Montag, 4. Juli 2011

Dracula - Das Musical ^,..,^

So, da wären wir nun also. Der Dracula Marathon ist erfolgreich überstanden. Die Klamotten sind nach dem Weltuntergangsregen von gestern auch wieder trocken. Und ich setze mich bei der Gelegenheit endlich an die Rezension.

Fangen wir mal mit den halbwegs einfachen Dingen an: worum geht es?
Dracula hat ein etwas gespaltenes Verhältnis zur Kirche. Welches unter anderem dazu führt, dass er zum ewigen Leben verdammt wird, aber indirekt auch dazu, dass er seine geliebte Frau verliert, Adriana.
Als ihm dann aber klar wird, dass das mit dem Fluch ernst gemeint war... nun, Unsterblichkeit versöhnt auf den ersten Blick mit einer Menge Sachen.
Ausreichend blutdurstig geht es durch die Lande, bis eine Blutsverwandte namens Lorraine auftaucht. "In ihren Augen ist ein Licht das ich ertrag" spricht jetzt vielleicht nicht von der großen Liebe auf den ersten Biss, aber während ihr etwas überspannter Bruder schon mal als Damenfutter herhalten muss, verfällt sie Dracula mehr und mehr.
Alles könnte recht schön sein... würde Dracula nicht immer noch an seiner Adriana hängen und mehr und mehr vor sich hin siechen. Seine Lebenskräfte erwachen erst wieder - wenn auch im Udo Lindenberg Gedächtnis Look - als sich eine Frau findet, die seiner verstorbenen Geliebten bis aufs Haar gleicht.
Diese ist nun... zwar angetan von der Aufmerksamkeit dieses ihr vollkommen fremden Mannes, aber eben auch reichlich verwirrt.
Tja, und ob Dracula dieses Mal seinen Frieden findet...

Man will ja auch nicht auf Anhieb alles verraten.

Und was erwartet einen neben der Handlung noch alles?
Fangen wir mal mit der etwas schwer umschreibbaren Musik an. Von kirchlich inspirierten Chorälen, über Rock bis hin zu tatsächlich etwas populär angehauchten Liebesliedern ist echt alles dabei. Da einen recht großen Teil der Zeit geliebt und gelitten wird überwiegt der Herz-Schmerz Teil ein wenig. Was aber nicht täuschen sollte. Immerhin begegnen wir neben einem verärgertem Dracula auch einer neuzeitlichen Rockerbande.
Die Musik hat definitiv das Zeug zum Ohrwurm. (Schade nur, dass es mir bisher nicht gelungen ist die CD irgendwo aufzutreiben.)

Worüber man nun ein wenig geteilter Meinung sein kann ist die Ausstattung des Stückes.
Jeder freie Cent ist nachweislich in Kostüme investiert worden. Man sieht es den Kleidern und Mänteln förmlich an. Zumal es ja auch nie mit nur einem Kostüm pro Person getan ist.
Mir würde nie im Leben einfallen das zu kritisieren. Immerhin springt einem an jeder Ecke entgegen was Matthias Brenner mit optischem Bombast gemeint hat.
Das einzige wofür dann definitiv kein Geld mehr da war, war ein abwechslungsreiches Bühnenbild. Gut, das Garten, Ballsaal und Gruft fast gleich aussehen und sich im Grunde nur durch die auftretenden Personen unterscheiden... irgendwo sind eben einfach die Grenzen des Machbaren. Und mit vier Säulen und zwei Showtreppen lassen sich immerhin Fledermausflügel imitieren. Ich bin trotzdem ein klitze, klitze kleines bissel enttäuscht, einfach weil die Bühnen Halle sonst immer sehr gut darin sind, mit ein oder zwei Kleinigkeiten merkliche Unterschiede im Bühnenbild zu produzieren. Aber bitte, ich will nicht mäkeln.

Warum nicht?

Weil es einfach zu viel Spaß macht.
Da die Bühne mit nur zwei Mensch... naja, mit zwei Figuren mitunter ein wenig leer wäre, wurde noch ein Ballett mit eingebaut. Neben Engeln und Teufeln oder anderen Gestalten kann man also während der Lieder zusehen wie Dracula, Adriana und Louraine als Double einander umschwärmen.
Die Kostüme sind tatsächlich über jeden Zweifel erhaben.
Und dem Rest merkt man die Freude einfach an.
Da wäre natürlich Gerd Vogel als Graf Dracula. Mit überbordendem Ego und einem etwas verdrehten Humor, trotz aller Gewalt immer noch ein Sympathieträger. Zumal ich Herrn Vogels Stimme ehrlich mag.
Björn Christian Kuhn als Hofnarr, latent sadistischer Handlanger und pragmatischer Arzt, mal mit Moralkeule, mal mit Zynismus, aber immer mit dem Lächeln desjenigen, der sich hinter dem Rücken seines Herren hervorragend zu unterhalten versteht.
Und Christopher O'Conner dem die etwas undankbare Aufgabe zugefallen ist, als überbesorgter Bruder ein paar veraltete Moralvorstellungen hoch zu halten, dem es dafür aber verhältnismäßig wenig auszumachen scheint, von drei Frauen gleichzeitig angeknabbert zu werden.
Apropo Frauen. Absolut goldig sind die drei "Nymphen", gespielt von Katharina Eirich, Katharina Schutza und abwechselnd entweder von Tabea Scholz oder von Constanze Eschrig. Dieser "Frauenverein der Geliebten von Dracula" hat einen sehr eigenen Humor entwickelt, um mit den Marotten des Grafen umzugehen. Ein paar hundert Jahre verschieben eben so manche Perspektive.
Wie schon gesagt sind die beiden weiblichen Hauptrollen ebenfalls sehr sehenswert.
Nadine Eisenhardt mal als unschuldiger Engel und liebende Frau, mal als handfeste Rockerbraut, die ihre Argumente gut ins Licht zu rücken weiß. (Und die hervorragend klingt, seit noch mal wer das Mirkoport zurecht gerückt hat)
Und Kerstin Ibald als Lorraine. Von verwirrt verliebt bis resignierend ist so ziemlich alles dabei. Und auch hier: wirklich hörenswerte Stimme.

Was bisher noch gar nicht zur Sprache kam:
Wir haben es mal wieder mit einer ganz, ganz leichten Form von Schleichwerbung zu tun. Die Sensu-Crew gibt es nämlich auch außerhalb des Theaters. Würde ich mir bei Gelegenheit tatsächlich mal ansehen. Und für alle, denen sich er Zusammenhang nicht so zu 100% erschließt: Der letzte Teil von Dracula spielt etwas näher an unserer Zeit, Casino, Motoradgangs inklusive. 3 Motorräder und der ganze Raum hat geruchstechisch was davon. Aber nett.
Und falls sich wer die genannte Internetadresse gemerkt hat: es ging um Alkohol. Scheinbar für den Gag eingebaut, sonst wäre das im Cafe oder Foyer mal aufgefallen.

So, was fehlt sonst noch?
Ein Blick in die MZ und die verwunderte Feststellung, dass wir uns wenigstens in einem Punkt einig sind: an der Soundabmischung sollte wirklich noch geschraubt werden.
Ansonsten möchte ich an der Stelle darauf hinweisen, dass wir Hallenser einfach von Haus aus ein wenig unterkühlt sind. Das Publikum war für hallesche Verhältnisse durchaus in Ordnung. Zumal man die Standing Ovations nicht unterschlagen sollte. (Die waren nicht ganz freiwillig, aber wenn in der ersten Reihe die Leute aufstehen und man immer noch was sehen will... ) Da haben am Ende noch Einige mitgezogen.

Als fluffig leichtes Musical, dass sich weniger mit Bram Stoker und mehr mit Vlad Tepes auseinander setzt auf jeden Fall sehenswert. Und lustig wird es meistens dann, wenn die Übersetzung mal wieder ein wenig gegen den offensichtlichsten Reim gebürstet wurde. Durchaus hörenswert und einiges zum grinsen dabei. Auch dank einer Reihe absurder Einfälle am Rande.

Und ich werde zusehen, dass ich in den nächsten Tagen endlich mal die Posts über diverse Vampirbücher zusammen stelle.

2 Kommentare:

  1. Mist, jetzt wollte ich schon schreiben, dass du mich neugierig gemacht hast und ich mir das Musical auch mal anschauen möchte, da erzählt mir Tante Google, dass es nicht mehr aufgeführt wird.

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  2. Da hat Tante Google in dem Fall unrecht.
    Guckst du hier:
    http://www.dracula-buehnen-halle.de/termine/

    Du wirst dich also noch mindestens anderthalb Monate gedulden müssen, aber nächste Spielzeit wird es oft kommen. Oft.

    Übrigens haben sich mittlerweile mehrere Leute gefunden die sich die 39 Stufen Mitte/ Ende nächsten Monats noch mal ansehen würden. Ist Hoftheater, macht also nur Spaß wenn das Wetter mitspielt. Aber wenn du magst kannst du gerne mitkommen. Das ist auch ehrlich genial. Ein Feuerwerk kleiner, liebevoller Einfälle, mit denen man Agentenfilme aller Art parodieren kann.

    Also wie gesagt: wenn du Zeit hast bist du herzlich eingeladen ebenfalls mal einen Blick rein zu werfen. ^^ Ich habe bisher noch Keinen gefunden, dem es nicht gefallen hätte.

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