Samstag, 3. Mai 2014

The Ship of Theseus

Es gibt immer mal ein oder zwei Bücher die man liest und bei denen man spontan weiß: das könnte mein Buch des Jahres werden. Oder das zumindest "bei einem bleibt".

Darunter fällt zum Beispiel House of Leaves von Mark Z. Danielewski.
(Brilliant und zäh und brilliant... und eines der wenigen Bücher von denen ich Alpträume bekommen habe. Leider hat er bisher nichts vergleichbares wieder geschrieben.)
Oder Scarlett Thomas The End of Mr. Y.
(Ich hab gut zwei Drittel ihrer Bücher gelesen und das ist mit Abstand das Beste.)

Und dann gab es Anfang des Jahres, eher als Zufallsfund:
S. von J.J. Abrams und Doug Dorst.

Wer jetzt die Stirn runzelt: ja, der J.J. Abrams. Der, den man auf IMDB findet.

S. ist die Abkürzung für The Ship of Theseus.
Dabei handelt es sich um eines dieser alten Gedankenexperimente:
Es gab ein Schiff, es gehörte Theseus. Man stellte es an Land und besserte immer mal was aus. Und irgendwann gab es nicht auch nur ein einziges Originalteil mehr an dem ganzen Schiff. Ist es immer noch Theseus Schiff? (Ich hab mich da nicht zu genau eingelesen. Meine Antwort ist: ja. Allerdings haben sich darüber schon weitaus klügere Menschen den Kopf zerbrochen. Also fragt vielleicht wen anders.)

Und S. ist außerdem die Abkürzung für V. M. Straka.
Einen wohl eher fiktiven Autor, dessen letztes Buch auch The Ship of Theseus hieß.

Und um den sich einige Verschwörungstheorien ranken.

Was aber nicht zwingend das ist, was das Buch so lesenwert macht.

Dieser Klopper - der neu erbärmlich  nach Chemikalien stinkt - ist aufgmeacht wie ein altes Bibliotheksbuch. (Noch richtig mit Ausleihzettel zum Abstempeln)
Dieses Buch ist irgendwann mal... aus der Bibliothek heraus genommen worden. Und in den Händen von zwei mehr-oder-weniger Jugendlichen, wurde das ganze mehr oder weniger zu einem Austauschtagebuch. Richtig mit Postkarten, Briefen, ein oder zwei Kopien oder Zeitungsausschnitten zwischen den Seiten. Und um den eigentlichen Text herum immer wieder mal Kommentare - je nachdem wann sie geschrieben wurden sind sie in unterschiedlichen Farben - in unterschiedlich lesbaren Handschriften. (Ich kam mit seiner gut klar, ich fand ihre auf Dauer aber anstrengend.)

Die Geschichte ist chronologisch betrachtet bei weitem nicht das Mystery-Abenteuer, als das es beworben wurde.
Aber als non-lineare Erzählung macht das ganze durchaus was her.
Zumal wirklich viel Zeit und Liebe in das Design geflossen ist.

Allein von der Handlichkeit her würde ich die eBook Version empfehlen. Wer besondere Bücher lieber im Regal hat um den nächsten Besuch zu beeindrucken, sollte wirklich mal darüber nachdenken, die grob 20 Euro zu investieren.

Ist auf jeden fall mal was anderes.

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