Harmonists handelt. Aber so richtig will sich daraus kein rundes Bild zusammen setzen.

Aber das ist - wie immer - nur meine persönliche Meinung. S. war begeistert, genauso wie die anderen Zuschauer. Wir haben eine doch recht beachtliche Reihe an Verbeugungen heraus geklatscht. Und die Musik ist über jeden Zweifel erhaben, um so mehr da Herr Zeeb sich Mühe gibt auch dem letzten verständlich zu machen, dass "Veronika, der Spargel wächst" sehr wenig mit Gemüse zu tun hat.
(Angeblich hat Götz Alsmann mal einen sehr lesenswerten Aufsatz über Anspielungen in alten Schlagern geschrieben, aber ich bin bisher nicht dazu gekommen das mal zu lesen... soll aber lustig sein.)

Wer neugierig geworden ist, oder einfach mal wieder ein bisschen was von den Comedian Harmonists hören möchte, sollte sich beeilen. Das Stück kommt nur noch zwei Mal, um Ostern herum.
Gesehen haben kann man es auf jeden Fall. Bei mir blieb trotzdem das Gefühl, dass es sich bei der Rahmenhandlung eher um ein Alibi als um alles andere handelte...

1 Kommentar:

  1. Der Aufsatz von Herrn Dr. Götz Alsmann (Dr. der Musikwissenschaft) ist wirklich sehr lesenswert. Den Aufsatz findet man in dem Begleitbuch zur Ausstellung "Schlager für Millionen", welche vor einiger Zeit in Leipzig zu Gast war. Man wird 1. über die Def. vom Schlager überrascht sein (wer hätte gedacht, dass man dort die Ärzte findet - wenn man den Begriff auf die Sprache festlegt, ist das logisch!) und 2. war man damals gar nicht so prüde, wie es behauptet wird. Nee, man konnte es nur besser und intelligenter verpacken. Heute findet man das F-Wort überall. Damals war es der grüne Spargel, welcher beim Anblick Veronikas wuchs. Guckt euch den Artikel einfach mal an :-).

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