Mittwoch, 22. September 2010

Macbeth

Falls jemand darauf gewartet hat: ja, ich schreibe auch noch eine Rezension zu Macbeth. Und hier ist sie auch schon:

Zuerst sollte man an dieser Stelle sagen, dass die Oper meinen Vater dazu gebracht hat zu fluchen wie ein Rohrspatz. Wir hatten an dem Tag schon Einiges um die Ohren und er hat mich gefahren, weil ich sonst auf jeden Fall zu spät gekommen wäre. Und was erwartet uns am Opernhaus? Eine Demo!!! Mit Polizeieskorte.

Er hat mich also rausgeworfen und ich bin im Stechschritt losmarschiert. Allerdings auch mit dem beruhigenden Gefühl: du bist nicht zu spät. Die vermeintliche Demo bestand aus zwei Narren, welche mit Trommeln den Zug anführten, einem Banner mit der Aufschrift Macbeth, einigen Edeldamen und -Herren und einer ganzen Reihe von Darstellern in Hexenkostümen.

Wenn ich es schaffen würde diese gemütliche Prozession zu überholen, würde ich also noch vor dem Chor in der Moritzburg ankommen.

Gesagt, getan.

Vorbei ein jeder Menge irritierten Passanten und als der Zug endlich in den Innenhof der Moritzburg einzog, hatte ich bereits ein Wasser gekauft, einen Sitzplatz gefunden und Sicherheitshalber einen Pulli übergezogen.

Und es ist ewig her, dass ich das letzte Mal die Moritzburg von Innen gesehen habe.
Klar, die eine oder andere Veranstaltung im Turm habe ich auch mal mitgenommen. Aber die Moritzburg von Innen? Oder auf den Punkt: wann wurden Teile der Fassade durch eine Glasfront ersetzt?

Architektonisch leicht überrascht, schaute ich mich erst mal etwas näher um.

Unzählige Plastestühle, allesamt hart und wenig hilfreich gegen die Kälte. Und eine dreigeteilte Bühne. Links und Mittig die eigentliche Bühne: eine glatte Fläche, etwas erhöht. Der Handlungsort steht fest. Rechts daneben ein merklicher Anstieg, kunstvoll um einen Baum gebaut. Und direkt vor diesem Anstieg ein abgetrennter Bereich in welchem die Musiker saßen.

Und während links von der Bühne eine Wendeltreppe Richtung Turm immer wieder mit genutzt wurde, sah man hinter der Bühne noch die Bogengänge, vor denen das Spektakel stattfand.

Oder kurz: auf jeden Fall eine beeindruckende Kulisse. Und definitiv mal etwas Anderes.

Was war noch anders? Aus technischen Gründen natürlich keine Übertitel. Auch wenn ich bei Opern eigentlich gerne mitlese. Aber zum Glück gab es noch die Narren, welche zwischen den Abschnitten pointiert durch den Abend führten. Man versteht die Beiden auch hervorragend ohne Ahnung von Macbeth. Aber die teilweise etwas flappsigen Zusammenfassungen wurden teilweise erst wirklich brilliant, wenn man einen groben Überblick über das Stück hatte.

Apropo Überblick:
Der Englisch LK war ja nicht nur Bespaßung. Ich wußte das Ende noch. Und genau so habe ich mir die Schlußszene vorgestellt. Ehrlich.

Ob das nun ein Kompliment ist oder nicht müssen Andere auswerten.

Apropo Kompliment:
Herr Park verdient auf jeden Fall eines. Bei den Temperaturen wiederholt mit nichts als weißer Farbe und einem Lendenschurtz am Leib über die Bühne zu schreiten. Respekt.

Was übrigens auch der Grund ist, warum die Rezension an dieser Stelle nicht länger wird.
Ich hätte es beser wissen müssen, aber habe es irgendwie doch nicht.
Ein Oberteil, ein warmer Pulli und eine Jacke, das sollte doch eigentlich reichen für eine Open Air Aufführung, oder? Nun, das tut es aber leider nicht. Auf der einen Seite waren die Stühle so hart, dass ich auf jeden Fall ein Kissen vermißt habe, und dann fehlte noch was für die Beine.
Der junge Herr hinter mir - ein Darsteller des Opernhauses, den ich an dieser Stelle nicht genauer nennen werde - hatte eine Decke dabei, folglich auch einen warmen Sitzplatz. Und er hat sich hervorragend über die Narren amüsiert. Es scheint also gut gewesen zu sein. Ich kann es nicht mehr beurteilen. Ich war in der zweiten Hälfte zu sehr mit frieren beschäftigt, als dass ich darüber etwas inhaltliches sagen könnte.

Kein Zweifel, die Kulisse war beeindruckend und ein Teil der Beleuchtungseffekte wäre bei hellem Tageslicht einfach nicht möglich gewesen. Aber Open Air Veranstaltungen dieser Art sollte man wohl doch eher in den Hochsommer verlegen. Ansonsten aber auf jeden Fall ein Erlebnis.

Bei der Einführungsveranstaltung zur Opernspielzeit hat Herr Köhler übrigens darauf hingewiesen, dass auch die Schauspieler nur bedingt glücklich waren. Zu kalt ist nicht nur unangenehm, sondern auch schlecht für die Stimme. Und dann war da noch ein merkliches Problem mit Stechmücken.
Unmut hat man trotzdem bei Keinem gemerkt.
Und auf Grund der großen Zuschauerresonanz ist man momentan wohl noch am prüfen, ob das ominöse Sommermusical vielleicht in der Moritzburg stattfinden kann. Ich kann mir vorstellen, dass das im Juni oder Juli sicherlich Spaß macht.

Ja, doch, ich kann mir durchaus vorstellen noch einmal einer Aufführung in der Moritzburg zu sehe. Aber dann auf jeden Fall besser vorbereitet. Denn bei 13 Grad auf harten Plaststühlen hält sich die Aufnahmefähigkeit doch eher in Grenzen...

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