Freitag, 2. November 2012

Sherlock Holmes - Buchempfehlungen

So, legt die Beine hoch und lehnt Euch zurück. Das hier wird ein wenig länger dauern. Mit dem Genre habe ich nämlich seit letztem Weihnachten Spaß.

Das Problem ist, dass ich mich bei einigem auch einfach zurück gehalten habe. Man kann viele Sachen ja nur ein einziges Mal zum ersten mal lesen. Und so habe ich mir ein paar Dinge aufgehoben. Gehen wir mal das durch, was ich bisher wirklich gelesen habe und empfehlen kann.

Ich habe letztes Weihnachten direkt mit dem Sherlock Holmes Mystery Magazin angefangen. Die Kindleausgaben waren sehr preisgünstig. Und man hat einiges zu tun, auch wenn nicht alle Geschichten etwas mit Sherlock Holmes zu tun haben.
Es ist eine wirklich angenehme Mischung aus Quasi-Wissenschaftlichen Beiträgen, Kurzgeschichten und der tatsächlich sehr angenehmen Kollumne von Mrs. Hudson.

Außerdem sind schon einige Beiträge von Kim Newman enthalten, die später in Professor Moriarty: The Hound of the D'Ubervilles veröffentlicht wurden. Ich bin bei so etwas ohnehin nicht zurechnungsfähig, einfach weil Kim Newman für mich einer der größten Schriftsteller unserer Zeit ist. Eine Meinung mit der ich glaube ich relativ allein da stehe, da ihn außer mir wohl kaum jemand kennt, aber... naja. In Kim Newmans Vampirserie gab es auch ein oder zwei Verbeugungen von Stoker und Doyle, aber das hier ist einfach Hammer. Der Hauptprotagonist ist wie der Titel schon sagt Professor Moriarty. Die Fälle sind teils an Doyle, teils an andere Geschichten angelehnt... das ist einfach fantastisch. Wobei es hier wirklich hilft, wenn man die zugrunde liegenden Erzählungen mal gelesen hat.

Was ich aus den Mystery Heften auch mitgenommen habe, was ich aber auch schon vorher kannte, ist die wirklich fantastische Krimi Serie rund um Oscar Wilde geschrieben von Gyles Brandreth. Das hat mit Sherlock jetzt wirklich nur noch sehr am Rande zu tun, ist aber ebefalls absolut genial. Vor allem wenn man Wilde mag. Ich meine... es ist Wilde, was kann man da überhaupt falsch machen?

Und dann gibt es was Sherlock angeht noch eine kleine Reihe, mit den Titeln Gaslight Arcanum, Gaslight Grotesque und Gaslight Grimoire. Wer damals Poe in der Oper gesehen hat sollte wirklich mal über The Gaslight Arcanum nachdenken. Wer viel liest kennt das vielleicht: es ein breites Mittelmaß, Dinge die so schlecht sind, dass man sich fragt wie es dafür nur einen Verleger geben kann und ganz selten, von Zeit zu Zeit, auch mal eine echte Perle. Bei der ersten Geschichte? The Comfort of the Seine von Stephen Volk? Ich hab mich gefühlt als hätte mir ein Pferd in die Magengrube getreten. Allein das war den Preis des eBooks wert... musste es auch, weil in dem ganzen Band zwar sonst auch gute Geschichten dabei waren, aber nichts hat hier ran gereicht... (erwähnte ich eigentlich mal, dass Poes August Dupin als der einer der ersten, wenn nicht sogar als der erste Detektiv der Literaturgeschichte gilt?)

Und früher oder später muss natürlich die Frage aufkommen, die sich gerade zu aufdrängt: Toll, der zweite Beitrag über Holmes... und was ist eigentlich so toll daran?
Ich könnte jetzt einbissel in meiner germanistischen Trickkiste knobeln und erzählen warum ich mir bisher das Ende der zweiten BBC Staffel verkniffen habe... oder warum Doyle sich zwischendurch sehr unbeliebt gemacht hat. Ich könnte auch einfach versuchen einzuwerfen, das Doyle - der mit Holmes wahrscheinlich den größten Rationalisten der Welt geschaffen hat - von Spiritismus absolut fasziniert war und sich deshalb nach einer kurzen Freundschaft sogar mit Harry Houdini zerstritt.
Oder, und das ist wahrscheinlich gewinnbringender, ich könnte einfach das Buch von Graham Moore empfehlen. Je nachdem auf welcher Seite des 'Großen Teiches' man bestellt, heißt der Titel entweder The Sherlockian oder The Holmes Affair.
Da sind wirklich die einen oder anderen Ansätze aus der Realität verarbeitet. Und man erfährt unter anderem wie die damalige Zeit auf Doyles Einstellung zu Holmes reagiert hat, dass man sich mit Sherlock Geschichten auch gut besaufen kann, dass das ein teures Hobby ist und dass sich um die Erzählugnen eine eigene Subkultur entwickelt hat... Neben einem Krimi in dem es unter anderem um einen Mord, einen Mordversuch, das Frauenwahlrecht, Bram Stoker und einige andere zeithistorische Einbindungen geht...
Der Mix macht's. Neben einem guten Krimi fällt das Ganze schon fast in den Bereich Infotainment. Auf jeden Fall sehr zu empfehlen!

Wirklich gut den Geist des Originals haben damals The Outstanding Mysteries of Sherlock Holmes von Gerard Kelly vermittelt. Gerade jetzt wo es draußen wieder dunkler und kälter wird ist das genau das richtige für lange Herbstabende.

Und ein oder zwei Bücher aus der Unibibliothek waren auch sehr interessant:

Das wäre zum einen Sherlock Holmes: Historizität von Exotik und Alltäglichkeit von Peter J. E. Malborn. Zugegeben, der Titel ist ein wenig sperrig, aber es geht im Grunde darum mal aufzuschlüsseln, dass während wir uns heute eher über Pferdedroschken und ähnliches Wundern, den damaligen Lesern eher ein Fahrrad exotisch erschienen sein muss.
Ich mag solche Perspektivwechsel einfach.

Und dann gab es da noch Sherlock's Men: Masculinity, Conan Doyle and cultural history von Joseph Aloysius Kestner. Der Vorteil hier war, dass das Buch aufgeschlüsselt hat wie sich die englische Gesellschaft gewandelt hat, während Doyle schrieb. Die Serie erschien immerhin verteilt auf mehrere Jahrzehnte. (Ich wusste vorher auch nicht, dass ich Kulturgeschichten mag, aber die Dinger sind echt gut.)

Erstaunlicherweise war auch Sherlock Holmes and Philosophy von Josef Steiff sehr gut. Ich mag die Buchserie generell, also den Versuch philosophische Konzepte dadurch greifbar zu machen, dass man sie an bekannten Serien veranschaulicht. Aber das war definitiv eines der besten Bücher die ich jemals in der Reihe gelesen habe...

Und, als kleines Schmankerl für alle, die bis hier her durchgehalten haben.
Eines der besten Pastiches die ich bisher gelesen habe ist Steampunk Holmes: The Legacy of the Nautilus von P.C. Martin. Wer mal reinschauen oder reinlesen will sei an der Stelle auf die Webseite verwiesen. Zum reinhören und reinschauen auf jeden Fall ideal. Und ich hibble hier mehr oder weniger dem Veröffentlichungstermin des Audiobooks sowie des zweiten Teils entgegen. Das Buch war wirklich klasse. Wer Steampunk mag, vor allem dann wenn es immer noch nah am original bleibt... unbedingt zugreifen!

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