Um den Kulturschock des Wunderhorns zu verkraften, habe ich mir an dem Abend noch ein weiteres Stück gegönnt: Der Mond ist inzwischen ersoffen - Schauriges zur Nacht.
Das Hoftheater macht bei etwas milderen Temperaturen sicherlich noch mehr Spaß, aber ein Sternenklarer Himmel und Makaberes zum warm werden, sind keine grundlegend falsche Kombination.
Das Programm selbst war bunt gemischt. Nur leider sind die meisten Pointen mit etwas Übung absehbar. Was aber das Programm nicht abwerten soll. Schon allein für die Parodie auf Schillers Handschuh hätte ich mich aus dem Haus bewegt. So richtig alt fühlte ich mich, als plötzlich von Knorkator "Weg nach unten" erklang. Und der Sketch, der strukturell dem Lied "Nichts von Bedeutung" von Max Raabe gleicht, macht immerhin auch dann noch Spaß, wenn man die wahrscheinliche Pointe schon kennt.
Und nicht alles war zur Erheiterung gedacht. Eherbrecher, die in den Gräbern ihrer Geliebten landen, oder Dauerschwangere, die ihr achtes Kind lieber Umbringen als es groß zu ziehen, sorgen dafür, dass für wirklich jede Schauerstufe was dabei ist.
Und - vielleicht bin ich ja leicht zu beeindrucken, aber es ist trotzdem nicht selbstverständlich - dass im Grunde jeder auf der Bühne mindestens ein Instrument beherrschte, fand ich doch bemerkenswert. Und ich rede hier nicht vom Kamm, sondern von Gitarre, Mundharmonika, Akkordeon, einem Mini-Keyboard und von einem als Trommel umfunktionierten Mülleimer - also die Dinge, die man nicht unbedingt an einem verregneten Sonntag lernt.
Auch wenn nicht jede Pointe Begeisterungsstürme weckt, war das Stück alle in allem durchaus sehenswert. Und unterhaltsam. (Und ich fühle mich immer noch alt...)
Und - Überraschungserkenntnis des Abends - Andreas Range ist noch immer in Halle. Schön, dass ich das nach einem Dreivierteljahr auf dem Bildungszug durch die Bühnen Halle auch endlich mal mitbekomme. Eine Freundin von mir war Riesen-Fan von ihm, als sie mich damals zu den Singenden Rucksäcken mitgeschleift hat und ich für meinen Teil würde mich zumindest zu der Aussage hinreißen lassen, dass an dem Mann ein Komiker verloren gegangen ist. Zumindest was seine Gesichtszüge angeht. (Da freu' ich mich auf die 39 Stufen doch gleich mal doppelt)
Wer eines Nachts mal wirklich nichts zu tun hat und zu einem etwas makaberen Humor neigt, ist hiermit auf jeden Fall gut beraten.
Einziger Wermutstropfen: so weit ich weiß gibt es hierzu kein Programmheft. Bei einigen Sachen hätte ich schon gern mal gewusst, wo sie her sind und was man zur Selbstbespaßung vielleicht noch an Werken anschließen könnte.
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