Donnerstag, 23. Dezember 2010

Eines noch

Ich habe mitbekommen, dass ich gut ein halbes Dutzend Menschen kenne, die über die Feiertage auf die Deutsche Bahn oder, noch schlimmer, auf das Auto angewiesen sind.
Ziele sind unter anderem München, Berlin, Frankfurt, aber auch Halle.

Ich drücke Euch Allen (und auch allen Anderen die es betrifft) ganz, ganz fest die Daumen, dass Ihr die Feiertage und/ oder Silvester dort verbringen könnt wo Ihr hin wollt, und vor allem in der Gesellschaft die Ihr Euch gewünscht habt.

Lasst Euch nicht stressen. Nehmt Euch die Zeit für ein paar Gespräche mit Mitreisenden. Man weiß nie was sich ergibt. Und sobald irgendwo in der Nähe ein gelbes M auftaucht, kriegt man auch fast immer noch Kaffee.

Und im neuen Jahr könnt ihr mir dann erzählen wie Eure Odyssee war.

Bis dahin wünsche ich Euch alles Gute.

Dienstag, 21. Dezember 2010

Foamy

Und für alle denen genauso unweihnachtlich zu Mute ist wie mir, hier noch mein Lieblingseichhörnchen mit dem Wort zur Weihnacht:

Foamy (nicht für Kinder geeignet und ja, wieder Englisch)

Und damit schon mal schöne Feiertage an Alle und einen guten Rutsch, denn der Kulturjunkie verabschiedet sich jetzt schon mal ins neue Jahr.

Bis dahin und frohes Schneetreiben.


Extra Hinweis:
Foamy ist nichts für zart besaitete. Er regt sich grob aller 14 Tage über ein anderes Thema auf. Meistens hat er recht, er ist nur in der Wortwahl nicht immer sensibel. Dazu kommt, dass die weibliche Hauptperson ihr Geld in den letzten zig Episoden im ältesten Gewerbe der Welt verdient hat. Das wird nicht gezeigt, aber überdeutlich angesprochen. Wer alt genug ist das Englisch zu verstehen sollte an sich auch alt genug für den Inhalt sein. Aber ich übernehme keine Haftung sollte der Link die Gefühle Einzelner verletzen.

Des Kaisers neue Kleider

Also gut, zwei Bemerkungen vorne weg, bevor ich wieder versuche halbwegs nett zu sein:
Als ich gestern aus Des Kaisers neue Kleider heraus kam erklärte ein Junge gerade lautstark seiner Klassenlehrerin, dass er nie wieder in die Oper gehen wird. Ich kann es ihm schwer verübeln. (Was irgendwie ein allgemeines Problem zu sein scheint. Ein Bekannter von mir ist etwa so alt wie ich und studiert ebenfalls, aber er war absolut baff als er damals in den Singenden Rucksäcken mitbekam, dass man im Theater nicht nur lachen und klatschen darf, sondern dass das sogar gewünscht ist. Darauf hatte ihn weder die Schule, noch seine Mutter - die immerhin Musiklehrerin ist - adäquat vorbereitet. Und Stücke wie das von gestern sind Teil der Begründung.)
Als Schulvorstellung wäre das ganze wahrscheinlich gar nicht so schlimm gewesen, wenn ich Teile der Zuschauer nicht schon in der Bahn hätte ertragen müssen.
Und: es war nicht ganz so schlimm wie erwartet, aber es war auch nicht unbedingt gut.

Und um hier die berechtigte Frage einer Freundin aufzugreifen: warum gebe ich Geld für so etwas aus, wenn ich von vorn herein nicht davon ausgehe dass es gut werden wird?
Und die ehrliche Antwort ist eine Mischung aus Neugier und Masochismus.
Ab hier wird es dann etwas länger. Wer direkt meine Eindrücke vom Stück lesen möchte kann diesen Absatz überspringen. Und für alle anderen kommt hier noch mal eine kleine Pause sich was zu trinken zu holen. Fertig? Dann weiter.
Erinnern sich hier noch alle dunkel an Elke Heidenreich? So was wie die weibliche Version von Marcel Reich-Ranicki. Gut, der Vergleich hinkt ein wenig, aber an den erinnern sich wenigstens noch die meistens, nachdem er vor zwei Jahren einen Preis von ARD und ZDF abgelehnt hat, weil er die Veranstaltung unzumutbar fand und das Fernsehen gleich mit. Thomas Gottschalk hatte das ganze mit einer Mischung aus Löwenbändiger, Entertainer und Diplomat so gerettet, dass man das gerne in einer Sondersendung mal ausdiskutieren könne (aber heute Abend wird erst mal gefeiert). Die Sondersendung hat sich dann schon kein Mensch mehr angesehen, aber das ist ein anderes Thema.
So, Frau Heidenreich hatte zu dem Zeitpunkt noch ihre Lesen Sendung beim ZDF, allerdings lief die glaube ich nur jeden dritten Dienstag im Monat um 23Uhr oder so was obskures. Es war also was, dass kein normaler Mensch wirklich regelmäßig geschaut hat, weil man es viel zu oft vergessen hat, dass man da doch eigentlich einschalten wollte - wenn das denn überhaupt der Fall war.
Diese Frau hat sich nun sehr wortgewaltig hinter Marcel Reich-Ranicki gestellt, er sich aber nicht hinter sie, als das ZDF dann meinte "wer so über seinen Arbeitgeber schimpft kann sich gerne einen anderen suchen" und Frau Heidenreich kurzerhand herausschmiss.
Die Lesen Sendung wanderte dann erst mal ins Internet ab, wo Liebhaber der digitalen Archäologie sie heute noch finden können. Eine der ersten Sendungen hatte Campino als Gast, frei nach dem Motto: dann schauen wenigstens ein paar der jüngeren Zuschauer noch zu.
So, was hat diese Frau jetzt mit Musik zu tun?
Die Frage habe ich mir das erste Mal gestellt, als ich neulich am Aufzug im Musikinstitut etwas warten musste. Da hing noch das Plakat der Filmmusiktage und weiter unten prangte "Text: Elke Heidenreich". Wie ich heute weiß handelte es sich dabei um ein Auftragswerk: der Text von ihr, die Musik von ihrem Lebensgefährten. Auch eine etwas gruselige Arbeitskombination, aber wenn die Beziehung das aushält, bitte.
Und wenn man dann erst mal anfängt ein wenig im Internet zu stöbern, findet man immer wieder Stimmen, die behaupten Frau Heidenreich hätte richtig Ahnung von Musik.
Also habe ich mal eben die Tatsache beiseite gewischt, dass ich ihr MacBeth Schlafes Mörder nichtssagend fand und bin gestern mal wieder in die Oper. (Musik Hans Lofer, Text Elke Heidenreich, Orchesterbearbeitung Marc Aurel Floss. Das ist ein anderes Werk als das zu den Filmmusiktagen, nur damit hier keiner durcheinander kommt.)
Ich dachte mir: das musst du sehen um es zu glauben. Und in gewissem Sinne habe ich es gesehen und kann es immer noch nicht glauben, aber dazu kommen wir ja jetzt.
Und ich wusste vorher dass es eine Schulveranstaltung wird. Und ich bin trotzdem hin. Manchen ist eben einfach nicht mehr zu helfen.

Kommen wir jetzt endlich mal zum Stück
Die Bühnen Halle schreiben, und das muss ich zitieren, weil ich das nicht so gut formulieren kann (aus purer Ignoranz): Eine komische Oper "...die musikalisch eine Vielzahl parodistischer Elemente und Motive großer Opernwerke enthält." (Zitat von hier entnommen)
Das sind Dinge die ich nicht höre. Mir fehlte dazu einfach zu viel Hintergrundwissen. Aber da war ich an dem Tag wohl nicht allein. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich die Musik nicht sonderlich mochte, einfach weil ich schon wesentlich melodischeres gehört habe. Ist aber nur mein persönlicher Eindruck.
Der erste faszinierende Teil war, dass sich ein Haufen unruhiger Kinder wirklich mit einer Modenschau ruhig stellen lassen. Ich hätte das nicht für möglich gehalten. Und für die die noch nicht da waren: um den Musikergraben wurde eine Art Cat-Walk gelegt, auf dem Teile der Handlung statt finden. Unter anderem besagte Modenschau. Daher ist erste Reihe Parkett ausnahmsweise wenig empfehlenswert, es sei denn man steht auf Nackenstarre.
Nächste Feststellung: Herr O'Connor sieht aus, als wäre er einem Dick Tracy Vorsprechen entlaufen. Das würde in dem Aufzug wahrscheinlich jeder, aber... naja.
Das Bühnenbild ist allgemein eher dunkel. Am besten macht man sich davon selbst ein Bild, und zwar hier. Ich habe schon wesentlich schlimmeres gesehen, finde es aber für ein Kinderstück vielleicht etwas zu nüchtern. Jaja, es ist in dem Sinne kein Kinderstück, sondern was für alle Altersklassen. Es ist aber einfach so, dass ich gestern wirklich in einer Schulvorstellung saß und nach einer Viertelstunde fielen Worte wie transzendental und metaphysisch. Ich frage mich immer noch wie viele Anwesende das wenigstens im passiven Wortschatz haben. Und ab welchem Alter waren Kinder noch mal für Wortspiele empfänglich? Die zwei Frauenfiguren heißen Lametta und Angina, inklusive einem Lied mit der bezeichnenden Zeile "Ich liebe meine Angina." Ich will gar nicht wissen wie viele das wenigstens als absurd zur Kenntnis genommen haben. Um jetzt mal nur ein Beispiel zu nennen.

Oder in kurz: Eine komische Oper die mal wieder nicht wirklich lustig war. Die konstanten Kostümwechsel stellen sicherlich eine Leistung in sich dar. Über Musik lässt sich immer streiten, aber mir hat sie nicht gefallen. Und wirklich Kindsgerecht fand ich das Stück auch nicht. Und es wird ein oder zwei Jahre dauern bevor ich Frau Heidenreich noch mal eine Chance gebe, falls das überhaupt noch mal passiert.
Nicht falsch verstehen, auch diese Kunstform wird ihre Liebhaber finden und Leute die es mögen. Nur ich gehöre nicht dazu. Und ich mache den Kindern von gestern nicht wirklich einen Vorwurf, wenn sie auch nicht dazu gehören. Es gab kaum Möglichkeiten zur Interaktion (was ja zumindest im Opernfoyer immer einen Teil des Reizes ausmacht) und wer möchte dass sich die lieben Kleinen wirklich amüsieren, sollte sein Glück dann vielleicht wirklich bei den Stücken im Opern Foyer ausprobieren, beim Nussknacker oder für Fortgeschrittene notfalls auch in der Zauberflöte (auch wenn die für Kinder meist zu lang ist). Aber das...

Was zum...?

Inklusive einer Elktrolastigen Interpretation der vier Jahreszeiten... und es ist immer noch gute Musik.

Wir haben hier auch noch ein Konzeptalbum über Porzellan aus Meissen... ich glaub das kann man danach mal ausprobieren.

Und ja, ich weiß dass das hier nicht Twitter ist...

Weiter geht es

Mit der Stern Meissen Combo... Klingt... anders. Elektrischer als erwartet, aber eigentlich hörbar. (Und ich weiß jetzt welche Platten Pa hier hat und was ich daher zu seinem Geburtstag noch holen kann. *g* Man muß sich nur zu helfen wissen und nein, er liest hier ganz bestimmt nicht mit, also kann ich das auch frei zugeben.)

Ach du schreck....

Ich habe meinen Vater wirklich dazu gebracht mal die Schallplattensammlung durchzuschauen.
Eigentlich hat er die Stern Combo Meissen gesucht. Jetzt hören wir MTS... Mein Vater strahlt wie selten, aber ich glaube dass er in erster Linie über mein irritiertes Gesicht lacht...

Wobei... was zum Henker... Ein Pferd wie du und ich? Wie kommt man auf so was? Gojko Mitic.... Eigentlich depremierend, dass ich weiß von wem die reden...
Eine Ballade in Blech...

Ich geb auf... das ist einfach absurd... *mitwipp*

Samstag, 18. Dezember 2010

Mal eine Bitte in eigener Sache

Kultur ist was feines. Jeder von uns braucht sie. Ich kann ohne Bücher nicht leben; ich kenne mindestens drei Paare für die das 3D Kino Teil ihres Zusammenseins ist und wer behauptet er könne auf jede Form von Musik verzichten, der lügt einfach. DVDs, Computerspiele, Mangas... wir haben alle unsere Steckenpferde.
Darum meine Bitte: Wer hier liest geht wahrscheinlich auch von Zeit zu Zeit in die Oper oder das Theater. Und da momentan eine Reihe der Nicht-Weihnachts-Stücke wirklich gruselig leer sind: wenn mal wieder ein Stück ansteht, kann man doch einfach mal herum fragen, wer sonst noch alles mit kommen möchte. Und nicht immer nur die üblichen Verdächtigen fragen, sondern auch Menschen, die man einfach schon eine Weile nicht mehr gesehen hat und die man vielleicht mal wieder sehen möchte. Da haben dann alle was von, inklusive der Häuser, die sich über jeden freuen der da ist.

Und die, die sich jetzt wirklich bis hier her gelesen haben und zumindest mal darüber nachdenken, bekommen heute den Link zu meinem persönlichen Lieblingspodcast:
http://read-weep.com/
Ja, es ist Englisch. Aber die Jungs sind wirklich gut. Zumindest wenn man grob weiß worum es geht. Und wer jetzt die Bücherauswahl sieht und denkt: Gut?!? Die Jungs tun sich absichtlich schlechte Bücher und Filme an, damit wir es nicht tun. Und damit wir nicht allein leiden...

Wollte ich sonst noch was sagen? Auf der Homepage der Bühnen Halle gibt es einen Weihnachtskalender, bei dem man Karten gewinnen kann. Aber das müssten die meisten ja mittlerweile auch gemerkt haben...

Und damit erst einmal angenehmes Wochenende an alle,
vom Kulturjunkie.

Samstag, 11. Dezember 2010

Greife wacker nach der Sünde

Greife Wacker nach der Sünde... eine Aufforderung, von Frank Wedekind, der Mann der außerdem Lulu und Frühlings Erwachen geschrieben hat. Und wer letzteres mal gelesen hat... naja, das sind andere Probleme.

Hier geht es erst Mal um den Liederabend, der gestern Abend seine Wiederaufnahme erleben durfte. Schon wieder ein Liederabend? Yep. Sogar ein sehr guter.
Das ganze beginnt mit Kammersänger Axel Köhler und Björn Christian Kuhn sowie einigen mal mehr mal weniger netten Zitaten über das Verhältnis der Geschlechter untereinander. Weil Musik ohne Musiker aber auch nur halb so viel Spaß macht, finden wir außerdem Tino Fiebig am Klavier, Friedemann Rümpel an der Bassgitarre und und Ralph Schneider an den Drums.
Und mit dieser Aufstellung läßt sich viel machen: textlich zwischen Platon, Kästner und Wedekind und musikalisch zwischen Mozart, Elvis und Cabaret macht der Rest des Abends einfach nur Spaß.
Und heute kürzen wir das Ganze einfach mal ab:
wer sich selbst eine Meinung bilden möchte, aber keine Lust hat dafür Geld auszugeben, dem lege ich mal die Homepage von Herrn Kuhn ans Herz. Google hilft wie immer weiter. Dort findet man nicht nur ein paar Bilder aus dem Stück, sondern auch ein paar Videos. So in etwa sieht das Stück aus, die Akustik ist live wesentlich besser und die Chemie auf der Bühne stimmt auch. Und es gibt immer wieder kleine Veränderungen, die das Stück lebendig halten.

Drei Kleinigkeiten noch:
a) Herr Köhler spielt das Stück scheinbar auch in anderen Teilen von Deutschland zusammen mit Friedrich-Wilhelm Junge. Habe ich bisher nicht gesehen, ist aber sicherlich auch gut.
b) Wer sich für dieses Stück begeistern kann, sollte auch mal einen Blick ins Operncafé werfen. Du musst die Männer schlecht behandeln und Du sollst nicht lieben sind ebenfalls sehenswert.
c) Und für die die wirklich nicht genug kriegen, hier noch ein kleiner Negativrekord: Ein Freund hat mir mal am Beispiel eines Weihnachtsstückes erklärt: Kostüme werden für ziemlich genau eine Spielzeit gebastelt. Auch wenn das Weihnachtsstück nur etwa einen Monat läuft: Die Kleider gehören danach auf den Müll. Oder in den Kostümverkauf. Aber für die Bühne kann man sie langsam vergessen. Die ersten Stellen werden dünn und dann dauert es nicht mehr lange bis was reißt. Das muss nicht immer schlecht sein. Wenn an einem Rattenschwanz nach zwei Wochen keine Haare mehr dran kleben kann man das mitunter als ästhetischen Zugewinn verbuchen. Wenn der Kuckuck bald seine letzte Feder verliert schon nicht mehr.
Man lebt einfach damit das Kostüme je nach Belastung mal eher, mal später kaputt gehen. Und wer gestern nun nicht komplett weggetreten war, dürfte gemerkt haben, dass eine der Hosen noch nicht einmal die Wiederaufnahme überlebt hat. Das dürfte neuer Rekord sein...

d) und für die Anhänger von Trick 17: Ich weiß nicht ob das so sein soll, aber ich beschwere mich nicht: die Homepage der Bühnen Halle hat einen Pressebereich mit eigenen Pressebilder, welche frei zugänglich sind. Wer sich also zu irgend was mal einen ersten Eindruck holen möchte, kann da ja mal schauen.

Montag, 6. Dezember 2010

Cultural Island Social Club

Für mich ist der Cultural Island Social Club eines der Highlights schlechthin.
Das fängt ja schon damit an, dass man wissen muß das es ihn gibt. Der erste Auftritt war meines Wissens nach letztes Jahr zum Nikolaus. Yep, heute vor einem Jahr. Das wäre mir vielleicht noch nicht einmal so gut in Erinnerung geblieben, wenn sie nicht die Gelegenheit zum Trash-Wichteln genutzt hätten...

Worum geht es überhaupt?
Der Cultural Island Social Club ist eine Mischung aus Mitgliedern des Studios Halle und Schauspieler der Bühnen Halle deren Hauptwirkungsstätte im nT liegt. Glaube ich zumindest. Alle die in der Lage sind einen Ton zu treffen und vielleicht sogar ein Instrument beherrschen sind hier gerne gesehen. Und wenn man solche Talente erst einmal gefunden hat muß man sie ja auch mit was beschäftigen. Beim letzten Mal waren es in erster Linie Chansons und musikalische Parodien. Dieses Mal hatten wir Chansons, Gospel und für meinen Geschmack zu viel Gejodel. Wobei... Funny van Dannen und Chanson... naja, ihr wißt was gemeint ist. Und Johnny Cash...

Naja, Musiktypologien überlasse ich dann wohl besser Menschen mit Ahnung.

Darum in kurz: A Capella und mit selbst gespielten Instrumenten untermalt, werden einem einige interessante Interpretationen von mal mehr, mal weniger bekannten Lieder geboten. Ich bin immer noch hin und weg von der Version von "Ich bin verrückt nach jedem neuen Pianisten". Eben jedem seinen eigenen Humor und der kommt an so einem Abend definitiv nicht zu kurz. Egal ob man das Lied schon kennt und sich über die Interpretation amüsiert oder die Pointe noch nicht kennt und sich einfach überraschen läßt: absolut sehenswert. Das eine oder andere ernste Stück ist auch mit dabei. Und das Ganze ist sehr selten auf dem Spielplan anzutreffen.

Wenn sie doch mal auf dem Spielplan des Riff stehen: auf jeden Fall hin gehen. Es lohnt sich. Überschaubar Preise, gute Musik und für jeden Geschmack was dabei.
Und wer nicht möchte... nun, der hilft immerhin auf seine Art, dass ich auch beim nächsten Mal noch einen der raren Sitzplätze abbekomme. *g*

Sonntag, 5. Dezember 2010

La Bohème

Also gut, Crash-Kurs Oper:
Eine komische Oper ist selten lustig, es heißt nur das keiner darin stirbt. Im Gegensatz zur normalen Oper, die dieses Prädikat nur tragen darf wenn mindestens einer stirbt.

Nur sagt einem das ja vorher keiner. Als ich vor etwa einem Jahr anfing mich quer durch den Spielplan der Bühnen Halle zu arbeiten, hatte ich absolut keine Ahnung worauf ich mich hier einließ. Vor allem beginnt La Bohème ja total harmlos. Und zuckersüß.
Rudolfo und Marcello bibbern sich den Allerwertesten in ihrer Künstlerbude ab, so schlimm, dass Rudolfo sogar eines seiner Manuskripte verbrennt um wenigstens etwas Wärme zu haben. Zur WG gehören außerdem noch Colline, ein Philosoph, und Schaunard, ein Musiker. Schaunard bringt auch ein wenig Geld mit, so dass die Anwesenden beschließen außerhalb zu essen. Nur Rudolfo bleibt zurück. Eigentlich weil er noch etwas fertig schreiben muss. Aber wie es das Glück so will, kommt eine hübsche Nachbarin Namens Mimi vorbei. Im Grunde brauchte sie nur ein wenig Feuer, aber wenn man schon mal dabei ist... nun, sagen wir mal man sucht und findet sich im Dunkeln. Danach gehen die beiden mit den anderen feiern. Und wir lernen Musetta kennen, eine ehemalige und bald-wieder Geliebte von Marcello.
Und damit sind wir auch schon durch die erste Hälfte des Stückes durch.
Bisher absolut un-Opern-haft. Zuckersüße Liebe, alle sind glücklich, die Musik ist traumhaft und alle auf der Bühne feiern. Nebenbei schaut man Menschen zu: Kindern die Spielzeug bestaunen, Liebende die Bummeln gehen, einem eifersüchtigen Liebhaber... und was Paris eben sonst so her gibt.
Wie man das als Oper bezeichnen kann? Man warte auf den zweiten Teil:
...

Nein, das verrate ich heute nicht. Nur so viel: wer hier keine Taschentücher braucht, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Ja, auch in der Oper.
Wer ungehemmter Heulen möchte kann sich auch gerne mal einen Abend die DVD mit Anna Netrebko und Rolando Villazón ansehen. (Meine Mutter hat sich damals zwischen zwei Taschentüchern beschwert wie ich sie das nur habe anschauen lassen können.) Eine wirklich schöne Verfilmung und wunderbarer Kulisse. Und Untertitel.


Apropo Titel:
Wer wie ich der Kultur in dieser Stadt die Treue hält:
Die Plätze im ersten Rang sind hier die besten. Man kriegt keinen Nackenkrampf beim Mitlesen (Übertitel in der Oper sind klasse) und hat trotzdem die ganze Bühne im Blick. Nicht wundern: in jeder Hälfte des Stückes ist eine Umbaupause dabei. Und nach der eigentlichen Pause schadet es nicht sicherheitshalber ein oder zwei Taschentücher dabei zu haben.

Dann das Klatschen nicht vergessen. Und man ist hervorragend gerüstet für ein wirklich wunderschönes Stück...

Die Schöne und das Biest

Kontakte sind was feines. Eine Freundin von mir hat angefragt, ob ich mit ins Ballett gehe. Nicht nur in irgend ein Stück, sondern in die Premiere zu Die Schöne und das Biest. Und wer bin ich bei so was nein zu sagen?
Also ging es gestern Abend noch mal los.
Wie bei armen Studenten üblich hat es uns aus Geldgründen in den zweiten Rang hoch verschlagen. 
Und da fangen die Probleme dann auch schon an. Ab der zweiten Reihe sind das da oben einfach keine schönen Plätze, vor allem wenn ein großer Mensch vor einem sitzt. So habe ich den Abend über meistens nur eine Hälfte der Bühne gesehen und konnte mir durch Gewichtsverlagerung aussuchen welche.
Oder etwas direkter ausgedrückt: ich habe keine Ahnung wie das Stück wirklich wirkt, weil ich kaum einen ungehinderten Blick auf die Bühne hatte und mal alles gleichzeitig sehen konnte...

Wenn man das aber mal kurz außer Acht lässt, erlaube ich mir trotzdem mal eine kleine Beschreibung des gestrigen Abends.
Als aller erstes ist es ein merklicher Vorteil beim Ballett das in den Stücken nicht gesungen wird. Dann fängt keiner an zu zischen wenn man mal mit seinem Nachbarn tuschelt. Das Mädchen neben mir hat regelmäßig seine Mutter konsultiert was es da sieht und selbst die Freundin die mich eingeladen hat, lehnte sich nach ein paar Minuten zu mir und meinte sie versteht es nicht. Und auch wenn das jetzt keine Hochbildung ist muss ich sagen dass man mit grober Ahnung von der Disney Verfilmung doch recht weit kam. Dafür hatte ich dann so existentielle Fragen wie "Was zum Henker ist das da hinten an der Wand?" (es war ein Einhorn - glaube ich)

Dann das eigentlich wichtigste: die Aufführung selbst.
Ich persönlich bin eigentlich kein großer Fan dieses fein gewebten Vorhangs, der mitunter vor die Bühne gespannt wird. Mich erinnert es immer an eine überdimensionale Feinstrumpfhose. Abgesehen davon habe ich von dem Ding im Nussknacker nach der Hälfte Augenprobleme bekommen. Im Nussknacker war es allerdings auch nur so eine Art riesiger Weichzeichner für die Bühne (und ich saß relativ weit vorn), in Die Schöne und das Biest wurde das Ding wirklich als Stilmuttel genutzt. Oder genauer gesagt: als Projektionsfläche für eine Videoinstallation.
Ein weiterer Beweis dafür, wie man aus recht wenig ziemlich viel machen kann. Die Reise zum Schloss des Biestes wurden fast komplett so dargestellt. (auch wenn scheinbar ein extrem langer Mensch vor dem Projektor saß und man mitunter unten Rechts einen Haaransatz gesehen hat.)
Aber auch die Kostümabteilung hat ein Riesen-Lob verdient. Der Verweis auf die Disney Version kommt unter anderem auch daher, dass im Schloss des Biestes fast das ganze Mobiliar von Menschen dargestellt wurde und das wirklich gut. (Der heimliche Star des Abends war übrigens ein Kaminvorleger in Form eines Eisbärenfells. Der war richtig klasse.)
Auch die Maskenbildner sollten nicht unerwähnte bleiben. Immerhin muss man sich was einfallen lassen wie man aus einem Menschen ein Biest macht. Die Antwort ist eine zu Beton gesprühte Haarmähne und Wülste über den Augen (und ich glaube auch über den Wangen). Mehr habe ich von da oben nicht erkannt. Aber ich denke mal es wird von Nahem gut ausgesehen haben.

Tja... und hab ich jetzt inhaltlich noch was zu sagen...
Jein.
Es ist so, dass mir persönlich das leidende Biest zu melodramatisch war (und ich Teile der Handlung wirklich nicht verstanden habe. Als Belle neu im Schloss ist hat sie körperliche Schmerzen weil er hinter dem Glas fuchtelt? Es ist und bleibt einfach eine Kunstform mit der man sich anfreunden können muss.). Ich weiß dass Einer zu meiner Rechten in der Pause gegangen ist, ob das nun allerdings was mit der Zeit und dem Tagesstress oder mit dem Stück zu tun hat, wage ich nicht zu beurteilen. Eine Freundin hat es als Elefantenballett bezeichnet, weil man mitunter nun einmal hört wie die Leute nach den Sprüngen wieder auf dem Boden aufkommen. (Was wohl eigentlich nicht so sein soll... ich bin mir trotzdem sicher, dass ich nach einer Viertelstunde von dem was sie da auf der Bühne machen, einfach tot umfallen würde, weil ich nicht ausreichend fit bin. Ich bin also im Zweifel für den Angeklagten.) Und auch wenn ich von der Musik keine Kopfschmerzen bekommen habe, verspüre ich wirklich kein Verlangen in das ganze noch mal bei Amazon reinzuhören. Mir ist vor allem die hohe Geige im Gedächtnis geblieben und das ist was wofür ich mindestens einen Kaffee intus haben sollte, was heute noch nicht der Fall ist.
ABER - und das meine ich vollkommen erst - auch wenn mich das Stück nicht vom Hocker gehauen hat, habe ich einfach nicht gemerkt wie die Zeit verging. Zum einen wurde es in der zweiten Hälfte merklich leiser, so dass der Eindruck entstand, dass langsam doch alle im Stück angekommen sind. Und zum anderen bleibt ja doch die neugierige Frage: wie geht es weiter? Wie werden sie den Rest wohl darstellen? Und man muss fairer Weise sagen, dass auch der eine oder andere Grund zum lächeln dabei war. Sei es nun der Eisbär oder die kleine Hommage an Michael Jackson.
Wer also keine grundlegenden Probleme mit gedämpften Farben hat, kann ruhig einmal rein schauen und sich ein eigenes Urteil bilden. Sei es nun dass es die Premiere war oder sei es weil die Leute wirklich begeistert waren, aber der Schlussapplaus hat ewig gedauert. Gefallen scheint es also zu haben, und sei es nur weil das ganze von weiter unten ganz anders wirkt...

Montag, 15. November 2010

Einführungsmatinee zum Rheingold

Ich sagte glaube ich schon mehr als einmal, dass ich absolut keine Ahnung von Musik habe. Als es ging habe ich das Fach in der 10ten abgewählt. Aber gerade darum bin ich wirklich dankbar, wenn sich mal wer hinsetzt und erklärt: "Da haben wir ein Motiv und damit kann man noch echt viel machen. Selbst wenn die Leute (mal wieder) kaum zu verstehen sind oder nur seltsame Laute von sich geben, einfach mal auf die Noten hören, da steckt schon einiges drin."

Und nebenbei waren noch ein oder zwei Witze dabei. Ich habe über den wahrscheinlich einzigen Altgermanistenwitz des Mittags gelacht, aber schon allein für die Erkenntnis, dass man auch über so alterwürdige Stücke noch Witze reißen kann war das Geld für die Eintrittskarte wert. Und das schöne ist ja, dass gerade solche Zusammenfassungen meistens viel besser hängen bleiben als ernsthafte Vorträge.
(Kleines Beispiel: Was ich heute noch an Altgermanistik zusammen bekommen, verdanke ich einem Dozenten der jedes Werk der Altgermanistik auf unter 15 Minuten zusammen streichen konnte. Und das absolut unterhaltsam. Das muss man mit den Nibelungen auch erst mal hinbekommen.)

Und das erstaunliche ist: Ich hatte eigentlich nicht vor mir das Rheingold anzusehen. Aber ich bin im Moment wirklich am überlegen. Der Vorabend? Einfach auch mal sagen können, man habe Wagner gesehen. Vor allem jetzt wo man mal gehört hat: auch wenn man die Texte nicht versteht, es ist immer noch gute Musik dabei...

Ich lasse mich mal überraschen.


(Und weiß irgendwer wie der Mann da am Piano hieß? Ich finde es einfach nicht raus und hab es mir blöderweise auch nicht gemerkt... Nur den Vornamen Richard (Englisch ausgesprochen) habe ich noch im Kopf. Und da was zu finden ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen...)

Sonntag, 14. November 2010

Carmina Burana - Die Geschichte vom Soldaten

Ich war vor etwa einem Jahr schon einmal in der Carmina Burana und das aus eigentlich recht abstrusen Gründen: eine Freundin hatte schon einmal "gedroht", dass sie mich zum Nussknacker mitnehmen würde und ich dachte mir: meinen ersten Kontakt mit dem Ballett habe ich lieber ohne Bekannte an meiner Seite. Also musste irgendwas als Probeobjekt her, und das war damals eben jenes Stück.

Das kann man gerne Blödsinnig finden, aber für den Erstkontakt mit dem Ballett ist diese Inszenierung wirklich gut geeignet.

Die Geschichte vom Soldaten - das erste Stück - ist von Igor Stravinsky (lang lebe das Internet). Und wie der Mann mit dem Programmheft neben mir verkündete, ist es wohl ein extrem minimiertes Stück, dass man notfalls auch mit einer kleinen Wanderbühne aufführen kann.
Kann ich so nach dem Sehen erst mal bestätigen. Und davon abgesehen, ist es ein etwas ungewöhnliches Ballett, denn zwei sprechende Schauspieler sind auch dabei: ein Sprecher, der die Innenwelt der Hauptperson kommentiert, und einen Teufel, in wandelnden Kleidern. (Beide übrigens wirklich gut.)
Im Grunde ist es also nicht nur eine der vielen Geschichten, in denen ein Pakt mit dem Teufel thematisiert wird, sondern auch ein Ballett in dem gesprochen wird. Und ich muss ehrlich sagen dass zumindest ich von dem Ende ehrlich beeindruckt war. Allerdings wie meistens: nur beim ersten Mal.
Und irgendwie... bei dunklen Kulissen, etwas bedrohlichen Effekten und den mitunter etwas abstrakten Bewegungsabläufen, sowie einer latenten Scherenschnittoptik... Man kann es sich ansehen. Ich habe mich schon weitaus schlimmer unterhalten. Aber... wirklich noch mal sehen hätte ich das an diesem Wochenende nicht wirklich gemusst.

Es ist aber auch so, dass Die Geschichte vom Soldaten auch eine wirklich starke Konkurrenz hat: die Carmina Burana.
Und die ist einfach nur plättend.
Wie gesagt, ich habe immer noch keine Ahnung worum es geht. Gefühlt ist das ein etwa einstündiger Balztanz, zumindest mal ganz subjektiv. Aber wenn man mal die Homepage der Bühnen Halle konsultiert steht da noch was von Frühling, Liebe, Saufen und Glück. Und dann stirbt da auch noch ein Schwan in einer Pfanne. Das habe ich mir nicht ausgedacht, aber da ich - der alte Pispers Spruch - zu der Generation gehöre die ihr Latinum beim Banknachbarn abgeschrieben hat, handelt es sich hier in erster Linie um Wissen, dass man über Wiki-Links findet - oder Dinge die man von informierten 12jährigen in der Vorstellung erfährt. (Manchmal wünschte ich ehrlich, ich würde mir von Zeit zu Zeit mal auf solche Abende vorbereiten... )
ABER: auch ohne Ahnung von irgendwas: die Carmina Burana gehört zu der Musik, die man sich auch als Klassik-nicht-Fan ohne Kopfschmerzen anhören kann. Die ist akustisch wirklich gut. Und der Rest ist einfach nur absolut beeindruckend. Links oben der Frauenchor, Rechts oben der Männerchor, der Orchestergraben voll besetzt, Links vorn von Zeit zu Zeit Solisten und nebenbei Massenballett auf der Bühne. Dazu eine beeindruckende Lichtshow. Und ohne Ahnung von irgendwas kann man einfach mal eine Stunde lang WOW sagen.
Ich weiß wirklich nicht worum es geht, aber beeindruckend war es. Optisch und akustisch.

UND live schlägt es jede CD Aufnahme.


Und ein kleiner Ausflug in meinen persönlichen Humor: hinter der Bühne hat sich wer einen Teil der Carmian Burana Vorstellung angesehen. Wer sich in der Oper auskennt: rechts, vom Zuschauerraum gesehen noch vor der ersten Tür Richtung Kulissen, ist eine Lücke zwischen Bühnenkulisse und der Wand des Zuschauerraums. So auf der Höhe des Orchestergrabens. (Kudos an alle die spontan wissen wovon ich rede) Und da schaute ein paar Beine hervor. Lässig an der Kulissenwand abgestützt, ein schönes Paar grobkarierter Socken preisgebend. Die kleinen Absurditäten, die mich wirklich erheitern UND die dazu führen dass man schon ein wenig grunderheitert in eine wirklich wunderbare Vorstellung geht...

Und wer sich beschweren möchte, dass die Rezi heute latent seltsam klingt:
Ich geh jetzt, meinen Schnupfen pflegen. Bei Beschwerden einfach kommentieren, und ich klöppele hier noch was halbwegs wohlklingendes, inhaltlich wertvolles in ein oder zwei Wochen zusammen...

(Zur Gleichberechtigung schon mal: Die Carmina Burana ist von Carl Orff. Sollte in jeder Klassikerabteilung zu finden sein... Sonst noch was wichtiges unbeantwortet geblieben?)



UND EXTRATIP:
(vor allem für die Mitgermanisten): Frau Ritter hält morgen von 18:30 bis 19:30 einen Vortrag über Gottfried August Bürger im Neuen Theater. Ich würde wirklich gerne hin, werde aber entweder arbeiten müssen oder meinen Schnupfen auskurieren... je nach dem wie ich morgen atmen kann. Aber wer Zeit hat: Blankoempfehlung von mir!

Sonntag, 31. Oktober 2010

Der Weg zum Glück

Tja, wie fängt man das hier jetzt am Besten an? Vielleicht mit zwei Feststellungen die sich nicht gegenseitig ausschließen:
- Es ist wirklich gut.
- Man sollte Nerven mitbringen.

Um das ein wenig zu erklären: das Stück wirkt ein wenig wie eine Sitzung beim Psychotherapeuten, nur ohne Therapeut. Und man kann wirklich mal zusehen, wie sich jemand argumentativ im Kreis dreht. Das schließt dann auch ein, dass man inhaltlich vielleicht nicht ganz so voran kommt, wie man das von "normalen" Stücken gewohnt ist.

Warum das Stück trotzdem sehenswert ist?
Nun, bei einem Ein-Mann-Stück mit weißer Kulisse bleibt eigentlich nur eine Antwort: Jonas Schütte. Ja, ich bin voreingenommen. Ich habe ihn in den 39 Stufen gesehen und dachte irgendwo zwischendrin "Er wirkt mitunter wie eine junge Version von Klaus Kinski." Und wenn man dem eine gespaltene Persönlichkeit mit Ticks nicht abnimmt, wem dann?
Das ist übrigens tatsächlich meine persönliche Interpretation. Auf der Werbekarte stand was von einem Mann der zu seinem Glück läuft und dabei mit sich selbst abrechnet. Was ich wirklich gesehen habe war eine sehr gut inszenierte gespaltene Persönlichkeit. Und zwar von Anfang an. Mir fehlen um diese Uhrzeit ein wenig die Worte, das plastisch zu umschreiben, aber so wie sich die namenlose Hauptperson zum einen gewundert hat dass seine Beine ihm einfach nicht gehorchen und zum anderen immer wieder unkontrolliert in Happy Birthday ausbrach, lag für mich diese Deutung wirklich nah. Abgesehen davon wird der Monolog mitunter von einer anderen Stimme unterbrochen. Auch wenn immer noch nur eine Person auf der Bühne ist. Also bitte: ich bleibe bei gespaltener Persönlichkeit.

Grundsatzdiskussion beendet. Worum geht es denn nun eigentlich? Also, außer um einen laufenden Mann?
Tja... erm... Um eine verpatzte Begrüßung, unlustige Witze, Selbstreflexion, irgendwie unglücklich endende Erzählungen vom Glück, Neurosen und zwar jede Menge, die Art von schlechten Parties die jeder von uns schon mal erlebt hat und um Geburtstage.

Und das soll man sich ansehen? Bei einer gewissen Grundtoleranz durchaus. Ob man nun Schadenfroh ist, mitleidet, Menschen aus dem eigenen Umfeld wiederfindet oder gar sich selbst: eine leicht fatalistische Grundhaltung und etwas schwarzer Humor und schon kann man hier durchaus Spaß haben. Was dann wieder hilft die eigentlich recht pessimistische Grundeinstellung des Stückes zu verdauen.


Ach ja, zum Schluss vielleicht noch eine kleine Warnung für alle, die genauso wie ich Klippenspringer 8 gesehen haben und sich dachten: hey, kann man sich mal ansehen!
Der Ausschnitt der Klippenspringer befindet sich ziemlich weit am Ende des Stückes. Bis dahin hat Herr Schütte einige Bühnenkilometer hinter sich gebracht und erst mal etabliert, dass dieser junge Mann mit Glück nun wirklich gar nichts anfangen kann und Optimismus beim besten Willen nicht zu seinen Stärken gehört. Wer durchhält weiß also schon mal wofür.
Und wer gerade überhaupt keine Ahnung hat wovon ich rede: einfach mal das Stück ansehen. Der Winter kommt, der Sonnenentzug setzt langsam ein und hier bekommt man eindeutig vorgeführt wann man wirklich mal zum Arzt sollte.
Oder so ähnlich...

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Der fröhliche Hypochonder

Es passiert selten genug, dass mir mal wer was im Theater empfiehlt, aber Der Fröhliche Hypochonder war wirklich eine Blankoempfehlung von einer Freundin und was soll ich sagen? Es gibt auch eine Blankoempfehlung von mir!

Und nun ist es natürlich immer auch schön, wenn man das zumindest in Ansätzen begründen kann. Also:

Der fröhliche Hypochonder ist in erster Linie Kabarett, über ein Thema bei dem wirklich jeder in irgend einer Form mitreden kann: seien es nun die eigenen Zipperlein, die Geschichten von Bekannten und Verwandten, Infotainment, Ärzteanekdoten oder Zukunftsängste. Irgendwas ist immer.
Und auch Herrn Straube hat es erwischt. Mit einem etwas schwummrigen Gefühl fängt er erst an die Veranstaltung abzusagen und dann die Wartezeit mit einigen Erkenntnissen zu verkürzen.

Auf der einen Seite ist es so, dass ich wirklich ein paar neue Erkenntnisse gewonnen habe, vor allem was Nordic Walking oder Cholesterin angeht. Auf der anderen Seite kannte ich auch ein oder zwei der Pointen schon. (Und um meine Meinung zu beurteilen sollte man vielleicht wissen, dass ich Ironie, Sarkasmus und Zynismus allgemein zu schätzen weiß und auch nicht weniger Schadenfroh sein kann, als der Nächste...)

Ein oder zwei Lieder flossen auch mit ein. Selbst Fernreisen wurden thematisiert.

Und mittlerweile ist das Stück so lange auf dem Spielplan, dass sich selbst ein oder zwei Zugaben heraus klatschen lassen, wenn man es nur darauf anlegt. Außerhalb der Oper für mich wirklich mal etwas komplett Neues.

So, ausnahmsweise mal wirklich kurz und bündig. Und absolut empfehlenswert. Wenn es einfach mal ein lustiger Abend sein soll ist man hier gut aufgehoben. Außerdem ist Lachen bekanntlich gesund.

Fußnote:
Nach ein wenig Wühlen habe ich sogar das Programmheft wieder gefunden, laut dem die Premiere Ende April 2007 war. Das Stück ist also seit etwa 3 1/2 Jahren auf dem Spielplan. Es ist immer noch gut besucht. Und was sich hält kann ja auch nicht grundlegend falsch sein, gell? Also hin, lachen, klatschen, weiter empfehlen. Hopp hopp.

Fußnote die Zweite:
Natürlich soll auch Erhard Preuk nicht verschwiegen werden, auch wenn seine Auftritte überschaubar sind.


(Und wer den letzten Beitrag gelesen hat kann sich denken was ich jetzt tun werde...)

Ich fühl mich alt!!!

Hilfe, die Büchse der Pandora wurde geöffnet:
Erinnert sich wer an die alten PC-Spiele? Die beliebten Lucas Arts Spiele und... King Quest, Day of the Tentacle, Lion King, Discworld... um nur die zu nennen die mir spontan einfallen. Oh, und die zig Werbe-Point'n'Clicks.

Für einen Abstecher in Erinnerungen und das eine oder andere gemeinfreie Spiel empfehle ich:
http://www.abandonia.com

Und für Jene die lieber Deutsch lesen:
http://www.abandonia.com/de

Hilfe, ich fühle mich alt. Aber jetzt weiß ich womit ich mein Laufwerk-freies Netbook füttern kann.

Ich habe 3 Dizzy Spiele gefunden und weiß nicht mehr welches ich damals gespielt habe! Ich weiß noch nicht mal mehr wo das abgeblieben ist... Und Earth Worm Jim!!! Davon hatte ich doch mal drei Spiele. Wo sind die eigentlich geblieben?

Und selbst für Werbespiele gibt es Archive:
http://www.justadventure.de/---KOMPAKT---/seiten/werbeadventures.php
Visions! Falsches Spiel mit Eddie M...

Ich glaube ich weiß womit ich meine 3 Wochen Lern-Stress-Rehabilitations-Phase füllen werde...

Die Geschichte von den Pandabären

Na dann schauen wir mal ob wir heute noch die eine oder andere Rezension zusammen bekommen.

Und um das ganze einfach zu machen, fange ich mal mit dem letzten Stück an dass ich gesehen habe: Die Geschichte von den Pandabären.


Etwas das man vielleicht vorher wissen sollte:
a) das Stück dauert etwas unter einer Stunde. Also ein vergleichsweise kurzes Vergnügen.
b) Einlass ist etwa fünf Minuten vor Beginn. Frühes Kommen sichert also nur bedingt auch einen guten Sitzplatz.
c) In die Werft passen so schon nicht sehr viele Menschen, aber um das ganze noch ein wenig einzuengen, sitzen dieses Mal alle auf der Bühne. (Kein Witz)

Also gilt für Alle: rein in die Werft, runter die Treppen, ab hinter die Trennwände, rauf auf einen der Stühle und Blick gerade aus auf ein Bett mit zwei schlafenden Menschen.
Und man staune: Die Werft ist zur Abwechslung wirklich mal weiß!

Auftritt eines (etwas verhungert aussehenden) Pandabären, der in einer Ecke hinter dem Schlagzeug verschwindet und... pssst... da wacht wer auf.

Und nach der Klärung der wichtigsten Fragen: Wo sind wir? Wer bist du? Wie sind wir hier her gekommen? Was war gestern? (Und wo ist mein Wecker?) kann es dann wirklich los gehen.
Sie will weg, er lädt sie zum bleiben ein und nach dem Filmriss kann man sich doch im Grunde noch mal neu kennenlernen. Und tatsächlich wird die Idee angenommen. 10 Nächte zum Kennenlernen. Und freilich müssen diese auch irgendwie gefüllt werden...

Also gut, machen wir es kurz:
Wer kein Problem damit hat, einfach mal zuzusehen, wie sich Menschen kennenlernen und die eine oder andere Anekdote aus ihrem Leben erzählen, ist hier gut aufgehoben. Ein bisschen wie Before Sunrise oder Before Sunset, nur beschränkt auf eine Wohnung und mit einem paranormalen Schlenker am Ende.
Auf Letzteres hätte ich verzichten können, auch wenn man sich ohne wahrscheinlich fragen würde, warum man nun zwei Menschen beim flirten zugesehen hat...

Mit einer Mischung aus Neugierde, Humor und vielleicht auch einer kleinen Liebe für die zwei oben genannten Filme kann man sich an diesem Abend tatsächlich gut unterhalten lassen.

Oder das Fazit für Lesefaule:
Zumindest mir hat es gefallen, auf der anderen Seite habe ich aber auch manchmal einen etwas kuriosen Geschmack. Wer einfach mal Menschen beim leben und sich kennenlernen zuschauen möchte, ist hier genau richtig. Wie gesagt, am Ende driftet das ganze ein wenig aus dieser Welt und ab in eine andere, aber gesehen haben kann man es mal.

Montag, 25. Oktober 2010

Petition gegen die Schließung des Thalia Theaters

Weil der eigene Anspruch ja auch irgendwo verpflichtet und vielleicht noch nicht alle von Freunden eine Weiterleitung erhalten haben, hier also auch noch mal von mir der Link:

http://www.openpetition.de/petition/zeichnen/schliessung-thalia-theater-halle-saale

Gegen die Schließung des Thalia Theaters.


Oder um einen Freund zu zitieren der das sehr gut zusammen gefasst hat:

"Mir persönlich würde das Thalia Theater nicht fehlen. Aber jede Theaterschließung ist ein weiterer Sargnagel für das kulturelle Leben. Es machen immer mehr Häuser zu und um Grunde keine neuen mehr auf."

Insofern habe auch ich vor ein paar Tagen unterschrieben. Und vielleicht hat der eine oder andere hier ja auch noch Ambitionen in diese Richtung...

Mal was lebenspraktisches...

Scheinbar sind mal wieder unseriöse Callcenter in Halle unterwegs. Ich wurde heute von so einem angerufen. Und für alle die mal wissen möchten woran man das erkennt oder wie man die Leute noch kurz in den Wahnsinn treiben kann, bevor man ablehnt, hier mal ein paar allgemeine Hinweise:

Werbung und Verkauf am Telefon ist verboten, Markt- und Meinungforschung nicht.
So oder so dürfen die Leute einen NICHT mit unterdrückter Rufnummer anrufen. Das war heute morgen der Fall und ist immer ein Grund vorsichtig zu sein.

Und dann darf einem jedes seriöse Unternehmen folgende Fragen beantworten:
- Wie heißen Sie? (der der Anruft. Gerne auch zum mitschreiben oder Buchstabieren lassen.)
- Von wo aus rufen Sie an? Also Name des Arbeitgebers UND die Anschrift. Bei Bedarf auch die Telefonnummer.
- Wer hat die Studie in Auftrag gegeben? (die möchten manchmal nicht genannt werden, aber irgend eine schwammige Umschreibung findet sich immer)
- Haben Sie da vielleicht eine Telefonnummer oder eine Internetadresse, wo ich mich informieren kann? (gibt es das nicht, die Frage ruhig immer mal wieder wiederholen. Vielleicht fällt denen ja doch noch was ein. Oder sie werden mürbe.)
- Wie sind sie eigentlich an meine Telefonnummer gekommen? (die Antwort lautet so oder so Wissenschaftliches Zufallsverfahren, aber man kann die Leute den Text ja mal runter leiern lassen)

Ruhig nachbohren. Das dürfen die einem alles sagen. Also, zumindest wenn es ein seriöses Unternehmen ist. Und danach kann man immer noch höflich ablehnen, sagen man möchte nicht noch mal angerufen werden UND wenn man sicher gehen möchte schon mal mit Anwalt drohen, falls diesem Wunsch nicht nachgekommen werden sollte.

Ein seriöses Unternehmen wird das alles ruhig über sich ergehen lassen, nett zur Kenntnis nehmen und sein Glück beim nächsten versuchen.

Ein unseriöses Unternehmen wird sich nach der ersten oder zweiten Frage höflich aber schnell verabschieden. Das hat die nette junge Dame heute getan, als ich erst mal fragte, wer das ganze denn in Auftrag gegeben hat.
Die war aus der Leitung bevor ich sonst noch was in Erfahrung bringen konnte...

Also, wenn Unbekannt mal anrufen sollte, ruhig die tägliche Dosis Sadismus an denen auslassen. Selbst schuld wer sich für unseriöse Tätigkeiten her gibt.




Für Fortgeschrittene dann: ein wenig Vorsicht bei den Namen. Mittlerweile gibt es einige "Institute" die so ähnlich heißen, wie real existierende. Hier wirklich nicht verwirren lassen.


Und wovon ich persönlich Abstand nehmen werde sind diese "es sind auch nur drei Fragen" Befragungen. Das heute war auch so eine. Die Intelligenz der Frage war unterirdisch. Und als mich das letzte mal Einer durch so ein Drei Fragen Ding gescheucht hat, wollte mir anderthalb Monate später wer einen Staubsauger für 2000 Euro andrehen. Mit Hinweis auf diese Umfrage. Danke, nicht mit mir.

Das heißt nicht, dass man mit den Leuten und den Fragen da oben nicht noch jede Menge Spaß haben kann. Aber ich bin mittlerweile dazu übergegangen, diese Fragen jedes Mal zu stellen. Es ist wirklich unglaublich wie schnell man einige von denen wieder los wird...

Sonntag, 24. Oktober 2010

Anatevka - Teil 2

Irgendwann wird man betriebsblind. Gerade wenn man so wie ich nebenbei noch zig andere Dinge um die Ohren hat.

Daher hier noch ein kleiner Nachtrag auf die berechtigte Frage: und wie ist Anatevka nun?

Alles beginnt mit dem geschlossenen Vorhang und einer riesigen, vor allem roten Scheibe, welche sich langsam heben. Dahinter wir das Bühnenbild sichtbar, welches wie die meisten Kostüme eher in gedämpften Farben gehalten ist, vor allem braun, grau und schwarz. Allein Herr Köhler sticht in reinem Weiß hervor.

Und nachdem Herr Trekel, bzw. Tevje der Milchmann kurz die Ausgangslage dargestellt hat - der Ort Anatevka und sein seit Generationen gleiches Leben -, werden in einem Hochlied auf die Tradition gleich alle wichtigen Personengruppen vorgestellt:
die alten Männer und die jungen, die alten Frauen und die jungen. Und die örtliche "Polizei".

Und Tevje hat es wirklich nicht leicht getroffen: von seinen fünf Töchtern sind bereits drei heiratsfähig. Abgesehen davon, dass die Mitgift kaum groß ausfallen wird, entwickeln alle drei auch einen eigenen Willen. Tevje mag es ja noch verkraften, dass seine erste Tochter statt dem reichen Metzger lieber den armen Schneider heiraten möchte. Das passt bei näherer Betrachtung auch weitaus eher zu seinen persönlichen Sympathien. Aber dass seine zweite sich in einen jungen Studenten verguckt... nicht nur, dass er absolut unkonservative Ideen hat, er bringt sich auch selbst in größte Schwierigkeiten. Für seine Angetraute wird es da natürlich nicht einfacher... Aber die Wahl seiner dritten "schlägt dem Fass den Boden aus". Vor allem in den politisch immer angespannter werdenden Verhältnissen...

(Man will ja auch nicht alles verraten, auch wenn außer mir wahrscheinlich die meisten die Handlung eh kennen.)

Absolute Glanzmomente waren die Kostüme. Was so ein bißchen Bart ausmachen kann ist wirklich verblüffend. Die meisten der männlichen Darsteller erkennt man erst auf den zweiten Blick wieder.
Und wie Tevje seine Frau davon überzeugt, dass er auch seiner zweiten Tochter nach deren Wünschen verloben möchte war... auf jeden Fall... ja, doch, überzeugend.

Und auch wenn es sich hier um eines der aufwändigeren Bühnenbilder handelt, muss ich ehrlich sagen, dass ich immer wieder beeindruckt bin, wie man mit sehr wenigen Mitteln immer wieder eine vollkommen andere Umgebung erzeugen kann.

Ach ja, und ich hatte neulich in der Oper ein erhellendes Gespräch darüber, was an dem Verzicht auf Mikro-Ports nun so grundlegend beeindruckend und richtig ist:
es geht um den Purismus, die gute Vorbereitung der Zuschauer und die Idee sich das Ganze notfalls eben einfach noch mal anzusehen.
Nach dem Vorschlag selbst auf elektrisches Licht zu verzichten und nur noch mit Kerzen zu beleuchten, komme ich mir mit dem Vorschlag einer "historischen" Opernvorstellung mit Gauklern zwischen den Akten nicht mehr gar so seltsam vor. Da gibt es nur zwei Dinge, die das Bild ein wenig trüben: Ich hab das eher mit einem Augenzwinkern gemeint. Kein Mensch würde so etwas inszenieren. Und schon allein mit der Drohung das Publikum wieder mitsingen zu lassen, würde ich mich freiwillig von der Idee abbringen lassen. Und es gibt wohl wirklich Menschen, die diese Kerzenidee umsetzen... Ich versuche immer noch die Wachskosten zu überschlagen, mir die Panik der Brandschutzbeauftragten vorzustellen und die optische Wirkung zu kalkulieren...

Also gut, zusammengefasst: ja, ich bin ein Banause. Ich bereite mich nicht auf so einen Abend vor, lese mir vorher nichts an und möchte wenn ich da bin wirklich was verstehen. Es geht alles in allem auch ohne Mikro-Ports. Nicht immer ganz glatt, aber es funktioniert. Es verschließt sich mir im Grunde immer noch. Aber wenn Puristen und Kenner darauf bestehen, dann jedem das Seine.

Die einzigen zwei Dinge, die im Nachhinein wirklich ein wenig negativ im Gedächtnis geblieben sind, wären zum einen das Programmheft und ein bestimmtes Lied.
Fangen wir mit dem Programmheft an: die historischen Aspekte waren durchaus interessant. Auch die kulturellen Fußnoten waren nett. Aber für ich wären ein paar mehr Informationen über eine jüdische Hochzeit interessant gewesen. Jaja, das kann man sich auch alles zuhause anlesen. Aber wenn ich schon mal da bin, mir so ein Heft hole und die Hochzeit so eine große Rolle in dem Stück spielt, hätte ich mir dafür auch zu der Zeremonie noch ein paar vor Ort Informationen gewünscht. (Warum ist dieser Baldachin so wichtig?)

Und wegen dem Lied... nun, sagen wir einfach: auch wenn ich für Illusionsbrechungen prinzipiell empfänglich bin, möchte ich mir in der Oper keine Gedanken machen, ob mir gleich ein Darsteller auf die Füße tritt. Das ist etwas zu viel Brechung. Für meinen Geschmack.
(Keine Sorge, wer es sieht wird wissen was ich meine und wo ich in etwa gesessen habe. Vielleicht sieht es von weiter Hinten wirklich gut aus, aber... naja.)

So, und jetzt ist mir ausnahmsweise mal was Privates dazwischen gekommen.
Also wird das heute wieder nichts mit Rezensionenschreiben...

Naja, die Eine wollte ich noch online stellen. Geklappt hat es. So mehr oder weniger.
Und an dieser Stelle noch einen guten Start in die Woche an Alle.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Heute mal zwei kleine Perlen, die mir durch Zufall im Internet über den Weg gestolpert sind.

Das erste ist ein sehr schöner Artikel auf Heisse:
There is no Wirtschaftsminister

Und das zweite ist was für die humorvollen Spielkinder und Physiker hier:
Einfach mal Amazon nach dem folgenden suchen lassen:
Wenger Schweizer Offiziersmesser Giant Messer, mit Schatulle
Und wer schon nach dem Bild den Unterkiefer nicht mehr hoch kriegt, sollte dringend mal die Rezensionen durchschauen. (Ich wußte bisher nicht das Amazon Scherzrezensionen erlaubt, aber einige davon sind wirklich genial.)

Und mit diesem Beitrag zum selbsterfundenen Welt-Prokrastinationstag verabschiede ich mich vorerst wieder. Schon einmal einen schönen Start ins Wochenende an alle.

Montag, 11. Oktober 2010

Anatevka

So, da war es also heute so weit: Anatevka, die erste Vorstellung nach der Premiere. Und da heute bei den Klippenspringern einfach kein Platz mehr frei war, gibt es auch mal halbwegs zeitnah eine Rezension.

Tja, und wie machen wir das heute? Kommen wir erst mal zum Stück und dann hätte ich gerne mal einen Grundkurs Opernknigge oder ein paar allgemein Tipps.

Also: die erste Frage die meine Mutter mir heute stellte war "Wer ist Anatevka?" und die einfache Antwort lautet: es handelt sich um den Ort in dem das Stück spielt.
Der Untertitel The Fiddler on the Roof bezieht sich auf einen echten Geiger, welcher angeblich auf den Dächern spielt. Und der Geiger ist gleich mehrfach wichtig: er spielt eines der Motive des Musicals, führt auf seine Art die Paare zusammen, markiert die Unterschiede zwischen Außen- und Innenansicht und verkörpert das Thema des gesamten Stückes: "Wir alle sind Fiedler auf dem Dach. Wir versuchen eine ansprechende Melodie zu spielen, ohne uns dabei das Genick zu brechen." (ungefährer Wortlaut)
In diesem kleinen Ort Anatevka herrscht noch immer die Tradition. Und während die Zustände für die ansässigen Juden nach und nach schlimmer werden, beginnen auch die hergebrachten Bräuche zu bröckeln. Auch der Milchmann Tevje muss sich langsam damit abfinden, dass seine Töchter ihren eigenen Weg gehen, nicht unbedingt zu seiner Freude. Auch wenn man fairerweise sagen muss, dass sich Tevje mit den meisten familiären Entwicklungen zu arrangieren versteht.

Aber auch hier sollte man grob wissen auf was man sich einlässt. In der Pause habe ich aus einer Ecke gehört, die dargestellten Pogrome wären etwas, das Betroffenheit und Unwohlsein ausgelöst hat. Mir persönlich hat besonders die Vergewaltigungsszene auf den Magen geschlagen. (Es ist auch offen gestanden nichts, was ich auf der Bühne oder anderswo sehen möchte. Auf der einen Seite kann man das Thema kaum angemessen in dem Zeitrahmen verhandeln. Auf der anderen Seite passiert in diesem speziellen Handlungsstrang so viel hinter der Bühne, dass man sich die angemessene Behandlung "dazu denken" kann. Ich muss es trotzdem nicht sehen. Und das war diese Spielzeit schon das zweite Stück in dem so etwas vorkam...)

So, und jetzt kommen wir mal bitte zu dem Teil, in dem Alle eingeladen sind, mir die Operngeflogenheiten zu erklären:

Das begann mit der Dirigentin. Ich habe von so was keine Ahnung, aber angeblich ist für Frauen nur die Berufswahl als Päpstin schwerer zu verwirklichen. Mir ist es herzlich egal. Gut klingen sollte es. ABER: ich bin bisher auch immer davon ausgegangen, dass der Dirigent kommt, von einem Spot erfasst wird, man klatscht und los geht es. Das Klatschen fiel dieses Mal komplett weg. Und ich verstehe nicht so ganz warum. Sind das nicht normalerweise schon mal Vorschusslorbeeren für die Musiker, die man kaum sieht, aber eben hört und die sonst so gut wie gar kein Lob abbekommen würden? Und es ist auch so ein "jetzt geht es gleich los" Moment.
Also was bedeutet das normalerweise und warum fiel es dieses Mal weg?

Zweitens: heute hat in meiner Nähe niemand mitgesummt, dafür saßen hinter mir zwei Damen, die jeden Darsteller erst mal mit Namen identifizieren mussten.
Erstens wären für mich persönlich die Figurennamen hilfreicher gewesen und zweitens dachte ich immer in der Oper ist man still... Naja, das war nicht immer so. Die Zeiten in denen laut mitgesungen wurde sind zum Glück vorbei. Die Idee mit Gauklern und Akrobaten zwischen den Akten noch Zuschauer anzulocken hat zwar nach wie vor etwas für sich. Aber eher als nostalgisches Erlebnis, denn als echte Unterhaltung.
Aber wenn sich die allgemeinen Sitten in der Oper schon einmal geändert haben: vielleicht tun sie es ja gerade wieder. Wenn dem so ist darf mich gerne mal jemand auf den neuesten Stand bringen.

Tja, und normalerweise sind aller guten Dinge drei. Nur fällt mir gerade nicht ein was ich noch sagen wollte.
Daher ein großes Lob an die Visagisten. Es ist nicht nur faszinierend, wie man Menschen mit etwas gut platzierter Farbe um Jahre altern lassen kann, ich habe teilweise auch einen Moment gebraucht um die Gesichter wieder zu erkennen. Das lag nicht nur am Makeup, sondern auch an den vielen Vollbärten. Allein das Gesicht von Herr Köhler hatte latente Ähnlichkeit mit einem gepuderten Igel. Vielleicht hatte ich auch mal wieder Flecken auf der Brille. Wer weiß...

Doch, jetzt ist mir der dritte Punkt eingefallen.
In jeder Einführungsmatinee entlockt es dem Publikum einen Applaus, wenn die Sänger ohne Mikrofonunterstützung singen sollen. So passiert in der Einführungsveranstaltung zur Blume von Hawaii und in der Einführungsveranstaltung zu Anatevka.
Und nun habe ich wie gesagt nicht die größte Ahnung. Ja, ich finde es menschlich faszinierend, dass Manche ohne technische Unterstützung ein ganzes Orchester übertönen können und immer noch erkennbare Melodien produzieren. Ich fände es noch faszinierender, wenn das alle auf der Bühne könnten.
Ganz ernsthaft: zum Teufel mit den künstlerischen Ambitionen. Ich will verstehen was da auf der Bühne passiert. Und wenn ich aus der ersten Reihe Probleme habe die Menschen akustisch wahr zu nehmen, wird das für die hinter mir nicht einfacher.
Dann sollte man den Leuten wirklich eher ein Mikro an die Backe kleben, als sich an die eigenen Ansprüche klammern. Das ist nur meine Meinung. Wahrscheinlich habe ich gerade wieder einen Fettnapf mitgenommen. Aber bitte. Was soll das denn?

Der Rest ist persönliche Meinung.
Ich persönlich hätte mir eine andere Besetzung für Golde gewünscht. Ich mag Frau Bernsdorf. Ich möchte die Liederabende mit ihr wirklich nicht missen. Aber irgendwie hatte ich wiederholt das Gefühl ihre Stimme sticht zu sehr von den Melodien ab. Mir fehlt das Fachvokabular um das besser zu beschreiben. Aber wenn selbst mir das auffällt ist wahrscheinlich wirklich was faul.


Und natürlich ist auch das nur meine persönliche Meinung. In der Pause habe ich auch ein oder zwei andere negative Meinungen zu Einzelleistungen oder den Umbauarbeiten in der Oper aufgeschnappt, die ich hier nicht wiederholen möchte, einfach weil ich sie nicht Teile. Das Stück hat unterm Strich sehr gute Rezensionen bekommen. Das was da oben steht sind Kleinigkeiten. Mir hat das Stück weitaus besser gefallen, als es jetzt in dieser Rezension möglicherweise den Eindruck macht.
Es ist ein ernstes Thema, unterlegt mit guter Musik. Jedes Mal wenn man denkt es geht aufwärts passiert ein weiteres Unglück. Und auch wenn ich das natürlich nicht zugeben würde, ist es möglich, dass mir zwischendurch die Tränen in den Augen standen.

Mit diesen Worten lasse ich es an dieser Stelle bewenden.
Sehenswert ist es. Aber keine leichte Kost.

Samstag, 9. Oktober 2010

Max Raabe im cCe in Leuna

Wow. Einfach nur wow.

Überspringen wir heute mal die durchaus interessante Bahnfahrt durch Schkopau, Merseburg und Leuna. Teile der Welt die ich aus der Perspektive schon ewig nicht mehr gesehen habe.

Am Ende ärgere ich mich nicht einmal mehr über die etwas suboptimale Havag. (Ich war eine Stunde vorher da, denn mit der Bahn danach hätte ich schon wieder zu sehr hetzen müssen.)

Es war einfach ein wundervolles Konzert. Eine bemerkenswerte Mischung aus Liedern die ich schon kannte und einigen die zumindest mir bisher unbekannt waren.
Und auch der Rest war einfach beeindruckend. Da steht dieser dünne Mann - Max Raabe - vor einem Mikrophon, bewegt den Kopf mal hier mal da hin, hebt von Zeit zu Zeit die Augenbrauen, bewegt den Kiefer und dann kommen aus diesem Menschen diese Töne heraus. Man sieht ihn noch nicht einmal sonderlich viel atmen. Er steht einfach da und singt seine Lieder mit diese leicht entschleunigten Art, die so gut zu jenen Vorlagen passt die das Programm ausmachen.
Das ist definitiv ein Erlebnis für sich. Und meine Befürchtungen in Sachen Akustik waren vollkommen unbegründet.
Der Toningenieur hat sein Handwerk eben so gut verstanden wie der Lichttechniker.
Das Licht ist auch so ein Thema für sich. Jeder der gerade sein/ ein Instrument spielt (oder im Fall von Max Raabe singt) bekommt einen Spot. Der Rest liegt eher im Dunklen. Das ist eine absolut brilliante Art der Aufmerksamkeitslenkung, die dafür sorgt, dass man sich wirklich auf die Stelle konzentriert an der gerade "die Musik spielt".
Dazu noch eine Portion speziellen Humor...

Die einzige Beschwerde die ich habe, ist dass das Programm definitiv zu kurz war. Ich habe nicht gemerkt wie die Zeit vergangen ist. Und sie haben sich am Ende doch reichlich bitten lassen, noch eine Zugabe zu geben. Dafür habe selbst ich mal warme Hände - dank ausreichendem Klatschen. Irgendwie musste man ja argumentieren...

Jaja, ich hätte mir das Programm auch gerne an einem Veranstaltungsort in der Nähe angesehen. Aber unterm Strich war es gar nicht so schlimm. Es gehört halt irgendwie mit zum Erlebnis.

Nur eines hat mich wirklich gestört hat und diese Unsitte scheint immer weiter um sich zu greift: einzelne Gäste fingen an Lieder mitzusummen.
Ich meine, auf der einen Seite spricht das natürlich für das Lied. Aber bei einem Konzert, einem Liederabend oder im Musical (die drei Situationen wo ich mittlerweile schon neben solchen Summwundern saß, die es wahrscheinlich selbst noch nicht einmal mitbekommen haben...) bezahle ich dafür, von den Leuten auf der Bühne unterhalten zu werden. Ich weiß, es gab Zeiten, in denen es auch in der Oper vollkommen normal war mitzusingen. Und zwar laut.
Aber die Zeiten sind nicht ganz grundlos vorbei...

Naja, es war ja nur ein Lied. Ich lasse mir davon nicht den heutigen Abend vermiesen. Es war wirklich wunderbar. Akkustisch beeindruckend. Mit genau der Art von Humor die ich mag, professionell auf die Bühne gebracht.

Sollte sich die Gelegenheit ergeben, werde ich mir so ein Programm sicher noch einmal ansehen. Wenn vielleicht auch für etwas weniger Geld. Und etwas mehr in der Nähe. Und mit vielleicht etwas jüngerem Publikum...

Fazit auf jeden Fall: hochgradig sehenswert. Wirklich schön. Gerne noch mal.

Und ich hau mich jetzt in die Falle, bevor ich anfange mich im Halbschlaf selbst zu wiederholen...

Bis denne und schönes Wochenende an alle.

Freitag, 8. Oktober 2010

Du mußt die Männer schlecht behandeln

Mitunter bin ich sehr leicht davon zu überzeugen mir doch einfach noch eine Karte mehr zu holen. So passiert bei Du musst die Männer schlecht behandeln. Den Liederabend selbst hatte ich vor Monaten schon einmal gesehen. Und die Zusammensetzung ist wirklich gut.

Das Argument, dass mich bewogen hatte am 5.10. noch einmal hin zu gehen, war ein denkbar einfaches: noch bis Januar kann man Frau Deibele neben Frau Bernsdorf bewundern und erst danach übernimmt Frau Lex den Part von Frau Deibele. So hat man mir das zumindest beim Kartenverkauf erklärt und ich habe zugeschlagen.

Möglicherweise auf Grund des Titels waren die anwesenden Männer eindeutig in der Unterzahl. Was eigentlich schade ist, da das Operncafé für eine entspannte Abendvorstellung wirklich gut ist. Wer rechtzeitig kommt hat alle Zeit der Welt sich einen Platz zu suchen, ein Getränk zu bestellen und schon mal die kleinen, ausliegenden Programmzettel zu studieren, was ihn denn heute Abend erwartet.
Einigen wir uns der Einfachheit halber auf eine Mischung aus nachdenklich, schwungvoll, frech, lustig und teilweise sogar mir bekannt.

Das Einzige was man vielleicht vorher wissen sollte, ist dass man auch als Frau gut beraten ist ein klein wenig Selbstironie mitzunehmen. Mein persönlicher Lieblingssatz ist nach wie vor: "Frauen lügen nicht. Sie erfinden allenfalls die Realität die sie brauchen."

Keine erfundene Realität war das Bühnenbild (ich weiß, es gibt Überleitungen, für die verdient man es fast erschlagen zu werden... also weiter). In der Mitte steht das Klavier, auf welchem Tino Fiebig den Ton angibt, die beiden Damen haben etwas erhöht links und rechts davon einen eigenen Schminktisch und dahinter stand eine Art Schrank mit Kleidern, Hüten und anderen unverzichtbaren Frauenaccessoires.

Und man hat den beiden Damen durchaus angesehen, dass sie ihre Freunde hatten. Kein Wunder. Das Stück lässt immer noch ausreichend Raum für Verwandlungen. Ob Vamp, verschnupftes Fräulein, Fan des Pleistozän, Circe, Liebeskranke oder Shoppingenthusiast: alle Verwandlungen waren schnell, sympathisch gespielt und mitunter auch mit einem kleinen Augenzwinkern versehen.

Wer also an einem Abend mal entspannt Liedern lauschen möchte und nebenbei auch nichts gegen ein oder zwei Lacher hat, ist hier gut aufgehoben.

Und wer sich für das Konzept des Liederabends begeistern kann, kriegt an dieser Stelle noch ungefragt zwei Empfehlungen von mir dazu:
Du musst die Männer schlecht behandeln ist wie der Titel schon andeutet eher aus der Frauenperspektive. Noch mit Frau Bernsdorf und Frau Deibele. Ab Januar dann mit Frau Bernsdorf und Frau Lex. (Und hier lieber vorher Karten besorgen, letzte Spielzeit war öfters ausverkauft.)
Das gleiche Konzept aus der Männerperspektive heißt Greife wacker nach der Sünde. Die Wiederaufnahme ist am 10.12.10 und wie der Titel schon andeutet ist die Herangehensweise etwas zupackender. Es gibt drei Musiker, die Solisten sind Herr Kuhn und Herr Köhler und auch diese Beiden greifen zwischendurch zu Instrumenten. Dieses Programm findet in der Werft der Kulturinsel statt.
Und wieder im Operncafé findet Du sollst nicht lieben statt. Dabei handelt es sich um einen Georg Kreisler Abend, bestritten von Frau Bernsdorf und Herr Vogel. Das Bühnenbild ist eher minimal (wenn ich mich recht erinnere), der Humor entsprechend an Kreisler angelegt und es gibt mit gutem Willen auch eine Handlung, namentlich wie sich ein Paar findet und versucht zusammen zu bleiben. Diese Wiederaufnahme findet am 25.11.10 statt.

Ich finde die drei Stücke gehören irgendwie zusammen und wenn man mit einem etwas anfangen konnte, kann man sich die anderen ruhig auch ansehen.

Montag, 4. Oktober 2010

Der Theatermacher

Irgendwie geht das nie gut, wenn ich mit wie auch immer gearteten Erwartungen ins Theater gehe...

Beim Theatermacher war es so, dass mir ein Freund schon vor Wochen erzählte, das Stück stehe diese Spielzeit in Erlangen auf dem Plan. Er muss interessiert gewesen sein, sonst hätte ich mir das wahrscheinlich nicht gemerkt. Dann habe ich mitbekommen, dass es auch in Köln gespielt wird. Und eben hier in Halle. Mit mit dem sicherlich auch irgendwie richtigen Hintergedanken "Wenn es auf so vielen Spielplänen steht muss es etwas haben...", habe ich mir dann auch eine Karte besorgt.

Um eines vorneweg zu sagen: Samstag war ausverkauft. Ab Viertel vor um waren zusammenhängende Sitzplätze nur noch mit viel Basteln zu haben. Und der Großteil aller Anwesenden war merklich älter als ich. Ich frage mich immer noch, ob das Stück einen bestimmten Ruf hat, von dem ich mal wieder nichts weiß...

Naja, kommen wir erst mal zur Handlung:
Der "große Bruscon" ist samt Familie in Utzbach. Der Ort selbst hat 280 Einwohner. Und vorerst sind diese mit dem Blutwurststopfen beschäftigt, können also wenig Zeit für Bruscon und seine Allüren opfern.
Das ist auch nicht weiter schlimm. Bruscon ist weit genug von sich selbst eingenommen um einen sehr großen Teil des Stückes mit Monologen über Kunst, Anspruch, Anekdoten und Vergleichbarem zu füllen.
Der Rest schaut konsterniert, verwirrt oder resigniert. Und erträgt Bruscon wie eine Naturgewalt...

Wird hier schon langsam ersichtlich, dass ich mit dem Stück nicht so recht etwas anfangen konnte?
Wobei das mal wieder subjektiv ist. Die meisten Anwesenden waren merklich älter als ich und hellauf begeistert. Vielleicht fange ich ab 2030 also auch an das Stück spontan toll zu finden.

Und bis dahin betrachte ich etwas irritiert, was sich da vor meinen Augen abspielte.

Bevor es in die Vollen geht noch eine Kleinigkeit zum Bühnenbild: der Raum in welchem Bruscon auftreten soll, wurde schon eine längere Weile nicht mehr genutzt. Und das ist ein sehr schöner Euphemismus für "schon ewig nicht mehr gekehrt, vollkommen verstaubt und mit Spinnweben überwuchert."
Die Begeisterung auf Seiten der Schauspielerfamilie hält sich entsprechend in Grenzen, zumal Bruscon ausgerechnet hat, dass wahrscheinlich nicht mal die Umkosten herein kommen werden.
Aber selbst das ist nicht die eigentliche Problematik. Das Notlicht! Es muss dringend beim großen Finale ausgeschaltet sein. Sonst würde sich die Komödie in eine Tragödie wandeln...

Und ab hier können wir mal auf das zu sprechen kommen, was mich an diesem Stück wirklich stört:
Wen zur Hölle kümmert so ein Notlicht?
Jaja, da war mal ein Theaterskandal, weil jemand das Notlicht in einem Theaterstück nicht ausschaltete, obwohl der Text es doch vorschrieb.
ABER:
Wen kümmert so ein Blödsinn überhaupt? Sollte es nicht um Inhalte gehen?

Jaja, ich weiß, wer was finden will finde immer auch was. Aber die MZ hat diffus über eine aktuelle Theaterkritik geschrieben. Frei nach dem Motto: für wen spielt man heute und was? Und wie bringt man die Leute dazu zu kommen?
Wie man die 280 Anwohner ins Theater bekommt ist in dem Stück einfach kein Thema. Bruscon ist viel zu sehr damit beschäftigt sein eigenes Ego zu pflegen. Er tyrannisiert seine Kinder, aalt sich in vermeintlichen vergangenen Erfolgen, manipuliert und spielt seine Familie gegeneinander aus, beleidigt aus Prinzip alles und jeden, lobt sich selbst in den Himmel und demonstriert erfolgreich ein fehlendes Verständnis für Pädagogik.
Aber nichts davon wird problematisiert. Es wird einfach gezeigt und Brusco darf sich als Ekel profilieren.

Ich habe gestern wirklich neben einer Dame gestanden, die argumentiert hat, das Stück wäre lustig.
Aber es tut mir leid, das ist es nicht.
Nur weil ein oder zwei der verbalen Entgleisungen wirklich zünden heißt das noch lange nicht, das Stück selbst wäre gut. Es ist größtenteils nicht lustig. Jemand zu meiner Rechten hat in (!) der Vorstellung richtig angemerkt, die Hauptfigur nerve einfach nur.
Um solchen Menschen zuzusehen, brauche ich wie die meisten nicht extra ins Theater zu gehen.
Und wie viele habe ich sehr große Probleme solche Leute auf Dauer ernst zu nehmen.

Freilich, das liefert im Grunde die Definition einer Parodie. Das Problem daran ist nur, das Bruscon wenig über das Publikum sagt, sondern sehr viel über seine Einstellung zum Theater. Aus der Theaterperspektive ist das Stück eine einzige Nabelschau. Und da ich bisher noch nie eine Probe live gesehen habe und auch sonst wenig in den Theatergepflogenheiten drin stecke, kann ich damit nur bedingt etwas anfangen.

Damit wir uns an dieser Stelle nicht falsch verstehen: schauspielerisch war das Stück wirklich gut. So einen Wahnsinnsmonolog muss man sich erst mal merken. Und eine bühnenwirksame Beschäftigung für die zu finden, die selbst kaum etwas zu sagen haben, ist sicherlich auch nicht immer einfach.

Aber es bleibt dabei, dass ich einfach keinen Zugang zu dem Inhalt gefunden habe.

Und wie gesagt, Humor ist relativ.
Die MZ war begeistert. Allein das hätte mich warnen sollen. Sie haben ja mindestens zwei Artikel über das Stück gebracht.
Sei es drum: wer viel sieht wird irgendwann auch mal was sehen, dass einem nicht gefällt.
Vielleicht ändere ich meine Einstellung in den nächsten 20 Jahren noch grundlegend.
Aber bis dahin, bleibe ich bei meiner Meinung...


Und weil ich mir gerade ein wenig Zeit genommen habe:
Rezensionen aus anderen Städten stellen vor allem ein Scheitern des Individuums an seinen eigenen Ansprüche und dem Unverständnis der Umwelt in den Mittelpunkt.
Abgesehen davon, dass ich hier durchaus eine gewissen Ironie spüre und das freilich auch einfach hätte abpinseln können, möchte ich das ganze hier noch einmal kurz auf den Punkt bringen:
Bruscon hat jede Form von Bodenhaftung verloren. Und gerade darum sind seine Ansprüche kaum etwas, mit dem man sich inhaltlich wirklich auseinander zu setzen braucht.
Eines der Beispiele auf der Bühne war sein wiederholtes Beharren, sein Sohn hätte Spinoza lesen müssen, um eine bestimmte Rolle richtig darzustellen.
Da hängen dann aber diverse Probleme dran: kann man den Grundgedanken von Spinoza nicht auch anders vermitteln? Muss der Zuschauer den auch gelesen haben? Und gehen Stücke, die sich sklavisch an einer einzigen Interpretationsmöglichkeit festhalten und sich nur ja nicht auch nur einen Millimeter davon entfernen dürfen, nicht irgendwie an der Theaterrealität vorbei? Sowohl an der Gesamtdeutschen, als auch an der in den einzelnen Theaterhäusern...

Und das hier ist schon wieder viel zu lang geworden.
Vielleicht ist mein Problem mit Bruscon auch nicht nur sein Charakter, sondern auch sein beharren auf einem Theaterideal mit dem ich wenig anfangen kann...

Naja, lassen wir das hier. Genug Menschen hat der Abend gefallen. Nur eben mir nicht.
Soll auch mal vorkommen.
Und vielleicht fällt ja noch jemandem etwas erhellendes ein, dass auch einem Ignoranten wie mir die Augen öffnet... oder so...

Donnerstag, 30. September 2010

Klippenspringer 8

Also den Einen oder Anderen hat es ja definitiv zu den Klippenspringern verschlagen, auch wenn wohl nicht unbedingt auf Grund meines Blogs. Trotzdem war es voll. Und gut.

Jeder hat einen klassischen und einen modernen Monolog gesprochen. Am Ende gab es noch eine kleine Kostprobe, die auf den Chansonabend am zweiten Einstimmen sollte. Und ich ärgere mich immer noch ein klein wenig, dass ich für den Tag schon anderweitig Karten habe...

Leider habe ich Schussel es wirklich geschafft, den Zettel zu verlieren, auf dem stand wer was gespielt hat. Das ist besonders schade, da ich das eine oder andere gerne noch nachgeschaut hätte.

Einer der Monologe war von Tennessee Williams. Es ist mir nur bisher wirklich nicht gelungen heraus zu finden, woraus der genau stammte. Ich glaube auf dem Zettel stand so etwas wie Sallinger, nur dass sich der Titel bisher als unauffindbar erwiesen hat. Und ich auch noch nichts anderes mit einem vergleichbaren Inhalt gefunden habe.

Genauso wie es mir bisher nicht gelungen ist, das Schlußlied anhand des Textes irgendwo zu ergoogeln...

Nun ja, man kann nicht alles haben.

Eine kleine Werbung für Der Weg zum Glück war auch dabei und das verspricht wirklich gut zu werden. Dem Applaus nach zu urteilen, werden wohl einige der Besucher auch noch in dieses Stück gehen. In so fern schon mal eine kleine Blankoempfehlung von mir dafür.


Und irgend etwas Anderes wollte ich auch noch sagen, nur dass ich jetzt erst mal weg muß...

Mit ein wenig Glück fällt es mir später noch ein. Wenn nicht... Naja.

Auf jeden Fall wird es sich lohnen das Intendantenvorspiel im Hinterkopf zu behalten.

Und mit diesem leicht fragmentarischen Text verabschiede ich mich erst mal in meinen freien Tag.
Einen schönen Donnerstag an Alle und im Zweifelsfalle ist das Wochenende ja nicht mehr so weit entfernt...

Mittwoch, 29. September 2010

Heute mal wirklich was komplett anderes

Ich habe da mal eine Rätselfrage an Alle:


Versuchsaufbau:
Gegeben sei eine Havag und ein Studentenausweis.
Ziel ist es ein Semesterticket zu erwerben.
Die Havag verkauft das Ticket nur, wenn Sie einen Studentenausweis vorzeigen.
Trotzdem ist das Ticket nur gültig, wenn Sie bei seiner Nutzung den Studentenauweis stets bei sich haben.

Aufgabe 1:
Begründen Sie logisch den Zusammenhang zwischen Ticketverkauf und Mitführpflicht des Studentenausweises, ohne dabei die Ticketnutzer dem Generalverdacht eines Ticketmißbrauches zu unterstellen.
1a) Begründen Sie dies für den Verkauf.
1b) Begründen Sie dies für die Nutzung.

Aufgabe 2:
Finden Sie eine logische Erklärung, weshalb für den Ticketkauf die Anwesenheit eines Studentenausweises unverzichtbar ist, nicht aber die Anwesenheit des Ausweisbesitzers.

Aufgabe 2a:
Versuchen Sie Ihre Begründung auch ohne den Hinweis auf die Datenspeicherung auf der Karte stringent zu machen.



Zusatzaufgabe:

Hinweis:
Auf dem oben beschriebenen Semesterticket werden der Name, die Matrikelnummer und der Gültigkeitszeitraum gespeichert. Natürlich in verschlüsselter Form.

Zusatzaufgabe 1:
Geben Sie das erfolgreich erworbene Semesterticket dem Chaos Computer Club und versuchen Sie in Erfahrung zu bringen, wie sicher diese Verschlüsselung ist.

Zusatzaufgabe 2:
Finden Sie einen logischen Zusammenhang zwischen der Notwendigkeit der Datenspeicherung auf der Karte und der auch weiterhin notwendigen Mitführung eines Studentenausweises.


Denkanstoß:
Versuchen Sie ein realistisches Szenario zu entwickeln, in welchem eine wiederverwendbare, biologisch nicht abbaubare Plastekarte umweltverträglicher ist als der halbjährige Erwerb eines Papiertickets über den gleichen Zeitraum n.
Mögliche Werte für n:
ein Bachelor Studium mit einer Regelstudienzeit von 6 Semestern
ein Magisterstudium mit einer Regelzeit von 9 Semestern
ein Diplomstudiengang mit einer realistischen Studienzeit von 12 Semestern
Auf Grund der unterschiedlichen Verbreitung des Studententickets innerhalb der Studierendenschaft, sowie der unterschiedlichen Studiendauer für jeden Einzelnen, können die Werte für n bei jedem einzelnen nach unten oder oben abweichen. Als statistisches Mittel sollen sie hier reichen.

Sonntag, 26. September 2010

Die Einführungmatinee zu Anatevka

Im Grunde sollte hier ein kleiner, lustiger, fluffiger oder wenigstens bemühter Bericht über die Einführungsmatinee zu Anatevka entstehen.

Nun habe ich gehört, wie die Dame neben mir ihrem Mann mitteilte, das wäre die beste Matinee gewesen, auf der sie bisher gewesen wäre. Und ich behaupte mal, dass sie mehr gesehen haben wird als ich. Denn das dürfte heute mein dritter Besuch einer solchen Veranstaltung gewesen sein.

Es war in Ordnung - wie auch immer man das auslegen möchte. Und ich bin nach wie vor der Meinung, dass das Musical gut werden wird. Aber... je länger die Matinee zurück liegt, desto mehr habe ich das Gefühl, dass es schade um die fünf Euro war.

Nun sind subjektive Gefühle schwer zu begründen, vor allem weil ich hier weit ausholen müsste und das vor allem an einzelnen Personen festmachen würde, die wiederum nichts dafür können, dass ich heute einen schlechten Tag erwischt habe. Noch dazu, wo immer die Möglichkeit besteht, dass die Frau neben mir objektiver geurteilt hat als ich.

Also verabschiede ich mich an dieser Stelle hinter meinen Bücherberg und verzweifle an diversen literarischen Querverweisen.

Ein angenehmes Wochenende.



Und ich habe gestern mal einen Blick in die Statistik geworfen. Hier scheinen zwischendrin ja wirklich mal Menschen mitgelesen zu haben. Wann auch immer das passiert ist.

Hat einer Lust morgen zu den Klippenspringern mit zu kommen?
Ich würde mich freuen und die Darsteller des Studio Halle sicher auch.


Und als kleiner Newsticker für Interessierte: am 2ten gibt es einen Chansonabend des Studios im Riff. Leider habe ich da schon Karten für die Werft. Aber wenn man an den Cultural Island Social Club zurück denkt, wird das sicherlich sehenswert.

Ernst sein ist Alles

Oh man, ich habe den Fehler gemacht mal nachzuschauen, zu welchen Stücken ich noch alles eine Rezension hatte schreiben wollen. Eine recht lange Liste, die mir da noch bevor steht...

Fangen wir also an dieser Stelle erst mal mit etwas Einfachem an.

Ernst sein ist Alles.

Ich habe aus dem Studium bestimmt nicht immer so viel mitgenommen wie ich gesollt hätte. Aber meine Begeisterung für Oscar Wilde verdanke ich wirklich einer einzigen Dozentin. Am Semesterende - wenn keiner mehr was machen wollte und trotzdem noch Stunden zu bestreiten waren - haben wir uns meistens inhaltlich wertvoll Filme auf Englisch angesehen. Auch die wunderbare Ernst sein ist Alles Verfilmung mit Rupert Everett, Colin Firth, Frances O'Connor und Reese Witherspoon. Und Judi Dench soll natürlich auch nicht unterschlagen werden.

Egal in welcher Version, der Inhalt ist immer der gleiche: Zwei Männer geben sich als Ernst aus und zwei Frauen haben sich nun einmal in den Kopf gesetzt keinen anderen Mann als einen Ernst lieben zu können. Das kann natürlich nicht auf Dauer gut gehen, vor allem wenn alle vier zusammen treffen.
Und nach unzähligen Verwechslungen, einer wieder vereinten Familie und jeder Menge Wortspielen kann das Happy End schließlich kommen.

Tja, und was fällt mir nun zur Inszenierung des nT ein?
Es ist erst einmal unbestreitbar, dass das Stück genial ist. Es ist nahezu unmöglich solch eine Vorlage zu verhunzen. ABER: Da gibt es ja immer noch so etwas wie den persönlichen Geschmack.
In Halle ist das Stück glaube ich eines der erfolgreichsten die wir haben. Ich habe bisher nur mit Menschen gesprochen, die von diesem Stück grenzenlos begeistert waren. Und während ich zwischenzeitlich mit gerade mal 30 Leuten in einer Heute weder Hamlet Inszenierung saß, fand zeitgleich eine schon fast überfüllte Ernst sein ist Alles Inszenierung im Hof statt... deren Musik teilweise auch bis zu uns drang...
Wenn ich jetzt also sage, dass mir persönlich die DVD besser gefällt, schwimme ich damit glaube ich gegen die Mehrheit der Halleschen Zuschauer.
Es ist nicht so, dass ich es nicht verstehe.
Das Bühnenbild im nT ist unbestreitbar die geschmackvollste Lila-Rosa Mischung, die mir jemals untergekommen ist. (Gut, an so viele erinnere ich mich auch nicht, aber trotzdem.) Ich habe nach wie vor Mitleid mit dem armen Schaf. Die Drehbühne ist eine absolut geniale Idee, welche vollkommen neue Möglichkeiten ermöglicht Szenenwechsel zu gestalten. Und vielleicht geht auch der Germanist mit mir durch, aber selbst die Form des Stillebens wurde in begrenzter Form wiederbelebt. Ob das nun eine Verbeugung an die DVD sein soll, ein spontaner Regieeinfall oder tatsächlich ein Hinweis auf eine damals zeitgenössische Kunstform, kann ich von hier schwer beurteilen. Aber es hat was.
Also warum ziehe ich die DVD vor und fast alle die ich kenne eher das Stück bei uns im nT?
Wäre ich jetzt diplomatisch, würde ich sagen es läge an meinem schlechten Englisch oder meinem sicherlich mitunter auch reichlich verqueren Humor. Weniger diplomatisch liegt es daran, dass ich der halleschen Version von Algy einfach nichts abgewinnen kann.
Das ist wie gesagt Geschmackssache. Aber Algy - für mich der Held des Stücke, er hat einfach mal die besten Sätze abbekommen - muss trocken klingen. Ich glaube, dass Algy das was er da sagt - so absurd es teilweise klingen mag - wirklich meint. Und das er den Gutteil der Zeit sogar recht hat.
Und genau darum bin ich der Meinung ein betont trockener, zurückhaltender Humor steht Algernon weitaus besser an als ein nasaler oder schriller Tonfall.
Ich weiß, trockener Humor ist nicht für jeden. Subtiler Humor auch nicht. Meine Vorstellung von Algernon würde wahrscheinlich weitaus weniger Lacher produzieren, als das was Herr Gerlach in jeder einzelnen Veranstaltung bietet.
Es trifft halt nur einfach nicht meinen persönlichen Geschmack.
Trotzdem ist das Stück genial, kein Zweifel. Der Text und damit die Pointen haben sich ja nicht geändert. Die Ehetauglichkeitsprüfung ist - meiner Meinung nach - nach wie vor eine der genialsten Szenen, die jemals für das Theater geschrieben wurden.
Ich habe mir das Stück im nT sogar zwei Mal angesehen. Also kann es ja nicht schlecht sein.

Es ist eben einfach nur recht weit von dem entfernt, was sich in meinem Kopf abspielt, wenn ich mich einmal im Jahr mit einer Tasse Tee hin setze und das Stück mal wieder lese.

ABER: das muss an dieser Stelle auch noch einmal ganz deutlich unterstrichen werden: das Stück ist ideal für Theatermuffel. Es ist lustig, es ist absurd, es ist sympathisch, es ist gute Unterhaltung und ich glaube ich bin der einzige Mensch, der sich jemals an Algy gestoßen hat.
Außerdem ist die Vorstellung im Sommer im Hoftheater. Wer sich also mitschleifen lassen musste, kann sich das ganze auch während der Vorstellung schön trinken - etwas das sonst im Theater nahezu unmöglich ist.
Nötig wird es nicht sein, aber manche möchten so etwas ja vorsorglich tun.
Und der ganze Rest kann sich einfach zurücklehnen und eine der genialsten Sprachkomödien sehen, die es gibt. Das ist doch auch was.

Wer noch einen Theatergutschein aus der Studienanfängertüte hat, ist hier auf jeden Fall bestens beraten. Einfach ein paar neue Bekannte schnappen, sich das ganze Mal ansehen, gemeinsam lachen und danach vielleicht noch irgendwo einen Cocktail oder ein Bier.
Es wird sicherlich ein guter Abend werden, unabhängig von meinem Geschmack.
Ehrlich.

Gefährliche Liebschaften

Man mag es ja kaum glauben, aber ich habe mir heute mal eine Premiere gegönnt. Und dabei war ich vor ein paar Tagen eigentlich noch am überlegen ob ich mir das Stück überhaupt ansehen werde:

Die gefährlichen Liebschaften.

Zwischen mir und einer Freundin ist das im Grunde so etwas wie ein Runing Gag. Sie hat noch zwei Bücher von mir und ich habe die Gefährlichen Liebschaften von ihr. Ein Zustand der sich mittlerweile in Monaten messen lässt. Eigentlich wollten wir mal zurück tauschen. Und eigentlich hatte ich mal den Anspruch das auch zu lesen.... Nur gab es da diesen Film... und die Briefe ziehen sich... und Wiki hat mich sehr schnell davon überzeugt, dass der Inhalt doch halbwegs vorhersehbar ist...
Naja, jedenfalls liegt ihr Buch immer noch hier und meine sind noch immer bei ihr. Und auf verworrenen Wegen bin ich heute in der Premiere gelandet.

Für die 30 Minuten davor zählt wie immer: es ist faszinierend was man alles hört wenn man mal die Lauscher aufstellt.

Und dann geht es auch schon los.

Das Bühnenbild konnte man auch schon vorher bewundern. Nennen wir es mal minimalistisch. Aber eigentlich schön.

Oh, und nicht zu unterschlagen: das Programmheft. Für den minimalen Umkostenbeitrag von 50 Cent erhält man einen kleinen Brief, mit Siegel, zum selber brechen, aufschlagen, auseinanderfalten und lesen, leichte Alterspuren inklusive. Ja, ich gebe es zu, ich bin leicht zu beeindrucken, aber kommt schon: wann hatte man mal solch einen Brief in der Hand? Der Inhalt hat mich nicht so viel weiter gebracht, aber durch die Blume wird auch im Programmbriefchen gesagt, dass es auf Grund der Vorlage einfach darum ging, etwas Flair zu transportieren.

Das es sich bei dem Original um einen Briefroman handelt sagte ich? Jaja, der Germanist in mir möchte mal wieder Klugscheißen, aber stimmen tut es. Und wie das immer so ist wenn was alt ist: eines der stilprägenden, innovativen, in ihrer Zeit skandalösen... wie auch immer.

Zurück zu heute Abend:
Wir hatten Verwicklungen, Intrigen, Liebe, Blut... Das volle Programm eben. So weit ich das überblicke wich das Ende minimal vom Original ab, aber nicht wirklich dramatisch.
Was mich - Germanist durch und durch - wirklich begeisterte, waren die mitunter herrlich doppeldeutigen Antworten. Das Stück ist kein zweites Ernst sein ist Alles, bei weitem nicht. Aber es hat seine durchaus erheiternden Momente.
Und einen Moment, bei dem zumindest mir jedes Lachen im Halse stecken blieb. Sagen wir mal: nichts für übermäßig Zartbesaitete und ohne viel Ahnung von Pädagogik würde ich in das Stück keine Kinder mitnehmen.

Davon abgesehen habe ich nur einen einzigen Kritikpunkt: die Musik.

Nichts gegen die Gorillaz. "I'm happy, ..." erkennt glaube ich in meiner Generation jeder nach ein oder zwei Takten. Aber zu einem Theaterstück, dessen Vorlage aus dem 18ten Jahrhundert stammt und dessen Inszenierung sich Mühe gibt sich nirgendwo zeitlich verankern zu lassen (von Klöstern abgesehen....), passt es meiner Meinung nach nicht. Also... es passte irgendwie schon. Bis es mir aufgefallen ist. Danach fand ich eher befremdlich.

Ansonsten muss ich sagen: die Möglichkeiten zu Auf- und Abgängen waren reichlich und wurden auch genutzt.

Oder in Kurz:
Beeindruckend. Teils abgeklärt, teils naiv, teils witzig, teils ernst...
Es hat auf jeden Fall etwas.
Nur die Musik, und vielleicht das Ende, dämpfen den Eindruck ein wenig.
Ich kenne das Buch in groben Zügen und den Film Eiskalte Engel. Aber wie das mit den Briefen am Ende genau zusammen hing... naja, es ist im Grunde auch nicht wichtig. Eben so wenig wie die Tatsache, dass die letzten Sätze des Stücks ein wenig aus der Handlung heraus fallen. Es ist trotzdem sehenswert. Auch ergreifend. Und man merkt nicht wie die Zeit vergeht.
Und wenn ich heute nicht ohnehin schon ein wenig neben mir stehen würde, würde der Inhalt bestimmt auch den einen oder anderen kritischen Gedanken zum Thema Geschlechterbeziehung hervorrufen...
Es ist gut. Es ist sehenswert. Aber nicht perfekt. Trotzdem eine Empfehlung. Zumindest von mir...

Mal schauen was die MZ übers Wochenende dazu zusammen klöppelt...


Edit:
So, wach und noch vor dem ersten Kaffee habe ich erst Mal ein paar kleinere Rechtschreibfehler ausgeglichen. Und was ist mir bei der Gelegenheit aufgefallen? Dass ich gestern nun extra ein neues Tag ins Leben gerufen habe, nämlich "Premiere", und genau dazu eigentlich sehr wenig gesagt habe.
Also, was unterscheidet nun eine normale Vorstellung von einer Premiere? Die ehrliche Antwort ist: nicht so viel.
Die Karten sind etwas teurer, man kann so ein Stück schließlich nur ein Mal zum ersten Mal spielen. Ich hoffe im Grunde auch, dass das der Hauptgrund war, warum der Saal halb leer war. Erm, halb voll. Ich fühle mich heute mal eher positiv eingestellt.
Dann befindet sich auch der eine oder andere Schauspieler oder anderweitige Mitarbeiter der Bühnen Halle im Publikum. Und dem kleinen Tisch mit Material für die Presse nach dürften an die 20 Journalisten da gewesen sein.
Das sitzt dann Alles homogen nebeneinander, sieht das gleiche Stück und ist hoffentlich begeistert. Und wenn das Publikum richtig mitfiebert, landet es vielleicht sogar als Fußnote in der einen oder anderen Rezension.
Ansonsten teilte sich das Publikum schön ein: etwa die Hälfte trug Anzug, Kostüm und vergleichbares, und der Rest war eher leger unterwegs.
Und jeder der da war hat die Möglichkeit die Mund zu Mund Propaganda anzustoßen.
Das war es dann aber auch schon.
Und nachdem der Eintrag mal wieder länger geworden ist als er sein sollte, gönne ich mir jetzt erst mal einen Kaffee und gehe dann zur Einführungsmatinee zu Anatevka. Man gönnt sich ja sonst nichts... *g*

Mittwoch, 22. September 2010

Macbeth

Falls jemand darauf gewartet hat: ja, ich schreibe auch noch eine Rezension zu Macbeth. Und hier ist sie auch schon:

Zuerst sollte man an dieser Stelle sagen, dass die Oper meinen Vater dazu gebracht hat zu fluchen wie ein Rohrspatz. Wir hatten an dem Tag schon Einiges um die Ohren und er hat mich gefahren, weil ich sonst auf jeden Fall zu spät gekommen wäre. Und was erwartet uns am Opernhaus? Eine Demo!!! Mit Polizeieskorte.

Er hat mich also rausgeworfen und ich bin im Stechschritt losmarschiert. Allerdings auch mit dem beruhigenden Gefühl: du bist nicht zu spät. Die vermeintliche Demo bestand aus zwei Narren, welche mit Trommeln den Zug anführten, einem Banner mit der Aufschrift Macbeth, einigen Edeldamen und -Herren und einer ganzen Reihe von Darstellern in Hexenkostümen.

Wenn ich es schaffen würde diese gemütliche Prozession zu überholen, würde ich also noch vor dem Chor in der Moritzburg ankommen.

Gesagt, getan.

Vorbei ein jeder Menge irritierten Passanten und als der Zug endlich in den Innenhof der Moritzburg einzog, hatte ich bereits ein Wasser gekauft, einen Sitzplatz gefunden und Sicherheitshalber einen Pulli übergezogen.

Und es ist ewig her, dass ich das letzte Mal die Moritzburg von Innen gesehen habe.
Klar, die eine oder andere Veranstaltung im Turm habe ich auch mal mitgenommen. Aber die Moritzburg von Innen? Oder auf den Punkt: wann wurden Teile der Fassade durch eine Glasfront ersetzt?

Architektonisch leicht überrascht, schaute ich mich erst mal etwas näher um.

Unzählige Plastestühle, allesamt hart und wenig hilfreich gegen die Kälte. Und eine dreigeteilte Bühne. Links und Mittig die eigentliche Bühne: eine glatte Fläche, etwas erhöht. Der Handlungsort steht fest. Rechts daneben ein merklicher Anstieg, kunstvoll um einen Baum gebaut. Und direkt vor diesem Anstieg ein abgetrennter Bereich in welchem die Musiker saßen.

Und während links von der Bühne eine Wendeltreppe Richtung Turm immer wieder mit genutzt wurde, sah man hinter der Bühne noch die Bogengänge, vor denen das Spektakel stattfand.

Oder kurz: auf jeden Fall eine beeindruckende Kulisse. Und definitiv mal etwas Anderes.

Was war noch anders? Aus technischen Gründen natürlich keine Übertitel. Auch wenn ich bei Opern eigentlich gerne mitlese. Aber zum Glück gab es noch die Narren, welche zwischen den Abschnitten pointiert durch den Abend führten. Man versteht die Beiden auch hervorragend ohne Ahnung von Macbeth. Aber die teilweise etwas flappsigen Zusammenfassungen wurden teilweise erst wirklich brilliant, wenn man einen groben Überblick über das Stück hatte.

Apropo Überblick:
Der Englisch LK war ja nicht nur Bespaßung. Ich wußte das Ende noch. Und genau so habe ich mir die Schlußszene vorgestellt. Ehrlich.

Ob das nun ein Kompliment ist oder nicht müssen Andere auswerten.

Apropo Kompliment:
Herr Park verdient auf jeden Fall eines. Bei den Temperaturen wiederholt mit nichts als weißer Farbe und einem Lendenschurtz am Leib über die Bühne zu schreiten. Respekt.

Was übrigens auch der Grund ist, warum die Rezension an dieser Stelle nicht länger wird.
Ich hätte es beser wissen müssen, aber habe es irgendwie doch nicht.
Ein Oberteil, ein warmer Pulli und eine Jacke, das sollte doch eigentlich reichen für eine Open Air Aufführung, oder? Nun, das tut es aber leider nicht. Auf der einen Seite waren die Stühle so hart, dass ich auf jeden Fall ein Kissen vermißt habe, und dann fehlte noch was für die Beine.
Der junge Herr hinter mir - ein Darsteller des Opernhauses, den ich an dieser Stelle nicht genauer nennen werde - hatte eine Decke dabei, folglich auch einen warmen Sitzplatz. Und er hat sich hervorragend über die Narren amüsiert. Es scheint also gut gewesen zu sein. Ich kann es nicht mehr beurteilen. Ich war in der zweiten Hälfte zu sehr mit frieren beschäftigt, als dass ich darüber etwas inhaltliches sagen könnte.

Kein Zweifel, die Kulisse war beeindruckend und ein Teil der Beleuchtungseffekte wäre bei hellem Tageslicht einfach nicht möglich gewesen. Aber Open Air Veranstaltungen dieser Art sollte man wohl doch eher in den Hochsommer verlegen. Ansonsten aber auf jeden Fall ein Erlebnis.

Bei der Einführungsveranstaltung zur Opernspielzeit hat Herr Köhler übrigens darauf hingewiesen, dass auch die Schauspieler nur bedingt glücklich waren. Zu kalt ist nicht nur unangenehm, sondern auch schlecht für die Stimme. Und dann war da noch ein merkliches Problem mit Stechmücken.
Unmut hat man trotzdem bei Keinem gemerkt.
Und auf Grund der großen Zuschauerresonanz ist man momentan wohl noch am prüfen, ob das ominöse Sommermusical vielleicht in der Moritzburg stattfinden kann. Ich kann mir vorstellen, dass das im Juni oder Juli sicherlich Spaß macht.

Ja, doch, ich kann mir durchaus vorstellen noch einmal einer Aufführung in der Moritzburg zu sehe. Aber dann auf jeden Fall besser vorbereitet. Denn bei 13 Grad auf harten Plaststühlen hält sich die Aufnahmefähigkeit doch eher in Grenzen...

Ich nehm es mit Humor... mal wieder.

Mein Vater hatte mich darauf aufmerksam gemacht, dass vor ein paar Tagen eine Volksmusikveranstaltung im cCe ausgefallen ist, weil einfach nicht genug Menschen eine Karte gekauft haben.

Seit dem beobachte ich etwas irritiert, wie in den letzten Tagen das Kontingent freier Karten für Max Raabe und das Palastorchester im cCe von etwa 1/3 auf "nur" noch 1/4 gesunken ist.

Meine einzige Anmerkung dazu an dieser Stelle:
Die Veranstaltung ist am 8.10. Also in unwesentlich mehr als zwei Wochen...

Den Rest dazu darf sich gerne jeder selber denken...

Sonntag, 5. September 2010

Die Blume von Hawaii

Meine Güte, ich bin nachlässig geworden. Die Rezension zur Blume von Hawaii ist ja auch noch nicht geschrieben.

Na dann:
Die Blume von Hawaii war glaube ich das zweite Stück zu dem ich mir eine Einführungsmatinee angesehen habe.
Matinee ist ein schweres Wort, bei dem sich zumindest bei mir immer ein R mit hinein mogeln möchte, und das nichts weiter bedeutet als eine kulturelle Veranstaltung am Vor- oder Nachmittag. Also eine Veranstaltung die im Vergleich sehr zeitig beginnt.

So, damit ist der Bildungsteil für heute Abend dann auch abgetan.

Wie war es denn nun?

Also die Matinee war sehr lustig. Und offen gestanden bin ich dabei das Konzept lieb zu gewinnen. Einfach mal eine Stunde da sitzen (oder anderthalb), inhaltlich ein paar Zusatzinformationen hören und schon mal die ersten Lieder kennen lernen. Etwas Humor und ich bin ein sehr glücklicher und auch am frühen Morgen schon ausgeglichener Mensch.
Das Einzige was ich nach wie vor ein wenig schade finde, ist dass Herr Köhler eigentlich Plaste-Aufblas-Palmen für das Hawaii Feeling versprochen hat und ich in dem ganzen Stück immer noch keine gesehen habe.

Aber ansonsten... *g*
Doch, ich find es gut. Man muß nur wirklich wissen worauf man sich einläßt.
Die Handlung im Schnelldurchlauf: In Leipzig ist eine Reisemesse, Schirmherr wird Herr Barack Obama und der aufgestellte König Kamehameha (eine Statue) beginnt sich über den ganzen Plunder aufzuregen und die "wahre" Geschichte von Hawaii zu erzählen.
Prinz Lilo Taro (und ich schau um die Uhrzeit keine Schreibweisen exotischer Namen nach) ist seit Kindesbeinen mit Prinzessin Laya verlobt, welche nun als Sängerin Susanne Provence verkleidet auf die Insel kommt. Eigentlich kommt sie um sich zur Königin krönen zu lassen, hat aber auf der Fahrt nach Hawaii ein Auge auf Kapitän Stone geworfen, der sie auch hinreißend findet, nur dass es ab hier politisch wird und damit kompliziert. Dann gibt es noch einen Gouverneur, der eigentlich seine Tochter mit Lilo Taro verbinden wollte. Bessie war auch recht erfolgreich, bis Laya wieder kommt, Lilo Taro nur noch Augen für seine Prinzessin hat, Stone aber auch eine nette Partie abzugeben scheint, Buffy verzweifelt da er Bessie haben will und der Sänger Jim Boy sich mit Raka verbindet... und am Ende wird Obama auf der Messe von einer Statue angegriffen und alle singen die Applausmusik...
Erm, auf der Bühne ergibt das wesentlich mehr Sinn als wenn ich das hier aufschreibe.
Aber während all dem geht es ganz nebenbei noch um die Unabhängigkeit Hawaiis, Diwanpüppchen, Strände, eine Krönung, Water Boarding... oh, und um den ewigen Frühling.
Und dieser Satz ist ebenfalls wesentlich verständlicher, wenn man das Stück einmal gesehen hat.
DER INHALT IN KURZ: ein verworrenes Beziehungsnetz, etwas Politik und viel Aloha.

Und wie ist es nun?
Bunt. Und schwungvoll. Und seit ich nicht mehr an der Jazzsendung beteiligt bin kann ich mich erfreulicherweise auch für diese Art von Musik begeistern.
Ja, trotz Orchesterinstrumentalisierung ist die Operette eindeutig Jazzlastig - komponiert von Paul Abraham, falls das jemandem was sagt.
Ist aber auf jeden Fall schmissig. Ich hatte mir zur Stimmungserhellung mal eine Auswahl aus der Operette bei Amazon herunter geladen. Die Lieder bleiben im Kopf. Wenn man sie einmal gehört hat ist mitwippen, mitsummen, mitklatschen, notfalls sogar mitsingen alles kein Problem mehr.
Und Mitklatschen ist im übrigen ausdrücklich erlaubt.
Zumindest hier in Halle.

Das Stück hat bei mir wirklich einen Bonus, weil es im Grunde eine Kabarettveranstaltung mit Musikuntermalung ist. Gut, das ist ein wenig übertrieben. Aber Herr Straube führt mit ausreichend Ironie, viel Humor und einem gebalten Faktenwissen durch die Handlung. Und das alles wird nur erträglich, weil diesen gnadenlosen Kitsch niemand, selbst mit dem besten Willen, ernst nehmen kann. Und wenn man es doch könnte, wird es durch die Inszenierung aufgehoben.
Also in kurz: Hochkultur sieht anders aus, aber es macht unglaublich viel Spaß. Sah die MZ genauso, kann man immer noch online nachlesen. Nur dass es da mit einem Eskapismusvorwurf verbunden wurde.
Da ich wie gesagt nichts von der Trennung von U und E halte, und wie gesagt nach meiner Prüfung der Meinung war mir das einfach mal wieder verdient zu haben...

Naja, zum Abschluß noch eine kleine Anmerkung zum gestrigen Abend:
Dank der Spielzeiteinführung am Morgen haben sich wirklich noch erfreulich viele Zuschauer eingefunden, auch wenn es nicht gereicht hat den zweiten Rang zu öffnen.
Und auch wenn ich den Satz eigentlich hasse, kann ich an solchen Abenden nachvollziehen, warum wir wieder kommen sollen und das am Besten mit einem Haufen Freunden.
Wir haben - entgegen meinen Erwartungen - tatsächlich noch eine Zugabe heraus geklatscht. Herr Straube und Herr Trekel feierten ja beide ihr 40jähriges Bühnenjubiläum hier in Halle. Und man hat auch durchaus gesehen, dass beide ihren Spaß hatten.
Dazu kam, dass Frau Lex - manche haben sie vielleicht schon in Macbeth gesehen: die Frau mit dem auffälligen, pastellgrünen Hut - als Bessie eingesprungen ist. Schwarz ist nun nicht zwingend die Haarfarbe der Wahl, aber Frau Lex hat eine Interpretation der Bessie abgeliefert, die sehr gut zu dem etwas überdrehten Ambiente des Stückes paßt. (Ich möchte wirklich nicht darüber diskutieren, ob diese Version besser ist als die von Frau Deibele. Als friedliebender Mensch würde ich einfach für "anders" stimmen. Frau Deibele wirkte eher etwas distanziert - eher wie ein Hallenser eben. Und Frau Lex hat Bessie zu einer Handfesten Frau umgeformt, die genau das gleiche tut, aber dabei eher zupackend wirkt. Es hat beides etwas für sich. Aber die Tatsache, dass ich als Gewohnheitstier spontan von der Interpretation von Frau Lex angetan war und nicht zwischendurch dachte "der Unterschied guckt sich schon irgendwie weg, das wird schon" ist glaube ich ein sehr gutes Zeichen. Großen Respekte für eine Darstellerin, die in eine fertige Rolle übernimmt und so gut ausfüllt. Da hatte ich mit Poes Reynolds zwischendurch weitaus eher Probleme.)

Also ganz große Empfehlung: wenn es mal was lustig-entspannendes sein soll, in der Blume von Hawaii wird man fündig.