Samstag, 18. Juni 2011

Kognitive Dissonanz 2 - Zucker

Ich breche das heute zur Verständlichkeit mal ein wenig auf das Niveau der Sendung mit der Maus herunter, dann wird es auch einfacher meinen eigenen Standpunkt darzulegen.

Wir haben das nämlich schon ein paar mal auf Arbeit diskutiert und der allgemeine Konsens ist: (Husten)Bonbons und ähnliches müssen Zuckerfrei sein, weil es schlecht für die Zähne ist, wenn da die ganze Zeit Zucker drum herum ist.

Ich kann das von der Sache her nachvollziehen, es gibt da nur drei Dinge die mich stören:

1.) Ich rede auf Arbeit zu viel. Habe viel zu oft Halsschmerzen. Und manchmal habe ich sogar den Verdacht dass ich mir in homöopathischen Dosen meine Stimme ruiniere. Aber selbst wenn der Schmerz mal ganz schlimm ist, ist das nach allerspätestens einer Woche wieder weg. Eher nach drei Tagen. Die Zeit überleben meine Zähne, vor allem wenn ich regelmäßig putze. (Wer sich in den ersten fünf Sätzen wieder findet sollte sich übrigens zur Vorsicht eine gute HNO Ärztin suchen und das bei Bedarf immer mal kontrollieren lassen. Mit der Stimme ist nicht zu spaßen. Eine unserer Lehrerinnen musste mal am Hals operiert werden. Das hat Jahre gedauert bis sie wieder "normal" klang.)

2.) Der Sendung mit der Maus Teil. Natürlich sind die Zähne wichtig, aber irgendwie ignorieren alle, was sie ihrem Körper da als "Ausgleich" antun. Um das mal bildlich zu machen:
Man ißt etwas. Sagen wir mal es ist ein Zuckerfreier Hustenbonbon. Dann meldet die Zunge erst mal generell "Hey, das ist süß. Das muss Zucker sein." Das Hirn ist begeistert. Da kommt schnelle Energie. Also faxt es runter an die Bauchgegend "Jungs, bringt das Insulin in Stellung. Da kommt Zucker." Das Insulin freut sich. Da gibt es mal wieder was zu arbeiten. Und es macht sich bereit und wartet. Und wartet. Und grüßt im vorbeigehen vielleicht noch mal nett die Zuckeraustauschstoffe. Und wartet weiter. Und irgendwann hat das Insulin keinen Bock mehr. Da steht es nun wie bestellt und nicht abgeholt und fängt an zu Revoltieren. Das ist kein höfliches Fax mehr, das ist ein lauter Aufschrei: "Wir wollen Zucker! Wir gehen hier nicht weg bis wir welchen haben! Wir lassen uns doch hier nicht für Dumm verkaufen! Gebt uns Arbeit!" Und dann ist das Hirn erst mal wieder gefragt. Die da unten proben die Französische Revolution. Dabei war sich die Zunge doch sicher. Und die irrt sich doch eigentlich nicht... naja, für Ursachensuche ist erst mal keine Zeit. Die da unten brüllen immer lauter. Also tut das Hirn das Einzige, was in dieser Situation noch hilft: es legt den Schalter für den Heißhunger um. Was auch immer schief gelaufen ist, das Insulin fordert Zucker. Und der Mensch wird im Kühlschrank schon irgendwas finden, das Insulin zu beschäftigen...
Und jetzt nehmen wir mal an man tut das was einem Arzt und Apotheker bei Halschmerzen empfehlen: permanent irgendwas lutschen, damit der Hals ausreichend befeuchtet und vielleicht noch ein wenig beruhigt wird.
Mit Zuckerfreien Bonbons kommt da eine Menge Insulin zusammen. Und man hat den Rest des Tages das Gefühl man könnte ein ganzes Rind quer essen und wäre immer noch nicht satt.
Darum hört man auch immer wieder, dass Zuckeraustauschstoffe so gerne in der Mast eingesetzt werden: es gibt keinen idiotensicheren Weg mehr zu essen als man eigentlich sollte.

3.) Und ihr könnt mich jetzt für bescheuert halten, aber: ich bin FÜR Zucker in meinen Hustenmitteln. Wenn es mir eh schlecht geht muss ich mich nicht auch noch mit meinem Körper anlegen.
Und das wäre alles kein Thema, wenn die ganzen Zero-Kalorie-Fanatiker nicht dafür gesorgt hätten, dass es mittlerweile kaum noch Hustenbonbons mit Zucker gibt. Stellt euch mal vor so ein Regal: 3/4 sind Zuckerfrei. Vor allem die Sorten die vom Geschmack her echt interessant klingen. Und unter die Sorte mit Zucker fällt normalerweise noch der Billig-Eukalyptus, den ich auf Dauer auch nicht nuckeln möchte.
Kein Wunder das ich mittlerweile gewohnheitsmäßig bei Lakritze gelandet bin.
Und ich würde mich darüber vielleicht auch nicht aufregen. Wenn ich nicht... wie hat R. das mal genannt? "Unter die Ipalat Junkies gegangen" wäre. Bevor wer die Suchtprävention anruft: Ipalat ist ein Apothekenpflichtiges Halsdragee, dass es in 3 Sorten gibt: normal, ohne Zucker und ohne Menthol. Die Dinger sind klasse. So eine Mischung aus Placebo und "Hilft wirklich". Und normalerweise reiche ich mit so einer kleinen Dose anderthalb Monate. (Und ich habe eine Apothekerin mal gefragt: Das Zeug kann man ewig nehmen ohne süchtig zu werden oder Entzugserscheinungen zu befürchten.)
Also stehe ich grob aller sechs Wochen in der Apotheke und bestelle "Ipalat mit Zucker." Formuliere ich mittlerweile wirklich so, damit sie wissen wonach sie suchen müssen. Und jedes einzelne Mal das gleiche: ohne Zucker ist da, mit Zucker müssen sie erst bestellen.
Bestellen!!!
Ich kann das Zeug noch nicht mal spontan vor der Arbeit in irgend einer Apotheke holen, weil es einfach nicht da ist. Das geht sogar so weit, dass Kollegen oder befreundete Ipalat-Junkies, etwas aus einem Chor, sich schon mal bei mir bedienen wollten und dann erst mal irritiert fragen: "Äh, müssen die so aussehen?" Wenn Zucker dran ist, dann ja!
Nicht falsch verstehen, Leute, ich mag Euch alle. Aber Eure Lebensweise schränkt mich ein. Ich habe keinen Bock mehr mich von Apothekern - von Leuten die es eigentlich besser wissen müssten - ansehen zu lassen als wäre bei mir eine Schraube locker.
Ja, es ist Zucker. Es ist schlecht für die Zähne. Aber wenigstens bilde ich mir ein zu wissen was ich da tue...



So... das wollte auch mal gesagt werden.

Und für die, die in erster Linie weiter gelesen haben, weil es ganz oben um Halsschmerzen ging: was wirklich hilft ist frischer Ingwer Tee. Einfach ein wenig von einer Ingwerknolle klein schnippeln. Mir wurde mal als Augenmaß genannt: zwei Stück, etwa so groß wie ein 2 Euro Stück und etwa so dick wie ein Streichholz auf einen Liter heißes Wasser. Ich nehme meistens etwas mehr in mehreren kleineren Stücken. Einfach mal ausprobieren. Dann ab aufs Stövchen und erst mal durchziehen lassen. So nach 20 bis 30 Minuten fängt es dann langsam an nach Ingwertee zu schmecken. Wer möchte kann Honig dran tun. Auch wenn ich finde das passt nicht so ganz dazu. Aber wenn man neben dem Honig noch ein wenig frische Limette dazu presst, dann schmeckt das echt klasse. Bleibt ja auf dem Stövchen auch schön lange warm und hilft gut bei Halsschmerzen. Wird wenn man es zu lange ziehen läßt nur eben etwas scharf.

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