Ich hatte mit meiner Familie tatsächlich einen Deal, dass es drei Tages dieses Jahr gibt an denen ich für nix und niemanden erreichbar bin.
Ein Tag war das Ghost Konzert in Berlin.
Die anderen zwei Tage waren das Kaulenbergfestival am letzten Wochenende im Herzen von Halle.
Ich habe nicht alles mitgenommen. (Nur fast.) Aber es hatte etwas von einem Mini Urlaub. Man ist da wenn man da ist. Man ist weg wenn man mal eben außerhalb was essen geht. Und wenn man mal eine Stunde für sich braucht - oder einfach noch Zeit bis der Kaffee wirkt - dann setzt man sich halt irgendwo hin und atmet durch.
Es war Hammer.
Mein Samstag bestand aus:
Lenz von Büchner. (Monolog mit Jonas Friedrich Leonhardi) Lebensbejahend geht anders. Aber es ist faszinierend wie weit man mit einer Loop-Station und etwas Klebeband kommt.
Toni Geiling an Geige, Gitarre und Säge.
TNT (Metal aus Jena.)
(Musik findet man jeweils auf Youtube oder der Platform des Vertrauens.)
Meinen ersten Aussetzer hatte ich bei Niebelungen: ein Solo für Kriemhild. Das ganze war von den Theaterlandschaften e.V. und nach dem was ich gesehen habe ein gute Mischung aus Schauspiel, Musik, Tanz und Puppentheater. Aber ich hatte leider Flashbacks an das Altgermanistikseminar. (Unser Dozent hatte immer das Ziel, dass jeder von uns den Anfang der Nibelungen auswendig kann. Yep, ist noch da. Wusste ich nicht. Hätte ich auch nicht wissen müssen... sorry.)
Danach noch ein offizieller Teil und ich habe endlich mal Matthias Brenner mit Der Trinker von Fallada geschafft. Eine Werbung für Alkohol war das jetzt auch nicht, aber: ich war endlich mal da.
Am Sonntag dann:
Candlelight Dynamite - Die Giganten des Universums. Einer dieser fantastischen Moment in denen man die Kinder da hin setzt, damit sie was lustiges zu sehen haben, und die Erwachsenen anderthalb Stunden glücklich vor sich hin feixen.
Walli Wolke mit Kerstin Dathe. Was halt so passiert wenn plötzlich ein Drache schlüpft.
Bassam Abou Diab hat getanzt. Und mir fehlen immer noch die Worte dem gerecht zu werden, was da eigentlich passiert ist.
Bridge Markland hat die Räuber von Schiller interpretiert, mit viel Musik und vielen Puppen. Es war fantastisch, egal wie hart der Bruch zu dem davor war.
Dann Brecht Lieder mit Anton Masie und Holger "Scotti" Gottwald.
Noch ein Konzert mit Bastian Brandt. (Auch hier lohnt sich Youtube.)
Und eine Feuershow zum Abschied.
Zwischendrin gab es noch ein Planschbecke für die Kleinsten, einen Menschen-großen Raaben, Grenzkontrollen, Mitmach-Theater, Musik, 2 Workshops und für mich viel zu viel Mate.
Ist eine ganz schön lange Liste, oder?
Und das alles für einen wirklich humanen Preis für beide Tage! Ja, gut, plus Verpflegung. Aber essen und trinken muss man ja so oder so. ;)
Und auch wenn das alles nicht nur nach einem straffen Programm klingt, sondern auch durchaus eine Menge war: es war alles entspannt. Man hatte immer genug Zeit zwischen den Bühnen hin und her zu laufen, es blieb immer noch Zeit für ein Getränk mehr, es blieb Zeit für die Mittagspause und wenn sich Dinge zu sehr überschneiden, dann wurde eben noch mal spontan das Programm umgeplant.
Es waren unglaublich viele Freiwillige da, nicht nur für Technik, Deko, Orga, Stühle räumen, Getränke ausschenken, Einlass kontrollieren und vieles mehr, sondern im Grunde gab es immer auch irgend jemand der helfen konnte wenn man wirklich mal planlos dastand und nicht wusste wo es weiter geht.
Es war fantastisch. Es war beeindruckend. Selbst die Künstler wirkten entspannt.
Und ich weiß, dass ich es mochte weil eben nicht halb Halle da war und es sich "gut verlaufen" hat. Und ich weiß auch, dass mein Geschmack nicht immer mit dem anderer Menschen kompatibel ist. Aber es war das zweite Jahr an dem ich da war. Es war das zweite Jahr fantastisch. Und wenn ihr mir nächstes Jahr einen guten Sitzplatz freihaltet kann ich euch das Kaulenbergfestival auch uneingeschränkt weiter empfehlen. ;)