Dienstag, 23. August 2011

Gary Taubes - Good Calories, Bad Calories. Fats, Carbs, and the Controversial Science of Diet and Health

Mal noch eine kleine Empfehlung für alle, die sich für gesunde Ernährung interessieren. Oder die durch Herrn Straubes Fröhlichen Hypochonder neugierig geworden sind. Oder, oder, oder...

Das mit Abstand beste Buch das mir bisher zu dem Thema untergekommen ist - und wahrscheinlich auch das beste, dass ich jemals zu diesem Thema lesen werde - ist von Gary Taubes - Good Calories, Bad Calories.

Jaja, ich weiß, schon wieder Englisch. Und das Buch ist auch schon drei oder vier Jahre alt. Es verfolgt aber meines Wissens nach einen ziemlich einmaligen Ansatz: Gary Taubes hat so ziemlich alles, was jemals an Ernährungswissenschaftlichen Studien durchgeführt wurde, durchgesehen und noch einmal ausgewertet. Ich bin aus Zeitgründen leider immernoch erst auf Seite 80 (ich komme im Moment nicht wirklich zum privat lesen) und das Buch ist sehr umfangreich. Der Punkt ist aber auch, dass vieles was wir heute über Ernährung zu wissen glauben, viel mit Medienkampagnen zu tun hat. Und nicht alle davon stützen sich tatsächlich auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Dabei geht es noch nicht mal um Werbemaßnahmen der Industrie, sondern um Konsensfindung innerhalb der Wissenschaft selbst. Und oftmals ist es gerade hier hilfreich zu wissen, wo eben alles nicht nach wissenschaftlichen Standarts gearbeitet wurde oder wo sich einfach nur Egos profilieren wollten.
Bisher ging es in dem Buch in erster Linie um Cholesterien, und es gibt Anzeichen, dass es nur eine einzige Bevölkerungsgruppe auf der Welt gibt, für die das Thema tatsächlich in irgend einer Form von Bedeutung ist: Männer unter 50. Für Männer über 50 oder für Frauen scheint der Cholesterienspiegel ziemlich egal zu sein. Überhaupt sollte man als Frau scheinbar vorsichtig sein. So weit ich das verstanden habe werden Ernährungsstudien bevorzugt mit Männern durchgeführt und die Ergebnisse 1:1 auf Frauen umgelegt, was nicht immer zu vertrauenswürdigen Ergebnissen führt.
Und, was vielleicht auch nicht Alle wissen: Cholesterien im Essen hat vergleichsweise wenig mit dem eigenen Cholesterienspiegel zu tun. In so fern: esst Eier, so viel wie ihr wollt. Es schad' ni't.

Ganz ernsthaft, Good Calories, Bad Calories. Fat, Carbs and the Controversal Science of Diet and Health ist so ziemlich genau das Buch, dass ich mir zu dem Thema gewünscht habe. Es ist kein Diätplan, aber ein wichtiger Hinweis sich kritisch mit dem Thema auseinander zu setzen. Und der eine oder andere gute Hinweis ist auch dabei. Low-Fat werde ich mir danach wahrscheinlich nicht antun.

Und wer jetzt schon mal den Sprung nach Amazonien gewagt hat und sagt "Hilfe, dafür reicht mein Englisch nicht!", der kann sich mit Gary Taubes Why we get Fat und What to do about it auseinandersetzen. Das ist für Nicht-Biologen definitiv einfacher, arbeitet aber mit einer anderen Struktur. (Hier bin ich auch noch nicht durch, weil ich das nur als eBook besitze und im Grunde nur zum Lesen komme, wenn ich mal mit dem Netbook in der Bibo sitze und sonst für gar nichts anderes mehr Nerven habe.) Der Ansatz hier besteht darin einige der für uns mittlerweile selbstverständlichen Diät-Ideen auf den Prüfstand zu stellen. Die Vorstellung dass man sich entweder zu wenig bewegt oder zu viel isst greift eben doch zu kurz. Und genau dass arbeitet er an einigen Beispielen auf. (Laut Amazon gibt es am Ende wohl auch Ernährungstips, aber so weit bin ich noch nicht.)

Wer zu dem Thema einfach mal einen neuen Ansatz kennen lernen möchte, ist hier auf jeden Fall bestens aufgehoben. Ein vielleicht etwas verkopfter Weg um sich mit Ernährung auseinander zu setzen, aber durchaus interessant und lesenwert.

UND: wer sich jetzt fragt "Wie jetzt, dass was Wissenschaftler uns verkaufen stimmt teilweise noch nicht mal?" der sollte vielleicht mal Ben Goldacres Wissenschaftslüge zur Hand nehmen. Nicht nur gibt es eine Fülle an Wegen wissenschaftlich unsauber zu arbeiten, mitunter steht uns auch unsere Vorstellung von Wahrscheinlichkeit im Weg. Es gibt medizinische Krankheitstests, bei denen es sich bei einem positiven Resultut lohnt vor der Panikattacke einfach mal einen Mathematiker zu fragen was wahrscheinlicher ist: ein fehlerhaftes Resultat oder ein tatsächlich positiver Befund. Erschreckend, aber wahr. Und wer zur Erheiterung einfach mal etwas fürs kritische Denken tun möchte, ist hier schon sehr gut aufgehoben. Es geht nur eben weniger um Ernährung und mehr um Medizin und Kosmetik. IQ-schädlich ist es trotzdem nicht.

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