Donnerstag, 6. Juni 2013

Susanne Picard - Die Leichen des Jungen Werther

So, da sind wir wieder.

Wenn ich eh am ausmisten bin, hier mal noch ein Titel den ich Samstag oder Sonntag gerne auch weiterreichen kann:

Susanne Picard - Die Leichen des Jungen Werther.

Wie das bei wandelnden Untoten so ist, der Name Viktor Frankenstein wird zumindest ganz grob mit erwähnt, das Buch selbst besticht aber durch etwas anderes: scheinbar war der Autorin sowohl Werther als auch der junge Goethe in etwa genauso unsympathisch wie mir.

Wegen Werther - dem Original, geschrieben aus verschmähter Liebe - kam es damals zur ersten größeren Selbstmordwelle unter Jugendlichen. Von den Altvorderen damals eher mit einem "wer so blöd ist verdient es zu sterben, lasst die jungen Leute mal machen" bedacht, trägt der Titel bei uns intern mittlerweile den Titel "Der Kerl ist selbst zum Sterben noch zu dämlich". Das macht das damalige unverständliche Schulterzucken der älteren Generationen und das absolute Fehlen jeder Empathie nicht wett, aber... mögen muss ich das Original deswegen trotzdem nicht. (Was aber auch daran liegen kann dass zwischen mir und Goethe einige Generationen liegen. Die neuen Leiden des jungen Werther waren auch nicht zwingend besser, aber zeitlich näher am "jetzt" und damit auch einfacher nachzuvollziehen.)

Gut, bekannte Geschichten mit Zombies zu unterlegen sorgt normalerweise nicht für hohe literarische Qualität, aber hey: wer noch Restagressionen aus der Schule über hat: das hier ist hervorragend zum abreagieren.

Werther ist offensichtlich blöd wie Bohnenstroh (das mit den Zombies geht einfach nicht in seinen Kopf, selbst als er die sieht), wird beim Gedanken an seine melkende Hauswirtin wuschig und hat definitiv was von Goethes überbordendem Ego abbekommen.

Und auch wenn das nicht expliziet da steht: bei den Briefwechseln schwingt auch ein klein wenig Gefährliche Liebschaften mit.

Von der Titelaufmacheung erinnert es ein klein wenig an ein überdimensioniertes Reclam, mit einem schön abgewandelten Bild von "wie Lotte das Brot für die Kinderschaar schneidet".

Tja, und wer sich jetzt fragt wo die makabere Grundstimmung der letzten Posts herkommt: erinnert sich noch wer an das Wetter vor anderthalb Wochen? Das kann ja nix werden...


Apropo Goehte: für Menschen die den Mann mögen sei mal generell "Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe" von Peter Hacks empfohlen. Das war wirklich gut. Wenn vielleicht auch weniger glorifizierend.

Und dann war da noch "Die Geisterseher" von Kai Meyer. Da kriegt Goethe auch nicht den allerbesten Ruf weg, aber es gibt das klassische Weimar, die Gebrüder Grimm und Schiller. Man kann halt nicht alles haben.



So, das Angebot gilt: zur Übergabe in Halle oder meinetwegen auch zum Versand innerhalb Deutschlands: der erste Kommentar bekommt den Zuschlag für Die Leichen des Jungen Werther....

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