Samstag, 23. Juli 2011

wissenschaftliche ^,..,^ Bücher

Na dann wollen wir mal. Auch der Artikel schreibt sich nicht von alleine, sonst wäre er schon vor einer ganzen Weile fertig gewesen.

Und wer jetzt erst mal denkt: Wissenschaftlich = Langweilig...
Nun, es kommt immer aufs Interesse an und darauf wie es geschrieben ist.

Fangen wir daher mal mit dem Buch an, dass ich hier eigentlich nicht erwähnen wollte: Markus Heitz - Vampire! Vampire! Alles über Blutsauger
Das ist als Überblickswissen sehr nett. Man merkt ihm an, dass er weiß wovon er schreibt. Auf wenig mehr als 200 Seiten ist eine Menge untergebracht. Zumindest wenn es um die älteren Vampirberichte geht. Mit gutem Willen kann man sogar von einer "kritischen Sichtung der Quellen" sprechen, es gibt da nur ein Problem: der Ton des Buches ist eine Zumutung. Lustig gemeint ist leider nicht immer auch lustig gemacht. Und manches von dem was gesprochen vielleicht durch die Betonung noch irgendwie zu retten wäre, wirkt auf dem Papier einfach nur unpassend.

Aber gut, genug gemosert. Auch zu dem Thema gibt es weitaus trockenere Bücher.

Ist hier irgendjemand ein Freund von Freud? Also der mit der Psychoanalyse.
Ich sag nur Laurence L. Rickels - The Vampire Lectures.
Um da durch zu kommen und wirklich was mit zu nehmen muss man schon starkes Interesse an Vampiren haben. Sicher, interessant ist es, aber eben mitunter auch sehr trocken. Vor allem wenn man gerade nicht weiß um welchen Film es geht.

Wer mehr nach einem Ansatzpunkt aus unserer heutigen Zeit sucht, dem gefällt vielleicht Kinder der Nacht von Tony Thorne. Es geht allgemein um Vampirmythen in verschiedenen Kreisen oder Praktiken, Berichte und Lebensweisen die sich mit unserer Vorstellung von Vampiren decken. Dabei geht es nicht nur um Kulturkreise die in normalen Vampirbüchern sonst tunlichst umschifft werden, sondern auch um Vampire in unserer heutigen Zeit. Gerade bei letzterem merkt man dem Autor eine leichtes Unverständnis an, aber wer sich mit dem Thema gerne mal aus einem anderen Blickwinkel beschäftigen möchte, ist hier gut aufgehoben.

Vielleicht sollte vor dem Ausgefallenen auch erst mal die Grundlagen kommen. Daher jetzt zur absoluten Ursuppe: Dieter Sturm und Klaus Völker - Von denen Vampiren oder Menschensaugern. Dichtungen und Dokumente.
Hierbei handelt es sich um eine Mischung aus alten literarischen Quellen, an die man sonst sehr schwer heran kommt, und den historischen Quellen, auf die in den anderen Büchern immer wieder gerne verwiesen wird. Goethe hat das älteste deutsche Vampirgedicht geschrieben, neben ein paar Romantikern sind auch Tolstoi, Gogol, Byron und Polidori vertreten, sowie LeFanu mit Carmilla. Ingeborg Bachmann habe ich gerade auch gesehen. Und natürlich Draculas Gast von Stoker. Und dann wie gesagt noch mal 60 Seiten mit historischen Quellen, etwa Luther, Graf Otto von Stein oder Voltaire.

Etwas ähnliches ist Christopher Fraylings - Vampyres. Lord Byron to Count Dracula.
Allerdings einmal mehr auf Englisch und mit einem etwas anderem Fokus. Polidori wird ausreichend gewürdigt. Wer sich jetzt fragt warum so was wichtig ist: Die Vampirgeschichte die normalerweise Lord Byron zugeschoben wird, stammt eigentlich von ihm. Und es gibt einen Teil darüber, wie Stoker seinen Dracula zusammen geklöppelt hat. Das ist jetzt vielleicht kein wissenschaftlich hochwertiges Deutsch, aber gerade die Reise über die Karpaten hat er zu einem guten Teil aus anderen Reiseberichten zusammen geschrieben, also ist die Wortwahl wohl verzeihlich.

Aber weil wir einmal bei Frayling sind: wirklich gut ist sein Alpträume. Die Ursprünge des Horrors. Hier geht es unter anderem um Dracula, Jekyll und Hyde, Frankenstein oder den Hund der Baskervilles. Und zwar mal nicht um die Bücher selbst, sondern um die doch recht zahlreichen Spleens der Autoren. Stoker war einen großen Teil seiner Kindheit ans Bett gefesselt. Obwohl er später auch ein erfolgreicher Sportler war hat er dabei wohl einen leichten Knacks weg bekommen, der auch nicht dadurch besser wurde, dass er später für den exzentrischen Henry Irving arbeitete. Robert Louis Stephenson - Autor der Schatzinsel - verbrannte die erste Version von Dr. Jekyll & Mr. Hyde, nachdem seine Frau zu schockiert reagiert hatte. Sir Arthur Conan Doyle - der Mann der Sherlock Holmes erfand!!! und diesen dann umbrachte - war in seinen späten Jahren ein Anhänger von Mystizismus und Spiritismus! Und Mary Shelly muss einen ehrlich bescheidenen Urlaub gehabt haben, als sie von Frankenstein träumte. Glaubt ihr nicht? Hier steht es aber!
Ganz ernsthaft, so hätte ich mir mitunter unsere Germanistik Seminare gewünscht. Das rückt einiges ins rechte Licht.

Und nun habe ich hier so viele schöne Schlaglichter herausgesucht, aber wo sind die guten Einführungen?
Ich fand sowohl Norbert Borrmanns Vampirismus oder die Sehnsucht nach Unsterblichkeit gut, als auch Basil Coopers Der Vampir in Legende, Kunst und Wirklichkeit. (Borrmann gibt es mittlerweile auch in einer aktualisierten post-Twilight Ausgabe)
Dass ich die hier nur kurz erwähne schmälert bei weitem nicht die Qualität, ich habe beide gern gelesen. Aber da ich das meiste mittlerweile schon mal irgendwo gehört habe, zählt das für mich zur Entspannungsliteratur.

Der Auslöser für diesen Post hier war ja unter anderem, dass ich neulich aus einer Laune heraus Vampire. dem Mythos auf der Spur von Hagen Schaub geholt habe. Ich stand davor und mir war einfach danach, das mal wieder zu lesen. (Ich bin noch nicht dazu gekommen, aber ich freu mich drauf.)


So, und zum Abschluss noch meine heimliche Lieblingsrubrik: Dinge die interessant klingen, für die ich aber noch keine Zeit hatte.

Gerade ist mir zum wiederholten Male das Trakatat von dem Kauen und Schmatzen der Toten in den Gräbern auf Amazon aufgefallen. Ein sehr kurzes Buch von Michael Ranft. Und das erste wissenschaftliche Buch, dass sich mit Vampire auseinander setzt. Allem Anschein nach aus dem frühen 18ten Jahrhundert!
Das stelle ich mir echt schräg vor.

Dann ist da Eric Nuzum und The Dead travel fast. Stalking Vampires from Nosferatu to Count Chocula.
Ein Mann der im Selbstversuch mehr vampirisches in seinem Leben bringen möchte. Ich hab mal reingelesen und die Halloween Episode immer noch im Kopf. Das ist meistens ein gutes Zeichen.

Auch nicht ernster stelle ich mir das Buch von Allyson Beatrice vor: Will the Vampire People please leave the Lobby? And other True Adventures from a Life online.
Schon der Titel ist genial.

Etwas das ich tatsächlich mal gelesen und schon wieder verdrängt habe und genau darum mal wieder lesen könnte: Colin Odell - Vampire Films (Pocket Essential). Kurz, aber viel.

Und dann liegt hier noch das überdimensionierte Telefonbuch von David J. Skal, mit dem Titel Vampires. Encounter with the Undead. So weit ich das beim durchblättern überblicken konnte: eine Art Essaysammlung zu fast allem... Wenn ich nur die Zeit dazu hätte...

Und, war was dabei, dass euch spontan angesprochen hat?

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