Sonntag, 3. April 2011

Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran

So, an dieser Stelle noch ein Hoch auf die Segnungen des Internets. Dass das Buch von Eric-Emmanuel Schmitt geschrieben wurde, hätte ich wahrscheinlich noch irgendwie zusammen bekommen. Aber dass es Endre Holéczy war, den wir in der Hauptrolle dieses Gastspiel im nT gesehen haben, das hätte ich ohne Internet sicherlich nicht noch mal zusammen bekommen.

So, und mit dieser kleinen Starthilfe nun rein ins Vergnügen.

Erst mal für alle, die noch nicht so ganz genau wissen um was es geht:
Moses ist 11 und ein Einzelkind. Seine Mutter hat er nie kennengelernt und sein Vater ist zwar keineswegs gewalttätig, aber doch das Gegenteil dessen, was man sich unter einem Liebevollen Heim vorstellt. Eher durch Zufall freundet er sich mit Monsieur Ibrahim an. Und einige Schicksalsschläge, Besuche bei den Prostituierten und andere Erfahrungen später, hat Monsieur Ibrahim ihm die Dinge beigebracht, die Moses braucht um auf eigenen Füßen zu stehen. Dass er dabei den Namen wechselt und ziemlich viel reist, ist Teil des Charmes. Aber das ist es nicht allein, was den Reiz des Stoffes ausmacht. Denn wenn das alles so einfach zu erklären wäre würden wahrscheinlich auch weniger Menschen das Buch weiter empfehlen...

So, aber jetzt erst mal zur Inszenierung:
Hinten ein paar weiße Wandtrenner, damit die Bühne nicht ganz so riesig wirkt, rechts eine kleine Treppe zum drauf setzen und links ein Kühlschrank mit Stuhl und einem leeren Backgammon Spiel oben drauf.
Aber bevor es dazu kommt, sehen wir noch einen kurzen Filmausschnitt über die Frage, ob es einen Gott gibt. Und das ist auch schon einer der größten Kritikpunkte: so gut der Dokumentarausschnitt in sich ist, die Akustik war, zumindest da wo ich saß, absolut grauenhaft. Ja, man hat alles verstanden. Aber eine wahre Freude war das Zuhören auch nicht.
Was sich allerdings tatsächlich in erster Linie auf das Video zutrifft.

Endre Holéczy macht hingegen einen wirklich fantastischen Job. Hier und da kam es zu ein paar Streichungen, ein oder zwei Sachen wurden auch verändert. Darüber kann man sicherlich mal reden, aber mir ist es auch nur aufgefallen, weil ich kurz vorher das Buch gelesen habe. Also Schwamm darüber.
Inhaltlich war das Stück wirklich gut. Endre Holéczy wirkt mit blauem Kittel wirklich, als wäre er nur mal eben vorbei gesprungen um ein wenig zu plaudern. Und das als Ein-Personen-Stück zu stemmen ist ja auch eine Leistung. Nur die Übergänge beim Sprechen, also der Wechsel von einer Figur zur nächsten, sind mitunter ein wenig holperig. Aber ich finde ja eh immer irgendwas zum mäkeln.
Die kleinen Schwächen werden auf jeden Fall durch interessante Einfälle wieder wett gemacht.
Die Besuche in der Rue de Paradie sind sehr nett gelöst. Die Suche nach einem geeigneten Auto erweist sich als kurzweilig. Und der Darsteller lässt sich auch nicht durch das Publikum aus dem Konzept bringen. Auch wenn am Ende immer noch Zeit für einen kleinen Scherz bleibt.

Wäre das mit der Akustik nicht gewesen... oder vielleicht hätte ich mir auch einfach nur einen anderen Platz suchen sollen.
Wer sich für Lebensgeschichten begeistern kann, die vor Optimismus sprühen und für Menschen die sich einfach nicht unterkriegen lassen, der ist hier auf jeden Fall richtig. Egal ob es sich nun um das Buch, den Film oder das Theaterstück handelt. Reinschnuppern lohnt sich. Zumal die Länge jeweils überschaubar ist.
Von mir auf jeden Fall eine Empfehlung, auch wen das jetzt vielleicht kein glühender Liebesbrief geworden ist. Ganz am Rande geht es übrigens auch um den Holocaust. Da mag man mir meinen etwas gemäßigteren Ton verzeihen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen