auch bekannt als The Great International Romeo Dying von und mit Jonas Schütte.
Als Ein-Mann-Stück.
Nun gut, nicht nur von ihm. Da ich allerdings auf die Pressekarte verzichtet habe und Namenslegasteniker bin habe ich mir natürlich nicht gemerkt wer die Idee vor ihm hatte. Aber irgendwann stand Herr Schütte vor der Entscheidung: "entweder du machst es oder keiner, weil ich mach es nicht mehr"...
Tja... und manchen Argumenten kann man sich halt schwer entziehen.
Ich hatte zum Glück kurzfristig doch noch wen gefunden der mitkommt. Und gleich noch einen Rüffel bekommen weil ich einen gemeinsamen Bekannten nicht gefragt hatte den ich eigentlich eher für Opernvorführungen im Hinterkopf hatte. Naja, man kann nicht an alles denken.
Fangen wir mal mit dem Mandroschke an.
Ich wusste wo wir hin müssen.
So grob.
Eine Arbeitskollegin hatte mir davon vorgeschwärmt. Klein, gemütlich... und dann sind da ja auch noch die Bilder auf der Homepage. Ich hatte es mir vorgestellt wie ein kleines Kino. Ein bißchen wie das Capitol in seinen besseren Tagen. Naja, man kann auch zu optimistisch sein.
Wobei es von außen auch schon wieder schlimmer aussah als drin.
Vorbei an einem abrissreifen Haus, über den Hof, durch das eher spartanisch unterkühlte Treppenhaus, immer den Kabeln/ teilweise auch einfach der Nase nach, ab durch eine Holztür und man steht plötzlich in einem kleinen Raum irgendwo zwischen Theater und rustikal geräumiger Dorfschule. Kasse und Getränke-Theke gab es auch gleich im gleichen Zimmer.
Die Bude (das alte Thalia Theater) fand ich angenehmer, aber ich bin immer noch überrascht neue Ecken in Halle zu entdecken.
Naja, kommen wir langsam mal zum Punkt.
Romeo und Julia sollte bekannt sein, genauso wie Shakespeare.
Falls es doch noch Fragen gibt: keine Sorge. Germanisten dürfen Nachts frei herum laufen. Ich geb mein Besten halbwegs verständlich zu schreiben.
Also, die Montagues und Capulets gab es wohl wirklich. Zumindest habe ich neulich irgendwo eine Doku gesehen, dass man die Häuser mittlerweile lokalisiert hat. Und da geht es nicht unbedingt nur um den Balkon und wo der ist.
Und dann kommt hinzu dass Shakespeare für damalige Zeiten einen unglaublichen aktiven Wortschatz hatte. (aktiver Wortschatz ist dass, was man mit einer halben Promille immer noch im ersten Anlauf gerade rauskriegt, passiver Wortschatz ist alles was vom Ohr nach dem ersten Kaffee des Tages wiedererkannt und verstanden wird) Das macht seine Werke mitunter ein wenig anstrengend zu lesen, aber immerhin hat es die Jahrhunderte überdauert.
Um so schöner ist es, dass Herr Schütte das Ganze in weiten Teilen doch eher der modernen deutschen Sprache angepasst hat.
Ob ich jetzt einen Shakespeare Charakter brauche der mit bayrischem Akzent ein Bier ordert... naja, wichtig ist dass der Kern getroffen wird.
Romeo - am Anfang noch stark schwärmend für Rosalinde, die der Zuschauer nie trifft - lässt sich breitschlagen zur Party der Capulets zu gehen. Das ist in so fern eine blöde Idee weil sich die beiden Häuser seit Ewigkeiten bekriegen. Aber Romeo ist jung (so um die 13 bis 14) und in dem Alter in dem man sich für so was halt breitschlagen lässt wenn alle anderen auch gehen. (Julia ist altertechnisch auch nicht wesentlich weiter)
Er steht da wie vom Blitz getroffen, heiratet sie praktisch vom Fleck weg (wenn auch heimlich), bringt zwischendurch noch einen ihrer Verwandten um (Unfall oder Notwehr oder so), kann es sich aussuchen ob er flieht oder stirbt, entscheidet sich für die Flucht (nach der Diskussion welcher Vogel da sang), Julia spielt erfolgreich scheintod weil sie an einen anderen verheiratet werden soll, Romeo hört das (also zumindest das mit dem Teil mit dem Tod), begibt sich zu ihr, bringt sich bei ihrem 'Leichnam' um, sie erwacht, macht seiner Leiche noch ein paar Vorwürfe dass er ihr kein Gift aufgehoben hat, ersticht sich mit seinem Dolch und die Familien trauern vereint... oder so...
Was im übrigen nicht dass ist, was man sieht. Also was man gestern Abend gesehen hat.
Das Stück ist extrem minimal. Ein bißchen Licht und später ein Stuhl und eine Zigarette und das Ganze ist im Kasten - ohne dabei allerdings irgendwie spartanisch zu wirken oder so was. Gut, wie viel Zeit hat man auch sich um das Bühnenbild zu kümmern, wenn man aller 10 Minuten irgendwelche Fragen zu hören bekommt und die ganze Zeit einem Schauspieler dabei zuseht wie er über den Abend wie viele... sieben (?) verschiedene Personen spielt? Wir wurden gut abgelenkt.
Und neben der einen oder anderen Erklärung zur Rahmenhandlung gab es auch eine Reihe an Fragen an das Publikum. Wer nicht vor hat im Rahmen des Abends namentlich bekannt zu werden sollte längere Ehen für sich behalten. Ansonsten ist der Abend im Grunde tatsächlich um so lustiger je mehr Leute da sind. (Mal so ein Vergleich zwischen Vorpremiere und Premiere.) Wobei zu viele Leute dazu führen könnten dass gar keiner der Gäste mehr die Zähne auseinander kriegt. Naja, Fazit: Auf jeden Fall steht und fällt der Abend auch mit dem Publikum.
Und was ist daran international?
Also an dem Stück? Oder an dem Abend? Oder generell?
Kurzantwort: Das Ende.
Wenn ich das richtig mitbekommen habe gibt es bis zu 10 unterschiedliche internationale Enden.
Dabei waren gestern: Frankreich, Italien, Japan, Schweiz, Großbritanien, USA... jeder mit seiner eigenen Herangehensweise und unterschiedlichen Mentalitäten.
(Ich weiß vorbereitet sind auch noch ein oder zwei Deutsche Regiolekte. Aber an manchen Tagen bin ich Zyniker. Ich glaube wenn Romeo Deutscher gewesen wäre, wäre er vor lauter amtlichen Papieren und Anträgen nicht zum Selbstmord gekommen.)
Etwas beunruhigend: jedes Land hatte auch seine respektive Sprache... oder zumindest etwas das dafür durchging. Herr Schütte hat das Ganze allerdings so gut umgesetzt das ich plötzlich auch Sprachen verstand bei denen ich normalerweise noch nicht mal Grundkenntnisse habe.
Oder in den Worten meiner kopfschüttelnden Abendbegleitung: Der Mann kann auf jeden Fall gut zum Drops machen. (Ich glaube immer noch das stand irgendwo in der Jobbeschreibung und gehört dazu.)
So, mein Sonntag ist rum, das hier ist grundlos wesentlich länger geworden als ich wollte. Und das Buch von vorhin hab ich auch durch gekriegt.
In so fern: Freitag Studioclub, Samstag Romeo am sterben, heute traurige Monster und faules Tee-Couch-Gefaulenze.
Ein rund um hervorragendes Wochenende.
Warum kommt nach so was immer ein Montag?
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