Mittwoch, 26. Januar 2011

Der erste Traum des Leuchtturmwärters

Nach Shockhead Peter hatte ich wirklich vor mich näher mit dem Puppentheater zu beschäftigen. Es hat ewig gedauert, aber endlich ist es so weit. Es hat sich gelohnt. Es wird mehr folgen. Und hier beginnen wir mit dem Ersten Traum des Leuchtturmwärters.

Warum es ein Glücksfall war, dass ich so lange gewartet habe, erkläre ich zum Schluss.

Aber schauen wir erst einmal, wie weit wir mit einer konventionellen Chronologie kommen. Und wenn sich das mit dem Vorsatz beißt nicht zu viel zu verraten, dann kommen wir einfach auf den Glücksfall zurück.

Das eigentliche Stück handelt von einem Leuchtturmwärter. Ich weiß, so viel war offensichtlich. Nur hat sich bisher keiner für seine Geschichte interessiert. Und wo wir schon mal da sind...
Es geht eigentlich um die Lebensgeschichte eines Mann, der nie schlafen oder träumen konnte. Und der bisher auch nicht wusste, was ihm entgeht. Und irgendwo zwischen dem Moment, als der Sandmann zum ersten Mal begreift, dass er diesen Menschen bisher immer vergessen hat, und dem ersten Traum, erfährt der Zuschauer auf eine mitunter recht lakonische Art die wichtigsten Eckdaten dieses Lebens.

Das war das eine, dass mich wirklich beeindruckt hat: die Tatsache, dass man mit ein oder zwei Sätzen, sehr pointiert Bilder vermitteln kann, ohne diese direkt auszusprechen.

Und dann ist das Puppenspielen selbst etwas, dass mich einfach fasziniert. Ein Freund hat mir mal erklärt: als Schauspieler gibt man einer Figur ein, vielleicht zwei, höchstens drei feste Gesten oder Ticks mit und das muss als Charakterisierung neben dem Text reichen. Oft genug tut es das auch. Aber wie zeigt man, dass eine Puppe gelangweilt auf dem Bett sitzt? Klar, sitzen. Das gelangweilte hin und her schauen. Und? Das schon fast unbewusste Trommeln der Hand auf dem Kissen.
Und ich verstehe es beim sehen. Ich verstehe in dem Moment, dass es die Handbewegung ist, die das ganze wirklich lebendig werden lässt. Und ich kann trotzdem nicht aufhören fasziniert hin zu sehen. Und genau das ist es, was mich am Ende mit der Handlung mit gehen lässt.

Und ich verstehe auch endlich, warum ich schon mehrfach gehört habe, dass Puppentheater sei gar nicht in erster Linie für die Kinder da. Natürlich können Kinder hier folgen. Wahrscheinlich sogar problemlos. Aber hinter der knappen Ausdrucksart stehen manchmal sehr komplexe Gedanken - die mich in der Darstellungsart wirklich begeistert haben.

Abgesehen von vielen wirklich liebevollen Kleinigkeiten. Sei es nun das Leuchtturmlicht oder das halb-runde Bett. Oder eines der anderen...

So, genug geschwärmt. Kommen wir noch zu dem Glücksfall vom Anfang zu sprechen:
Ich bin erst eine halbe Stunde vor der Veranstaltung dazu gekommen mir die Karte zu besorgen. Und ich stellte vor Ort fest, dass sich neben mir noch mindestens eine größere Gruppe eingefunden hatte. Und, eigentlich in erster Linie denen, im Grunde aber uns allen, hat man daher eine Theaterpädagogin an die Seite gestellt, die nun versuchen durfte einen Raum Erwachsener einleitend zu bespaßen.
Auf jeden Fall hat hat sie uns schon ein Mal beruhigt, wir müssten nicht beim Stück mitspielen. Was sie aber nicht daran hinderte uns am Ende je einen Stift und ein Blatt in die Hand zu geben und uns zu bitten, alles festzuhalten, was uns dazu spontan einfällt, egal ob in Wort oder Bild. Natürlich nur für uns selbst...
Wer bei so was Mitmach-Phobien verspürt sei beruhigt: es ging eigentlich nur darum den Darstellern eine Umziehpause zu gönnen.Die standen nämlich wirklich noch Rede und Antwort.

Hier wird es dann vielleicht auch noch mal für die interessant, die schon drin waren:
Wir haben unter anderem erfahren, dass es noch zur Premiere ein komplett anderes Bühnenbild gab. Es gibt ja einen kleinen Leuchtturm, vorne auf der Bühne, auf dem zu Beginn die Handlung spielt. Und dann noch mal das Innere des Leuchtturms auf der eigentlichen Bühne, auf der ein Großteil der Handlung spielt.
Die Aufteilung ist komplett gleich geblieben. Nur haben Kommentar von Kollegen dazu geführt, dass praktisch die gesamte Kulisse auf der Bühne mit einer Art weißen Patina überzogen wurde. Sieht sehr gut aus, ist aber noch nicht lange so. Es soll einfach den Übergang einfacher machen.
In der Konzeptionsphase sind wohl auch zwei Puppen aus dem Theaterstück herausgestrichen, namentlich eine ältere Version des Jungen und... die offensichtliche Leerstelle.

Wups, da hätte ich doch fast zu viel verraten. Und ich bin mir noch nicht mal ganz sicher, ob ich Letzteres überhaupt hätte sagen sollen. Aber interessant war's durchaus.

Ich fand die Vorstellung auf jeden Fall sehr angenehm. Und vor allem beruhigend, dass fast alle Anwesenden merklich älter waren als ich.

So, und mir rennt jetzt die Zeit davon.
Das Puppentheater ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Ich kenne auch Menschen, die mit dieser Art von Darstellung gar nichts anfangen können. Aber Alles in Allem war es ein wirklich gutes Stück, das Lust auf mehr gemacht hat.

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