Ich habe die Woche erfreut zur Kentnis genommen, dass der Zeitungsladen im Bahnhof wieder offen hat. Und als ausgewiesener Bücher-Nerd habe ich mir spontan was ausgesucht.
Sibylle Berg ist eine der Autorinnen die ich bisher nicht auf dem Schirm hatte - die in der Zeit in der ich sie nicht auf dem Schirm hatte aber scheinbar schon verdammt viel geschrieben hat.
Und neben Bücher, Theaterstücken und Kollumnen, sowie mehreren gewonnen Preisen, blieb noch die Zeit einige Interviews mit Menschen zu führen, die...
Ich bin ehrlich: Nerds sind für mich eher Menschen, die man mit ein paar Tonnen Lego einige Stunden allein lassen kann und am Ende des Tages steht etwas da, dass nur noch mit Mühe und Not auf dem Küchentisch Platz hat. Nerds sind Menschen die Japanisch lernen, weil sie entscheiden, dass sie einfach die Zeit dafür haben. Nerds sind Menschen die einem mit Jahresangabe und Interpreten sagen können, wer ein bestimmtes Lied schon mal alles gecovert hat.
Menschen die sich beruflich (und mit Freude!) mit virtuellen Realtitäten und Protesen auseinander setzen, mit künstlicher Intelligenz und der Mustererkennungen von Tumoren oder mit Gensequenzierung... das sind für mich alles Geeks. Die nächste Stufe der Evolution, sozusagen. Dann sagt das Internet aber: Geek ist nicht so höflich wie Nerd. Und man möchte Menschen - gerade wenn sie sich mit wissenschaftlicher Zusammenarbeit, Gleichstellung, der Glaubwürdigkeit der Wissenschaft und der Verbesserung der Welt auseinandersetzen - ja nun wirklich nicht auf dem falschen Fuß erwischen.
Also gut, Nerds. Alles Nerds.
Dafür aber tatsächlich die "die es wissen" und nicht die "die es wissen müssten" oder "die es wissen könnten".
Das ist ja auch was.
Die Interviews sind alle ähnlich aufgebaut:
Haben Sie sich heute schon um den Zustand der Welt gesorgt? (Aktuell? Wer nicht?)
Können Sie Ihre Arbeit in drei Sätzen zusammen fassen? (läuft... meistens. So halb.)
Und dann darauf aufbauend: weiterführende Fragen über die Forschung, den Zustand der Welt, gern gemischt mit Neugier und ein wenig generellem Pessimismus.
Ich bin ehrlich: ich hab das ganze an drei Abenden geschafft. Das spricht schon mal generell für das Buch. Es gab auch relativ wenige Momente in denen ich noch mal ein paar Zeilen zurück müsste weil... "Sekunde, was hat der gerade gesagt?" (Iddo Magen, micro-RNA. Eigentlich ging es um die geforderte Legalisierung einzelner Drogen. Ich hab auch verstanden, dass die Sequenzierung von Micro-RNA bei der Erkennung von Krankheiten helfen kann... ich habe absolut keine Ahnung rund um die Frage: "Was macht er da? So... praktisch?")
Man muss dem Buch zugute halten: für Begriffsstutzige wie mich gibt es jede Menge QR Codes mit weiterführenden Infos. (Wem das zu blöd ist: ich hab mir die Kindle Leseprobe angesehen. Da ist das Ganze gleich mit Links versehen, die QR Codes sind aber trotzdem da (und riesig) und das Ganze sieht etwas... ich sag mal: die Formatierung funktioniert, es ist halt nur nicht sonderlich elegant. Damit ist das Druckbuch eher was für Menschen, denen die Optik wichtig ist. Oder die einfach was analoges zum Pendeln brauchen...)
Man kann sich mit den Themen tatsächlich mal auseinander setzen. Es schadet nicht. Und mit 16 überschaubar langen Kapiteln ist das Buch sogar meiner momentan etwas unterirdischen Konzentrationsfähigkeit entgegen gekommen.
Ich sag mal: 4 von 5 Sternen.
Oder so. ;)
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