Sonntag, 4. September 2011

Jochen Mai und Daniel Rettig - Ich denke, also spinn ich

Keine Sorge, dass wird wird auf Dauer kein Bücherblog - glaube ich zumindest. Aber ein oder zwei Bücher haben bei mir in letzter Zeit durchaus einen etwas zweifelhaften Nachgeschmack hinterlassen, etwa das Buch von Jochen Mai und Daniel Rettigs Ich denke, also spinn ich.

Es sagt wahrscheinlich eine Menge über meinen aktuellen Geisteszustand, dass ich es geschafft habe mir das als entspannende Ablenkung-Lektüre zu verkaufen, aber das ist auch wieder ein anderes Problem.

Was die Autoren eigentlich wollen ist nichts weniger, als menschliches Verhalten verständlicher zu machen. Dafür haben sie eine ganze Reihe an Effekten zusammengetragen, die die meisten von uns entweder aus eigener Erfahrung oder aus diversen anderen Artikeln schon kennen.
Der Punkt ist, dass in dem Buch über 120 Effekte vorgestellt werden und das auf grob 380 Seiten. Da bleiben nach Adam Riese etwa drei Seiten pro Thema. Gleichzeitig garantiert (!) einem das Buch auf der Rückseite über 100 Aha-Erlebnisse. Und auf der Rückseite stehen fünf Warum-Fragen... auf die ich persönlich mehr erwartet hätte als "Das hat man mit Experimenten getestet und statistisch geprüft und wir Menschen verhalten uns nun mal so."

Klassischer Fall von überhoben.

Wer sich einfach mal ein paar Beispiele für unlogisches menschliches Verhalten durchlesen möchte oder testen möchte in wie vielen er sich am Ende selbst wiederfindet, der kann hier gerne mal rein schauen. Es ist gut und flüssig geschrieben und mitunter auch witzig gemacht, aber Aha-Erlebnisse oder wirklich neue Erkenntnisse sucht man hier meistens vergebens.

(Um mal zu veranschaulichen was ich mit bekannten Phänomenen meine: dass ins Kurzzeitgedächtnis meistens nur 7 Dinge hinein passen, wir Menschen mögen in denen wir uns selbst erkennen und dass die Zahl der Helfer abnimmt je mehr Leute da sind, das Maß der eigenen Hilfsbereitschaft aber steigt, wenn man selbst gute Lauen hat, müssten die Meisten wirklich schon mal irgendwo gehört haben. Natürlich waren auch ein oder zwei neue Dinge mit dabei, die zumindest mir neu waren, etwa Diderots gespaltenes Verhältnis zu seinem Morgenmantel. Aber andere Dinge wie den Vorführeffekt, das TINA-Prinzip, das Catch-22 Dilemma oder das Stanford Prison Experiment kennen die meisten. Und wer meint, dass stimmt nicht, kann sich ja mal einen Abstecher zu Wiki erlauben, spätestens da kommt dann der Aha-Effekt. Allerdings nicht in Form einer neuen Erkenntnis, sondern eher in der Form dass schon Bekanntes einen neuen Namen erhält. Wie viele Menschen nun aber den Werther-Effekt kennen... nun, dafür bin ich als Germanist einfach mal der falsche Ansprechpartner. *g*)

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