Montag, 29. Oktober 2012

Doctor Who

So, das schöne an einer längeren Blog Pause ist ja, dass sich auch ein paar Themen angesammelt haben über die man aus dem Stand schreiben kann.

Für Alle die damit Liebäugeln zu studieren, möchte ich an dieser Stelle die wichtigste Erkenntnis meines gesamten Studiums kurz zusammen fassen: In der Uni geht es nur nebenbei um Wissenvermittlung. Im Grunde ist es ein Belastungstest. Und wer es nicht versteht sich von Zeit zu Zeit einfach zu entlasten, der merkt das früher oder später gesundheitlich.
(Ich kenne nicht nur genug Menschen bei denen das zutrifft, ich nehme mich da mittlerweile auch nicht mehr aus.)

Als ich nun vor etwa drei Monaten etwas länger die Couch gehütet habe, habe ich meine Liebe für Doctor Who entdeckt.

Ich gehöre - normalerweise - nicht zu den Menschen die irgend eine Serie - egal welche - am Stück durchsehen.

Zumal viele Serien mit dem Bösewicht bzw. Monster der Woche ja auch darauf ausgelegt sind, dass man jede Woche eine abgeschlossene Handlung sieht.


(tldr und alles, aber hey: es ist eine der genialsten Serien die mir je untergekommen sind. Das wäre dann die Kurzfassung.)
Ich mochte zum Beispiel Jekyll - die Serie mit James Nesbitt. Und rückblickend war das das erste mal dass ich etwas von Steven Moffat gesehen habe. (Mal abgesehen davon, dass die Serie eine sehr gute Synchro hatte.) Wirklich hervorragend. Auch oft weiter empfohlen, aber gefesselt? Hm...

Dann war da Sherlock, die BBC Serie mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman. Die Serie ist brilliant. Und ja, als Literatrnerd wusste ich, dass die zweite Staffel so oder so ähnlich enden würde. Und ja, ich gehöre zu den Bekloppten die genau darum bis zur Veröffentlichung der dritten Staffel warten werden, bevor sie die zweite Staffel zuende sehen. Und neben einer wirklich brillianten Neuauflage war dass das erste Mal dass ich mit den Künsten von Mark Gattis in Berührung kam.... auch wenn ich die Folgen nicht weggeatmet habe als hinge mein Leben davon ab. (Steven Moffat hat auch hier mitgewirkt.)

Nicht dass mir diese Zusammenhänge ohne die hilfreichen Einwürfe von N. aufgefallen wäre.
Ich dachte bis dahin einfach nur ich hätte ein Faible für die BBC...

Auf jeden Fall hatte ich - ausgestattet mit den genannten und durchaus bemerkenswerten Empfehlungen da oben - einem Impuls folgend einfach mal die fünfte Staffel von Doctor Who komplett gekauft.

Und ich war am Ende heil froh dass ich die gesamte fünfte Staffel hier hatte. Es wäre günstiger gewesen die einzelnen DVDs zu importieren, aber... sagen wir einfach mal der Cliffhanger zwischen der ersten und zweiten DVD war richtig fies. Der in der Mitte auch... und...

Okay, kommen wir langsam mal auf den Punkt: worum geht es eigentlich?

Doctor Who gehört zu den am längsten laufenden Fernsehserien der Welt. Das Ganze hat irgendwann in den tiefsten 80ern angefangen und lief weiter und weiter und weiter. Da allerdings kein Schauspieler Nerven hat 20+ Staffeln einer einzigen Serie über Jahrzehnte zu drehen, musste man sich etwas einfallen lassen, wie man die Serie interessant hielt, auch wenn der jeweils aktuelle Doc irgendwann die Schnauze voll hat. Nun, der Einfachheit halber ließ man den Doc sich einfach "Regenerieren" wenn er dem Tod zu nahe kam. Ich habe selbst noch nicht ganz verstanden warum wir das wissen, aber der Doc hat insgesamt 13 Regenerationen und nach jeder sieht er anders aus (und wird von einem anderen Schauspieler übernommen). Matt Smith kommt in der fünften Staffel der Neuauflage (ja, die Serie lief nicht ohne Unterbrechung) als elfte Reinkarnation daher. Es erinnert in guten Momenten ein wenig an Sherlock in Space, nur dass es komplett anders ist. (Der Doc davor war David Tennant. Für einige Frauen steht er auf einer Stufe mit George Clooney, Johnny Depp oder Sean Connery. Diese Faszination ist mir bisher verschlossen geblieben, aber wer mal was lustiges sehen möchte kann mal schauen ob er irgendwo die Musikvideos aus der Fernsehserie Blackpool findet.)

Der Vergleich zu Sherlock ist übrigens nicht an den Haaren herbei gezogen, immerhin produziert Steven Moffat und Mark Gattis steuert immer wieder einmal Drehbücher bei. (Wenn einer von Euch das Urheberrechtsdebakel bei der Verleihung der Hugo Awards mitbekommen hat, dürfte auch bekannt sein, dass Neil Gaiman eine Auszeichnung für seine - übrigens brilliante - Folge The Doctors Wife bekommen hat.)

Die erste Folge war... nett. Der Doc regeneriert sich gerade, ein kleines Mädchen findet ihn in ihrem Vorgarten, ein paar Jahre später droht der allgemeine Weltuntergang und schwupps... schon hat der Doc eine neue Begleiterin.

Irgendwann im Laufe der Staffeln wird erklärt, dass der Doc immer wieder Begleiter braucht. Nur durch ihre Augen und durch ihr konstantes Staunen wird er selbst immer wieder daran erinnert wie schön das Universum eigentlich ist.

Und das absolut gemeinste Feature an der DVD sind die kleinen Vorschau-Schnippsel am Ende einer jeden Folge... ich meine: ein Sternenwal? Warum klein weiter machen, wenn es auch groß geht?

Und ab dort wurde alles nur noch viel schlimmer.
Natürlich wachsen einem die schrägen Personen irgendwie ans Herz. Einfach aus der eigenen Welt abhauen, die Sterne sehen und Abenteuer erleben: der Inbegriff jeder Eskapismusfantasie. Es ist lustig, fluffig, unterhaltsam, gut geschrieben, packend gemacht, FSK 12...
ABER:
Das ist auf eine sehr schräge Art das Gruseligste und Krankste was ich je gesehen habe.
Nicht falsch verstehen, Freddy vs. Jason ist für mich eine der besten Komödien aller Zeiten, SAW habe ich nach fünf Minuten wieder ausgemacht (zu viel Kopfkino) und während ich Silent Hill gesehen habe konnte ich Silente Hill The Room einfach nicht spielen. Ich fand Doom (den Film) nervig aber effektiv inszeniert und Dreamcatcher (von Stephen King) einfach nur widerlich und schwachsinnig. (Eine der wenigen guten King Verfilmungen ist Shining, und ja, es gab auch eine Doctor Who Folge die ein klein wenig daran erinnerte...)
Wenn ich etwas gruselig nenne heißt das nicht, dass Literweise Blut fließt. Mir war aber vorher nie klar mit wie geringen Mitteln man Menschen Angst einjagen kann.
Der Hinweis im letzten Post? Don't Blink? Das ist ernst gemeint! Nicht blinzeln! Und gerade dann wird ein fünf Minuten Standbild zum Gruseligsten was diese Welt bisher hervor gebracht hat.
Und in der sechsten Staffel? Die Striche? Einfache, schwarze Filzstiftstriche? Ernsthaft? Ich glaub ich habe bisher mir selbst unbekannte Phobien entdeckt.

Und natürlich ist die Vorschau für die jeweils nächste Folge immer so zusammen geschnitten dass sie neugierig macht aber auch nicht zu viel verrät...

Mal abgesehen davon, dass man einen absolut fantastischen Cast hat. Amy und Rory sind Hammer. Der Doc ist auf seine etwas weltfremde Art einfach sympathisch. (ein Pazifist mit einer Art Allzweck-Schall-Schraubenzieher). River hat einfach mal Feuer. The Last Centurion ist... einfach Hammer.
Und dann gibt es einfach mal Dinge vor denen schon ganze Generationen von Kindern Angst hatten... ich meine: Daleks? Diese knallbunten Mülleimer? Wer kommt auf so was? Oder die kopflosen Mönche? Und fangen wir mal gar nicht erst mit The Silence an...

Und dann ist Steven Moffat einfach mal richtig gut darin einen mit kleinen, scheinbar sinnlosen Schnippseln zu versorgen, die irgendwann zu den absolute logischsten Erklärungen der Welt werden. Ich meine: Die Pandorica wird sich öffnen und Stille fällt? Oder: Der Fluss ist das einzige Wasser in einem Wald? Natürlich! Ich wusste ja sogar auf was sie heraus wollten. Ich hatte es aus Versehen vorher online gelesen. Aber DAS? Das ergibt erst in dem Moment Sinn indem man die Antwort im Kontext hört.

Das schlimme daran ist, dass diese Antworten STAFFELÜBERGREIFEND funktionieren. Moffat wusste schon in der fünfsten Staffel was er in der sechsten machen wollte... das ist teilweise absolut irritierend.

Oder wie Moffat es mal in einem Interview zusammenfasste: wenn man dem Zuschauer im Rahmen einer Serie eine Frage stellt - Wie geht es weiter? Oder wie kommen sie da wieder raus? -  muss die Antwort "schlimmer" sein als die Frage die aufgeworfen wurde.

Um das ganze kurz zu machen: ich habe für die gesamte fünfte Staffel zwei Tage gebraucht.

Die zwei Wochen bis die sechste Staffel endlich geliefert wurde waren zu lang.

Dann war ich angenehm von der Bonus-Weihnachtsfolge überrascht. Ich meine Dickens Christmas Charol kann man nicht mehr neu erfinden. Die Geschichte ist mehr oder weniger leergesaugt. Da gibt es nicht mehr viel Neues... dachte ich... bis ich die Fische gesehen habe...

Und dann kam die sechste Staffel... woah... nach der ersten Folge hatte sich mein Privatleben praktisch in Luft aufgelöst. Das geht einfach nicht! So kann man eine Staffel beenden, aber doch nicht anfangen! Das war einfach unglaublich... Und in weniger als 48 Stunden weggeschaut.

Ich habe in weniger als einem Monat zwei Staffeln geschaut. Im Grunde sogar in gerade mal vier Tagen.

Und - und schon allein wegen solchen Dingen hat es sich gelohnt gut Englisch zu lernen - Anfang dieser Woche erscheint die erste Box der siebenten Staffel in Großbritanien. Ich habe mittlerweile genug über den Amazon Marketplace bestellt um zu wissen wen ich bei so was fragen muss. Und spätestens Mitte nächsten Monats geht es dann weiter. Am Stück. Mir tun ehrlich die ganzen Britten leid, die zwischen den einzelnen Titeln jedes Mal eine Woche warten müssen. Bei Cliffhangern oder Doppelepisoden ist allein der Gedanke die reinste Tortur...

2 Kommentare:

  1. ich kann dich vollkommen verstehen. auch ich hab meine liebe zu dr who entdeckt. die serie ist einfach der hammer

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