Sonntag, 5. September 2010

Volker Pispers - Bis neulich... 2010

Da scrollt man nur mal ein oder zwei Beitrag nach unten und was fällt plötzlich auf? Das ich noch gar nichts zu Volker Pispers gesagt habe. Der Mann war immerhin am 27sten August hier in Halle.

Ich hatte mehr durch Zufall als durch alles andere bereits seine neue DVD gefunden, die wohl erst weniger Tage heraus war. Und da es sich dieses Mal wirklich um eine aktualisierte Fassung handelt und nicht nur um eine Neuanordnung alter Gags, stieg meine Vorfreude in dem Fall noch einmal merklich.

Außerdem habe ich an diesem Abend zum ersten Mal verstanden, was eine Freundin von mir meint, wenn sie behauptet Halle ist kulturell überversorgt.
In der Marktkirche war ein Konzert, am Hallmarkt stand eine Stadtführungstruppe und an und für sich hätte mich eine der Bands auf dem Laternenfest gereizt, nur dass das zeitlich einfach nichts geworden wäre.

Statt dessen bin ich zusammen mit ein paar hundert anderen in die Georg-Friedrich-Händel Halle gepilgert. (Auf der Homepage steht, dort passen bis zu 1500 Menschen hinein. Das könnte die Schlangen auf dem Klo erklären helfen.)
Ich war das letzte Mal vor Jahren dort gewesen und muß von neuem feststellen: sehr schöner Saal mit wirklich guter Akustik.
Und das Publikum war sehr gemischt. Von Abendgarderobe bis Studentenalltagsoutift war alles mit dabei. Altersmäßig ging es bei 15 los und bis über 80 rauf. Glaube ich.
Wie wie immer eine faszinierende Studie in Punkto soziales.
Die links von mir zählten auf wie viele Atze Schröder Veranstaltungen sie schon gesehen haben, die rechts waren so sehr mit damit beschäftigt unbewegt zu sitzen und Hände zu halten , dass sie noch nicht mal zum klatschen kamen, und die hinter mir waren etwa 20 Minuten zu spät. Die Wunder der halleschen Straßenpolitik, unterstützt von ein oder zwei Staumeldungen auf dem Weg...

Und, was an dieser Stelle vielleicht auch mal erwähnt werden sollte:
Wir Hallenser sind an und für sich ein etwas unterkühltes Volk. Es ist schwer uns für etwas zu gewinnen und selbst wenn wir begeistert sind, zeigt sich das oft eher so innerlich. (dafür können wir uns, wenn wir erst mal angetaut sind, sehr anhalten für Dinge begeistern - wie dieser Blog beweist)

Volker Pispers hat tosenden Beifall allein für seine körperliche Anwesenheit bekommen. Dafür dass er guten Abend gesagt hat. Und dafür, dass er uns im politischen Kabarett willkommen hieß. In den ersten 5 Minuten hat das Publikum über 50% der Zeit geklatscht!
Irgendwas muß der Mann richtig machen und sei es nur die Erfindung neuer Nutzungsmöglichkeiten für die deutsche Sprache.

Um endlich mal ein wenig mehr zum Programm selbst zu kommen:
Kohl ist passe, auch Gerhard ist nicht mehr aktuell. Angie und Westerwelle kriegen dieses Mal ihr Fett weg. Und auch seine Meinung über Ostdeutschland ist dieses Mal eher fluffig verpackt und nicht mehr ganz so aggressiv wie bei seinem letzten Auftritt im Steintor. (Persönliche Einschätzung von mir, kann aber auch gerne zur Diskussion gestellt werden.)
Und auch die Kirche und die Rente sind prominente Themen.
Alles in allem ging es eigentlich um Themen die sogar ich mitbekommen habe, auch wenn meine Wachphasen immer seltener mit medialer Nachrichtenbeschallung zusammen treffen.

Kurz: es ist für jeden etwas dabei. Wer Volker Pispers kennt weiß eh worauf er sich einlässt und wird sich freuen, dass hier wirklich mal wieder ein aktualisiertes Programm vorliegt. (Für mich der eindeutig größte Pluspunkt) Wer ihn noch nicht kennt... nun, Volker Pispers ist einer der Menschen, die der jüngeren Zuschauern den Weg ins politische Kabarett ebnen. Mit absoluter Sprachvirtuosität - oder dem was ich mal Germanistenhumor getauft habe - verbindet er wissenswertes und schafft Zusammenhänge, so dass auch dem letzten Zeitungsmuffel ein Licht aufgeht. Wie man zu dem Licht steht ist wieder ein anderes Thema. Ich weiß, dass mein Großvater mit Pispers wenig anfangen kann, aber Georg Schramm total klasse findet. Bei mir ist es eher umgekehrt...

Erm, ja.
Lang genug ist das hier geworden.

Kleine Notiz am Rande: am 19ten Oktober läuft das nächste Mal Neues aus der Anstalt.
Und wenn ich jetzt im Halbschlaf irgendeine wichtige Frage umgangen habe: einfach nachharken. Dafür sind die Kommentare ja da. Hörenswert ist es. Ein typischer Pispers Abend eben.

Ach ja, und wenn er noch eine Alternative zur "unappetitlichen Körperöffnung" gefunden hat wäre ich ja schon neugierig, auf was er sich dann festlegt. *g*

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