Sonntag, 25. Mai 2014

Caspar Henderson - The Book of barely imagined being

Einen hab ich noch.

Das Schöne wenn man mal wieder merlich Zeit zum lesen hat ist ja: man lernt tatsächlich immer noch mal was Neues.

Weiß einer von Euch auf Anhieb was ein Bistiarium ist? Oder ist das auf Deutsch ein Bestiarium?
Hrm... wenn das schon so anfängt gebe ich die Antwort lieber gleich selbst.
Der eine oder andere hat vielleicht schon mal in einer Wunderkammer gestanden, in der die besser betuchten damals Fundstücke aus aller Welt ausstellten, entweder weil sie sie selbst gefunden oder erworben hatten oder eben weil man sie von guten Freunden oder Untergebenen oder weiß der Geier von wem Geschenkt bekommen hat.
Das ist mitunter heute noch nett anzusehen, aber vielfach irgendwie auch nicht mal mehr halb so magisch, wie es den Zeitgenossen damals vielleicht vorgekommen sein mag.

Was mir bisher auch keiner gesagt hatte: Die Dinger waren nicht nur da, um was über die Welt zu lernen, sondern auch um die Dinger lange und kontemplativ anzustarren und dabei über den Menschen und die Welt und das eigene Leben Erkenntnisse zu erlangen, die in den Gegenständen selbst vielleicht gar nicht drin stecken.

Und einen ähnlichen Hintergrund hat das Bistiarium. Diese alten Pergamente auf denen die Sprinx und der Phönix und Seeungeheuer und was nicht sonst noch alles beschrieben wurden? Gleich mit einer moralischen oder religiösen Wertung hinten dran?
Auch das hatte mehr mit dem Versuch zu tun etwas über die Welt zu lernen als über die einzelnen Wesen.

Und mit diesem minimal erhobenen Zeigefinger arbeitet sich Caspar Henderson in seinem Book of Barely Imagined Beings durch Land, Wasser, Luft und alles was nicht bei drei auf den Bäumen ist.

Ich bin ehrlich: Mein Englisch ist gut. (Ich habe einen Abschluss als (nicht vereidigter) Fachübersetzer, verdammt noch mal. Und ich treibe mich wirklich mehr als Genug im Internet herum.) Aber hier komme ich mitunter echt an meine Grenzen. (Ich bin eben kein Fachübersetzer für Biologie.) Es ist trotz allem echt faszinierend zu lesen. (Ich versuche immer noch zu verstehen wie einer der nähesten lebenden Verwandten von T-Rex ausgerechnet das Haushuhn sein kann... da muss in der Zwischenzeit echt viel passiert sein.) Das Ganze kommt früher oder später immer wieder auf den Menschen und seine Zerstörung der Natur zurück. Naja, und die doch recht zahlreichen Vorurteile die man gegenüber einzelnen Tieren so haben kann. Und auch wenn ich den Tonfall des Buches mitunter echt belastend fand, konnte ich es einfach nicht aus der Hand legen.
Was ja auch ein sehr eigenes Kompliment für ein Buch ist.

Und ganz ehrlich: das Layout ist in dem Fall die halbe Miete. Die Kommentare stehen hier nicht als Fußnote unterm Text oder irgendwo am Ende, sondern direkt am Seitenrand. Und einige der Bilder in diesem Buch sind ehrlich faszinierend.

Auf der einen Seite bin ich mir relativ sicher, dass ich mir das Buch nicht noch mal holen würde.
Auf der anderen Seite bin ich mir auch relativ sicher, dass ich es nach dem lesen - im Gegensatz zu einem Haufen anderer Bücher die ich in letzter Zeit gelesen habe - nicht weiter verschenken, sondern behalten werde.

Ich bin da echt uneinig. Und manchmal sind gerade das die besten Bücher.

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