Samstag, 9. März 2024

Ein paar Leseimpressionen

Aus Gründen, die zu erklären jetzt wirklich zu lange dauern würde, lese ich im Moment viel. Also: zu viel. Selbst für meine Verhältnisse.

Und an sich sollten hier Empfehlungen stehen. Aber als ich angefangen habe zu tippen ist das ein wenig ausgeufert. Also ist es jetzt ein lückenhafter Überblick über die letzten zwei Monate. In so fern: falls ihr noch einen Plan für das Wochenende braucht folgen hier ein paar ausgewählte Titel. Plus meine ehrlich, aber kurze Meinung.


Critical Hits. Writers on Gaming and the Alternate Worlds we Inhabit

Es ist eine Essaysammlung die den Fokus eher auf das Leben der Autoren als auf die Spiele legt. Gleichzeitig ist es aber genau das, was diese Essays interessant macht. Die Handlung diverser Spiele kann ich mir im Netz selbst reindöngeln. Die ehrliche Meinung eines Fans und die persönliche Bedeutung von Spielen muss ich mir irgendwo anders her holen. Mit das beste was ich bisher dieses Jahr gelesen habe.


Superman vs. Meshi

Ein Manga. Superman verbringt seine Mittagspause mittlerweile in japanischen Restaurants. Also: in Japan. Slice of Life at it's best. 3 Bände, einfach zum Abschalten und entspannen. Nichts weltbewegendes passiert. Und genau so sollte es sein.


A Suffocatingly Lonely Death

Auch ein Manga. Leider ist die Serie noch nicht abgeschlossen. Es geht grob um Polizeiarbeit, vernachlässigte Kinder und das Gemeinschaftsgefühl, dass Außenseiter untereinander aufbauen. Der erste Band war hervorragend. Der zweite endet richtig "mies". (Die Sorte "mies" bei der man auf den nächsten Band hin hibbelt, weil so kann man das ja nun echt nicht stehen lassen. Punkt ist: ich bin sonst eher weniger für Crime / Thriller und es hat mich trotzdem gefesselt. Ich würde den dritten Band jetzt sofort lesen. Unvollständige Serien heißen aber leider auch, dass schon mit dem nächsten Band alles wieder anders sein kann und ich nicht weiß wie ich in einem Jahr zu der Serie stehe. Aber im Moment ist das ehrlich beeindruckendes Erzählkino.) 


Cinema Speculation von Quentin Tarantino

Ich würde das jetzt nicht als Empfehlung führen. Der Mann schreibt über seine Erinnerungen ans Kino. Und er schreibt so als wäre ich etwa genauso alt wie er und würde mich noch an in allen Einzeilheiten erinnern, z.B. was Stallone gemacht hat, als Rocky gerade das ganz große Ding war. Ich glaube wirklich, dass das Buch für die Film-Narren in der Generation meiner Eltern geschrieben wurde. Ich war eher... ... ... ein wenig planlos. Ja, planlos umschreibt das ganz gut. (Und ich hab mal was in die Richtung studiert. Ich komme sonst mit solidem Halbwissen bequem durch das Thema durch. Hier nicht. Interessant das Tarantino sehr früh von seinen Eltern in Filme mitgenommen wurde bei denen die FSK Schnappatmung bekommen würde. Aber bei mir waren da zu viele Lücken bei allem anderen.)


12 Zimmer für sich allein

Germanisten Alarm. (Es bekommt erst mal jeder ein Lob der die Titelreferenz erkennt.) Hier haben wir Interviews von 12 Autorinnen, bei denen es um Ihre Werke und Ihren Ansatz zum Schreiben geht. Zugegeben: Niescheninteresse, aber für genau das Publikum eben lesenwert. Was das aber besonders macht, ist dass es sich um Auszüge aus den Paris Reviews handelt. Ich hab mir irgendwann mal für sündhaft viel Geld vier Englische Sammelbände geholt, weil es das einfach nicht auf Deutsch gab. Tut es jetzt doch. Das Grundkonzept ist einfach: Autoren setzen sich hier mit einem Reporter - notfalls auch mehrmals - hin und reden (und das nicht über Ihre Lieblingsfarbe, sondern über Ihre Werke.) Es ist toll.

Und wer so richtig tief versinken möchte: ein Verlag Namens Kampa veröffentlich diverse Interview-Bücher, u.a. von Bowie, Didion oder Susann Sonntag. Absolutes Niescheninteresse. Aber ihr wisst besser als ich ob ihr dafür jetzt spontan Google oder den Buchhändler des Vertrauens fragen wollt oder ob euch das einfach egal ist.

Apropo: es gibt von Didion übrigens ein (englisches) Theaterstück zu Das Jahr des Magischen Denkens. Das ist jetzt nichts für Menschen die eine Aufmunterung brauchen. Aber das Stück hat etwas geschafft das sich Autoren ja in der Regel wünschen: ich habe ihr geglaubt.


The Ghost in the Shell - The Human Algorithm

Noch mehr Manga. Die ersten drei Bände sind in sich abgeschlossen und ich habe es sehr genossen die noch mal zu lesen. Band vier ist nach hinten offen und ab hier heißt es scheinbar wieder laaange warte. Aber wer sich für das Franchise interessiert kann die ersten drei Bände durchaus lesen. Es gehört mit zu dem Besseren was ich zu Ghost in the Shell bisher gefunden habe. Und scheinbar kennt es kaum einer.


How to read now - Elaine Castillo

Das ist tatsächlich etwas, dass ich zur Entspannung lese. Und das erste Buch seit langem dem ich fünf von fünf Sternen geben würde. Als kleinen Kontext: ich hatte neulich die Diskussion: "Warum liest man? Und warum liest man vielleicht auch bunt gemischt?" Die 0815 Antwort ist: "Weil es dem Leser etwas gibt." Das ist generell richtig, aber eben auch nichtssagend. Elaine Castillo versucht zu erklären, dass wir zu Literatur auch oder gerade Anknüpfungspunkte finden können, wenn der Autor uns und unsere Sicht auf die Welt nie im Leben mitgedacht hat. Und das ein eigener Zugang (auch zu Klassikern und auch zu problematischen Werken) berechtigt ist. Und das dieser eigene Zugang am Ende eben nicht zurück zum akademischen Mainstream führen muss, so lange wie er im Kontext berechtig ist.


Honorable Mentions:

Zwei Mangaserien die ich im Moment jeweils am Erscheinungstag lese sind die aktuellen Bände von The Ice Guy and His Cool Female Collegue und Mr. Villains Day Off. Ach ja, und Smoking behind the Supermarket. Alles Slice of Life. Die ersten zwei sind einfach unglaublich knuffig und flauschig, (Der Bösewicht liebt Pandas!) Nummer drei ist eher was für den desillusionierten Büroangestellten. Aber wer Slice of Life mag ist hier genau richtig.

Etwas das ich noch nicht fertig gelesen habe, aber bei dem ich mir sicher bin dass ich es lieben werde: Judy Dench. Also, die Judy Dench. Ihr wisst schon... JUDY DENCH!!! Und der Titel ist: Shakespeare - The Man Who Pays The Rent. Sie muss im Laufe der Jahre wirklich fast alle weiblichen Shakespeare Rollen gespielt haben. Es ist sehr nah am Text. Sie erklärt Figuren aus Ihrer Sicht. Plus: Theateranekdoten. Für mich klingt das nach einem wirklich tollen Nachmittag. (Ja, lacht nur. Ist trotzdem so. Und bei Bedarf: das englische Hörbuch ist wunderbar klar eingesprochen.) 

Für die Nerds: wusstet ihr eigentlich, dass die drei Jungs die mal Top Gear gemacht haben auch heute noch sehr fleißig sind? Sie machen bei Amazon immer noch zusammen was mit Autos. (Sehenswert! Ehrlich! Und das sag ich ohne Führerschein) May ist May, und wenn er nicht gerade reist hat er jetzt auch ein Kochbuch draußen. Clarkson hat jetzt seinen eigenen Bauernhof, was für aktuell drei Bücher gereicht hat. (für das Geld etwas kurz, aber für ein ruhiges Wochenende ideal). Und Hammond ist einfach Hammond. Das heißt: drei Bücher aus der Top Gear Zeit, eines über Motorräder und eines über Reisen die ihn geprägt haben. Ach ja, und ein Kinder- und Jugendbuch über Dinge wie Atlantis, Nessi, Tutanchamun, Piraten und co.

RuPaul hat etwas Neues draußen, was die echten Fans aber wohl eher nicht zuerst bei mir hören werden. (Grüße an N. ;) )

Und ich tigere seit ein paar Tagen um etwas, das nennt sich: Muppets in Moskau. (von Natasha Lance Rogoff) Also, die Muppets. Es ist ein dickes Buch, es wird also länger gedauert haben die in Russland umzusetzen. Aber ich mag es tatsächlich wenn Ideologieunterschiede greifbar werden. Gut, dafür könnte ich auch Spy x Family lesen. Aber dann komme ich endgültig vom hundersten ins tausendste...